Corona-Viren und Immunsystem- Teil 3: Sonne und Vitamin D

30. März 2020 | Natur & Gesundheit | 2 Kommentare

Das heutige Thema unserer  Serie zum Immunsystem in Zeiten von Corona beschäftigt sich mit dem Sonnenlicht und Vitamin D. Die Bezeichnung „Vitamin“ ist irreführend, eigentlich handelt es sich bei Vitamin D (Cholecalciferol) um ein Prohormon, das von Leber und Niere in die aktive Form Calcitriol umgewandelt wird. Bei ausreichender Sonnenexposition (UV-B-Licht) kann unsere Haut selbst Vitamin D herstellen, weshalb man auch vom „Sonnenvitamin“ spricht. Und hier beginnt das Problem. In den Wintermonaten reicht die Sonneneinstrahlung bei uns oft nicht aus, um Vitamin D in ausreichender Menge zu bilden. Zusätzlich ist unser moderner Lebensstil mit viel sitzender Tätigkeit in geschlossenen Räumen nicht dazu geeignet, eine gute Vitamin-D-Bildung zu gewährleisten. Ältere Menschen, die oft wenig Zeit im Freien verbringen, haben daher häufig einen Vitamin-D-Mangel, aber auch auf jüngere Menschen trifft dies oft zu. Eine Rolle spielt dabei, dass wir zum Schutz vor Hautkrebs direkte Sonneneinstrahlung meiden (sollen) und UV-B-Strahlung (zu recht) durch Sunblocker von der Haut fernhalten. Damit nehmen wir in Kauf, dass nachgewiesenermaßen bei vielen Menschen ein Vitamin-D-Mangel entsteht, zumindest am Ende des Winters.

Wofür brauchen wir das Vitamin D?

Die Rolle von Vitamin D für die Knochenstabilität ist allgemein bekannt und anerkannt. Calcitriol ist wichtig für den Einbau von Kalzium und Magnesium in die Knochensubstanz, fehlt es, kommt es zur Demineralisierung und zur Osteoporose. Weniger bekannt ist die Rolle des Vitamin-D-Hormons für die Funktion von Muskeln und Nerven. In verschiedenen Studien konnte durch eine Gabe von Vitamin D an ältere Menschen eine Zunahme der Muskelkraft und der Balance (Sturzprophylaxe) erzielt werden. Auch die Herz-Kreislauf-Funktion und der Blutdruck sollen günstig beeinflusst werden. Weiterhin soll Vitamin D antidepressiv wirken (ein Mangel wird mit der sogenannten Winterdepression in Verbindung gebracht) und als Demenzvorbeugung dienen.

Für uns in Zeiten der Corona-Krise ist der Zusammenhang von Calcitriol und Immunsystem interessant. Es wurde herausgefunden, dass T-Lymphozyten (unsere bereits bekannten „Killerzellen“) nur aktiviert werden, wenn sie Vitamin D binden können. Fehlt es, sind sie inaktiv und bleiben es. Eine überschießende Reaktion bzw. fehlende Rückregulation kann gleichzeitig vermieden werden. Auch auf die unspezifische Abwehr soll Vitamin D einen aktivierenden Einfluss haben. Es gibt deutliche Hinweise auf diese Wirkungen, allerdings werden sie unter Wissenschaftler*innen noch kontrovers diskutiert: ist die Gabe von Vitamin D tatsächlich geeignet, uns vor Infektionen zu schützen?

MärzenbecherwaldEmpfehlungen in der Corona-Krise

Auch wenn Menschenansammlungen im Freien vermieden werden sollen, bedeutet das nicht, sich ständig in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Gehen Sie in den eigenen Garten oder auf den Balkon, vor allem wenn die Sonne scheint. Gehen Sie spazieren, allein, zu zweit oder mit Ihrem Hund. Auch Fahrradtouren sind geeignet. Erfreuen Sie sich an der erwachenden Natur und tanken Sie Sonne.

Darüber hinaus können Sie sich Vitamin D aus der Apotheke besorgen. Für eine normale Versorgung ohne vorherigen Mangel werden laut DGE 800 IE täglich empfohlen. Die Endocrine Society empfiehlt als Winterdosis deutlich mehr. Da im März nahezu jede*r von uns schlecht mit Vitamin D versorgt ist, sind 1000 IE angemessen und unbedenklich.Wenn Sie allerdings einen Mangel bei sich vermuten, sollten Sie nach der Corona-Krise ihren Hausarzt bitten, den Blutspiegel zu bestimmen. Vielleicht brauchen Sie eine höhere Dosis.

Auch wenn die immunaktivierende Wirkung noch nicht endgültig bewiesen ist, nützt die Vitamin-D-Einnahme unseren Knochen, Muskeln, Nerven, Herz und Psyche. Und vor allem ältere Menschen, auch solche in Pflegeheimen, sollten gut mit Vitamin D versorgt sein, es hält sie mobil und gangsicher.

Dr. med. Annette Kreutzfeldt, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Immunologie, Kneippärztin

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