Denk ich an die Moritzkirche

2. Juni 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

Heute haben wir ein Sachbuch aus dem Büchermahlstrom gefischt. Es ist ein Buch über eine unserer historischen Stadtkirchen. Über die Vorstellungsveranstaltung des wunderschönen Werkes über die Moritzkirche hatten wir bereits berichtet. Nun wollen wir uns (endlich) dem Buch selbst widmen:

Das Buch ist entstanden aus einer Schreibwerkstatt zur Moritzkirche, die Christoph Kuhn, Autor aus Halle, geleitet hat. Herr Kuhn hat rasch gemerkt, dass die Teilnehmer an diesem Buchprojekt Menschen sind, „die mit der Kunst des Verfassens von Texten gut vertraut sind.“ So konnte sich Christoph Kuhn der dankbaren Aufgabe widmen, die Texte zu lesen, zu ordnen und zusammen zu stellen. Das ist ihm außerordentlich gut gelungen. Ihm und der Grafikerin Barbara Dimanski ist zu verdanken, dass ein rundes Buch über die Moritzburg entstanden ist, das sich hinter Verlagsproduktionen nicht verstecken muß.

Kommen auch Tiere in den Himmel?

Beginnen wir damit, was mir am Besten gefallen hat: Es sind die KirchenöffnerInnengeschichten, die Dorothea Tesching ab S. 154 zusammengetragen hat: Einige der Begegnungen, die die Elisabethschwestern bei ihrer Betreuung der Offenen Kirche St. Moritz erlebt haben, werden hier aufgeführt. Die können natürlich nicht alle erwähnt werden. Aber nachdenklich und köstlich zugleich ist die Geschichte von der toten Katze im Müllsack, derentwillen alle Kerzen in der Kirche angezündet werden, worauf ein trauriges Paar getröstet nach Hause gehen kann.

Es sind natürlich nicht nur Anekdoten, die den Charme dieses Lesebuches ausmachen. Nach dem Prolog von Probst Hentschel, Regionalbischof Schneider, dem Akademiedirektor Grütz und dem (leider bereits verst.) Ex-OB Rauen als Einführung folgen im Kapitel „Ort sakraler Kostbarkeiten“ viele interessante Artikel zur Geschichte der Moritzkirche und ihre Bedeutung für die Halloren und die Stadt Halle. Das Kapitel „Ort wechselvoller Geschichte“ geht auf die jüngere Geschichte der Kirche ein. Es wird erzählt, wie die Kirche von der evangelischen Kirche wieder zurück an die Kath. Kirche ging, da die Gemeinde zu klein geworden war. Es geht um dringende Renovierungsarbeiten, um neuen Bauschmuck und um berühmte Besucher (Walter Jens, Günter Grass). In „Ort der Erinnerung und Begegnung“ geht es um persönliche Erlebnisse, die die Autoren mit der Moritzkirche verbinden. Hier finden Sie auch die oben erwähnten KirchenöffnerInnengeschichten. Über ein Gespräch mit Hans-Joachim Marchio, dem „Vater“ der Katholischen Akademie Sachsen-Anhalt, habe ich mich persönlich sehr gefreut. Wo es einen Prolog gibt, darf ein Epilog nicht fehlen: Keinesfalls ist es ein Abgesang auf die Moritzkirche. Denn das Kirchenhaus steht so lange Zeit, da wird noch einiges geschehen! Hier können Sie sich zum aktuellen Baugeschehen informieren, eine Zeitleiste taucht hier auf und natürlich ein Autorenverzeichnis.

So ein schönes Buch würde ich mir zu jeder der alten Kirchen in Halle wünschen.

Paula P.

Denk ich an die Moritzkirche … Ein Lesebuch. Herausgegeben von der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg, 182 S., viele Abbildungen und Fotos, 978-3-00-060944-2, 20,00 € (davon gehen 5,00 € an die Bürgergesellschaft St. Mauritius)

Das Buch kann bei der Katholischen Akademie Sachsen-Anhalt erworben werden, oder im Pfarrbüro zu den Öffnungszeiten, oder in der Buchhandlung Molsberger, Steinweg. Die Katholische Akdemie versendet es Buch auch auf Anfrage zzgl. der Portokosten je nach Anzahl. (1 Buch = 1,70 € Versandkosten)

Weitere Besprechungen abseits des Büchermahlstroms:

  1. Ersticktes Matt
  2. Ein phantastischer Herrenausflug
  3. Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
  4. Namen sind Schall und Rauch
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  6. Irrlichtfeuer von Julia Lange
  7. Mord mit Schokolade und Kaffee
  8. Steppenbrand
  9. Im Bann der zertanzten Schuhe
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  11. Die besten zehn Selfpublishing-Titel 2018
  12. Ausflug in eine dystopische Welt, die ihre Kinder frisst
  13. BuchBerlin 2018
  14. Interview mit einem Blutsauger
  15. Herr Jakob träumt
  16. Mai ohne Maikäfer?

P.S.: Ganz vergessen. Wir stellen am liebsten Autoren aus Halle vor, die in die Reihe passen, meldet Euch bitte bei uns und schreibt an die Redaktion.

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