Corona-Viren und Immunsysten – Teil 16: Lifestylemaßnahmen und Terraintraining

13. April 2020 | Natur & Gesundheit | 7 Kommentare

Nach wie vor ist unser Wissen rund um die Corona-Pandemie begrenzt: auch wenn das Virus analysiert ist, wissen wir nicht, welche Faktoren eine Infektion und insbesondere einen schweren oder tödlichen Verlauf beeinflussen. Was sich aber deutlich herauskristallisiert: es sind die sogenannten Zivilisationskrankheiten, die zu Komplikationen beitragen. In erster Linie betrifft das Lungenerkrankungen wie chronische Bronchitis (COPD) und Asthma, gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

Das Immunsystem als Teil des primären Anpassungssystems

Wie leicht anzunehmen, arbeitet unser Immunsystem nicht autonom, sondern ist Teil eines komplexen Netzwerks, das wir als primäres Anpassungssystem bezeichnen. Dieses dient uns dazu, in einer sich ständig verändernden Umwelt zu überleben. Es sind die gleichen Botenstoffe und Signale, die die Funktionen von Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel, Immunsystem und Psyche koordinieren. Der Forschungszweig, der sich mit diesem Netzwerk befasst, ist die Psychoneuroimmunologie. Diese steckt noch in den Kinderschuhen, wir sind vom Verständnis der komplexen Zusammenhänge noch weit entfernt. Was wir aber wissen: ein ungesunder Lebensstil hat einen negativen Einfluss auf alle Teile des Netzwerkes. Und mit sogenannten Lifestylemaßnahmen können wir nicht nur unsere Gesundheit allgemein, sondern auch unsere Chancen im Falle einer Coronavirus-Infektion positiv beeinflussen. Die wichtigsten Maßnahmen dabei sind: gesunde Ernährung, moderate Bewegung, Stressabbau und kein Rauchen.

Empfehlungen (nicht nur) in der Corona-Krise

Nach wie vor ist der Schutz vor Ansteckung (Kontaktverminderung) die wichtigste präventive Maßnahme gegen eine Coronavirus-Infektion. An zweiter Stelle der Prävention sollte jedoch die körperliche Fitness stehen, zusammen mit psychischer Stabilisierung und Stressabbau. Eine geeignete Maßnahme dafür ist das Terraintraining. Der Begriff kommt aus dem Kurwesen: ein Kurort muss Terrainkurwege vorweisen, auf denen Bewegungstherapie in Freien mit definierter Herz-Kreislauf-Belastung möglich ist. Üblicherweise ist damit Laufen gemeint, also Walking und Joggen. Heute zählt man auch Radfahren dazu, wir möchten ergänzen: Wasserwandern (z. B. Inselumrundung der Peißnitz mit dem Paddelboot). Die positiven Wirkungen sind vielfältig: neben Herz und Lunge (Ausdauer) werden Muskelkraft und Balance trainiert sowie Fett und Zucker verbrannt. Durch die Bewegung wird Stress abgebaut und durch die Bildung von Nervenwachstumsfaktoren (BDNF) das Gedächtnis verbessert. Hinzu kommen als Outdoor-Effekte die Sonnenlicht-Exposition (Vitamin D) und der Abhärtungseffekt (z. B. durch starken Wind oder beim Barfußlaufen).

Um einen Trainingseffekt zu erzielen, ist ein Anstieg der Herzfrequenz nötig. Neben der Ausdauerbelastung (HF max. 180 – Lebensalter) ist ein kurzzeitiger Anstieg auf bis zu 220 – Lebensalter erwünscht. Dafür sollten die Wege über eine Steigung verfügen. In Halle eignen sich dazu einige Wege im Norden der Stadt, die zum Naturpark Unteres Saaletal gehören: vom Riveufer über Lehmanns Felsen bis zur Bartholomäuskirche, von der Burg Giebichenstein über den Amtsgarten und die Klausberge bis zum Forstwerder oder vom Amselgrund über die Bergschenke zur Petruskirche und zum Ochsenberg. Die anspruchsvollste Strecke im Stadtgebiet führt über den Galgenberg: von der S-Bahn-Unterführung zunächst zum Gipfel des kleinen und dann zu den Aussichtspunkten des großen Galgenbergs.

 

Dr. med. Annette Kreutzfeldt, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Immunologie, Kneipp-Ärztin

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