Corona-Viren und Immunsysten – Teil 8: Das Mikrobiom, die guten Darmbakterien

25. März 2020 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Der heutige Beitrag zur Corona-Krise soll sich mit der Rolle des Mikrobioms bei der Aktivierung der Immunabwehr befassen. Während man noch vor wenigen Jahrzehnten davon ausging, dass Bakterien im Darm generell krank machen, erlebt die Mikrobiom-Forschung heute einen rasanten Wissenszuwachs. Dennoch haben diese Erkenntnisse bisher wenig Eingang in Allgemeinwissen und medizinische Therapien gefunden. In folgenden soll es um das Mikrobiom im allgemeinen und den Zusammenhang mit dem Immunsystem im speziellen gehen, beides als kurze Zusammenfassung.

Was ist das Mikrobiom?

Als Mikrobiom wird die Gesamtheit der Bakterien und Pilze bezeichnet, die unsere Haut und Schleimhäute besiedeln und mit uns friedlich zusammenleben. Es sind ungefähr genauso viele, wie wir Körperzellen haben, nach anderen Berechnungen sogar zehnmal so viele. Die meisten davon leben einfach dort und halten die Flächen besetzt, so dass krankmachende Keime keinen Platz mehr finden (Barrierefunktion). Andere sind für unsere Gesundheit immens wichtig, indem sie z. B. Vitamin K bilden, Buttersäure als Nährstoff für die Darmzellen oder schützenden Schleim für die Darmwand produzieren (Schleimhautschutz). Einige sind dagegen entscheidend für die Immunaktivierung, wie im nächsten Abschnitt erklärt.

Mikrobiom und Immunsystem

Unsere Schleimhäute, besonders die des Darms, stellen eine mögliche Eintrittspforte für Krankheitserreger dar. Deshalb gibt es dort ein spezialisiertes System an Immunzellen, die diese Eintrittspforte ständig bewachen. Zu diesem sog. schleimhautassoziierten Immunsystem gehören 60-80% unserer gesamten Immunzellen. Einmal aktiviert, wandern sie vom Darm aus und schützen uns auch an anderen Schleimhäuten, vor allem in den Atemwegen und im Harnsystem. Einige dieser Immunzellen produzieren sekretorisches IgA, das Krankheitserreger schon auf der Oberfläche abfängt und neutralisiert. Dieses Schleimhaut-Immunsystem braucht zur optimalen Funktion ständiges Training. An immunstimulierenden Bakterien kennen wir: Laktobazillen (im Dünndarm) und Bifidobakterien (im Dickdarm), die  das Darmmilieu stabisilieren, v. a. den Darm-pH. Sie machen damit potentiellen Schädlingen das Leben schwer, vor allem den Fäulnisbakterien (Proteolyten), die einen höheren pH brauchen. Eine starke immunstimulierende Aktivität haben bestimmte Enterokokken- und E.-coli-Stämme, die auch als Medikamente verfügbar sind. Nach Einnahme eines Enterokokken-Präparates (es gibt nur eins auf dem Markt) konnte bereits nach 20 Minuten ein Anstieg des sekretorischen IgA im Harnsystem nachgewiesen werden.

Empfehlungen (nicht nur) in der Corona-Krise

Die schleimhautschützenden Darmbakterien brauchen für ihr Wachstum resistente Stärke. Diese entsteht z. B. in kalten gekochten Kartoffeln (Pellkartoffeln) oder auf gekochten, nicht abgeschreckten Nudeln. Buttersäure als Nahrung für die Darmwandzellen wird durch bestimmte Bakterien aus Ballaststoffen hergestellt, die in Vollkornprodukten oder Gemüse enthalten sind. Milchsäurebakterien säuern Gurken (keine Essiggurken), Kraut (rohes Sauerkraut) und Kimchi. Sie sind in Quark und Naturjoghurt enthalten, aber nicht in Fruchtjoghurt, weil sie dort den Zucker vergären würden. Bei stark eiweißhaltiger Ernährung wird sich eher die Fäulnisflora vermehren, wobei u. a. Ammoniak entsteht, ein starkes Zellgift, das sofort von der Leber entgiftet werden muss.

Wenn Sie Ihre Darmbakterien unterstützen wollen, können Sie sich ein gutes Milchsäurepräparat in der Apotheke (nicht Drogerie) besorgen. Lassen Sie sich dort beraten. Das ist vor allem wichtig während bzw. nach einer Therapie mit einem Antibiotikum, da dieses auch die „guten“ Bakterien abtötet. Am besten nehmen Sie das Präparat mit 2h Abstand zum Antibiotikum ein. Bei beginnenden Infekten oder auch zum Schutz davor können Sie Enterokokken-Tropfen nehmen (Apotheke), mindestens 2x täglich 20-30 Tropfen, beim akuten Infekt auch öfter. Diese Empfehlung können Sie auch ohne vorherigen Test umsetzen, bei chronischen Krankheiten sollte dieser vor Therapiebeginn erfolgen.

KartoffelsalatZum Schluss noch ein Rezept, das Ihre guten Darmbakterien unterstützt:

Kartoffelsalat

Die kalten Pellkartoffeln liefern resistente Stärke, die milchsauren Gurken lebende Laktobazillen. Leinöl enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren.

  • 4-6 Pellkartoffeln, in Scheiben
  • 1 Zwiebel, gewürfelt
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 EL Leinöl
  • 1-2 milchsaure Gurken (z. B. Spreewälder Salz-Dill-Gurken), in Stücken
  • 2 EL Gurkenwasser
  • Kräutersalz, Pfeffer

Die Zwiebel leicht in Olivenöl anschmoren, mit Gurken, Gurkenwasser, Leinöl und Gewürzen eine Marinade bereiten und unter die Pellkartoffeln rühren.

 

Dr. med. Annette Kreutzfeldt, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Immunologie

Weitere Artikel dieser Serie:

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben