Corona-Viren und Immunsystem – Teil 2: Abhärtung

27. März 2020 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Während der Corona-Krise stellen wir Ihnen im Rahmen einer kleinen Serie täglich eine geeignete Maßnahme vor, mit der Sie Ihr Immunsystem stärken und aktivieren können. Damit schützen Sie sich nicht vor Ansteckung (das können Sie nur durch konsequentes Verringern von Kontakten), aber sind im Erkrankungsfall besser in der Lage, mit dem Virus fertig zu werden.

Unser heutiges Thema fordert Sie bereits stark heraus: die sogenannte

Abhärtung

Der Begriff „Abhärtung“ in unserem Sinne geht auf Sebastian Kneipp (1821 bis 1997) zurück, der damit Maßnahmen zu allgemeinen Immunaktivierung meinte. Zu dieser Zeit steckte die Immunologie noch in den ersten Babyschuhen, und Kneipp kannte weder Lymphozyten noch Antikörper. Aber er hatte erkannt, dass man die Abwehrkräfte gegen Infektionen gezielt stärken kann. Die Tuberkulose, unter der er als junger Mann litt (in der Vor-Antibiotika-Ära) konnte er durch Wasseranwendungen zur Abheilung bringen.

Da wir gegen Viren an Medikamenten nicht mehr zur Verfügung haben als Pfarrer Kneipp, sind seine Empfehlungen auch heute noch geeignet, uns für den Kampf gegen diese Erreger zu wappnen. Die meisten der von ihm empfohlenen Maßnahmen basieren auf einer kurzzeitigen Anwendung von kaltem Wasser. Dadurch wird eine verstärkte Durchblutung in den betroffenen Körperregionen hervorgerufen (die sogenannte „reaktive Hyperämie„), die ihrerseits eine Immunreaktion anstößt. Auf diese Weise wird das Immunsystem trainiert und voraktiviert und kann im Falle einer Infektion schneller und effektiver „durchstarten“.

Empfehlungen für die Corona-Krise

Barfußlaufen im GrasWelche Anwendungen zählen wir zu den wirksamen Abhärtungsmaßnahmen? Kneipp schreibt dazu: „Als Abhärtungsmittel nenne ich: das Barfußgehen, das Gehen auf nassen Steinen, das Gehen im kalten Wasser, das Kaltbaden der Arme und Beine (Füße), den Knieguss (mit oder ohne Oberguss)“. Wir können ergänzen: die kalte Dusche, die Sauna (die Kneipp nicht kannte).

Die einfachste Abhärtungsmaßnahme ist das Barfußgehen. Ziehen sie also Schuhe und Strümpfe aus und laufen Sie täglich eine Zeitlang barfuß. Nutzen Sie den eigenen Garten oder eine Wiese im Freien zu einer Zeit, wenn möglichst wenige Menschen unterwegs sind. Noch ein Zitat von Kneipp: „Eine besondere, überaus wirksame Art des Barfußgehens ist das Gehen im nassen Grase, gleichviel ob dieses durch Tau, Regen oder Wasseraufguss genäßt sei. Ich kann diese Abhärtungsübung jung und alt, Gesunden und Kranken, unbehindert jeder anderen Anwendung, bestens empfehlen.“ Beginnen Sie immer mit warmen Füßen und laufen Sie eine kleine Strecke und wenige Minuten, wenn Sie es nicht gewohnt sind. Danach die Füße mit kaltem Wasser waschen, abstreifen (nicht abrubbeln) und Wollsocken anziehen, dann warmlaufen.

KniegussAls Alternative zum Barfußlaufen empfiehlt sich der Knieguss, den Sie mit einem Gartenschlauch (Kneipp nutzte die Gießkanne) oder mit dem Duschschlauch durchführen können: Drehen Sie das kalte Wasser so weit auf, dass es handbreit nach oben steigt. Wir wollen keinen Druck, sondern eine sanfte Ummantelung mit Wasser. Dann beginnen Sie an der kleinen Zehe, führen das Wasser außen nach oben bis zum Knie / Oberschenkel und an der Innenseite nach unten bis zur Großzehe (siehe Abb.), zuerst auf der Rückseite des Beines, dann vorn.  3x wiederholen, dann den anderen Fuß behandeln. Anschließend wieder das Wasser abstreifen, Wollsocken anziehen und warmlaufen.

Eine gute Nachricht für alle „Warmduscher“: Diese beiden Maßnahmen sind bei täglicher Anwendung so effektiv, dass Sie ruhig weiter warm duschen dürfen. Den stärksten Abhärtungseffekt erzielt man übrigens, wenn man die Kaltanwendungen morgens durchführt (in der Aufheizphase des Körpers, also antizyklisch). Abends führen sie eher zur Beruhigung (zyklisch in der Abkühlungsphase des Körpers) und erleichtern das Einschlafen.

Dr. med. Annette Kreutzfeldt, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Immunologie, Kneippärztin

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