Mit Beeren, schwarz wie der Schatten der Nacht

29. November 2021 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Verführerisch locken die prallen, erbsengroßen schwarzen Beeren der krautigen Pflanze am Wegesrand. Aber Finger weg! Giftpflanze. Man findet die Pflanze als typische Pionierpflanze auf Ruderalflächen, an Straßenrändern und Brachen. Sie enthält u.a. das giftige Alkaloid Solanin. Das kann starken Durchfall und Atemlähmung bewirken. Die Pflanze blüht und fruchtet bis Oktober. Blüten, unreife grüne, halbreife und vollreife Früchte können gleichzeitig vorkommen. Sternförmige, fünfzählige weiße Blüten hängen kurzgestielt in seitenständiger Trugdolde. Mit den Alkaloiden schützt sich die Pflanze vor Fressfeinden.  Im  unreifen, grünen Zustand ist der Giftgehalt ziemlich hoch. In reifen (schwarzen) Früchten ist die Alkaloidkonzentration jedoch nicht ganz so hoch und kann von ein einigen Tieren toleriert werden. Das macht Sinn; denn viele Vögel, Insekten und andere Tiere tragen zur Vermehrung und Verbreitung von Pflanzen in der Natur bei.

Eigentlich ist die Pflanze ein altes Heilkraut. Es wird in mittelalterlichen Kräuterbüchern ausführlich erwähnt. Vorsichtig dosiert fand die Pflanze in der Volksheilkunde u.a. Anwendung gegen Magen- und Blasenkrämpfe und bei Hautproblemen. Früher wußte man nichts über die chemische Zusammensetzung dieser Pflanze und schrieb ihre Wirkungen mystischen Fähigkeiten von Hexen und Zauberern zu. Der Alkaloidgehalt kann offenbar sehr unterschiedlich sein. Paracelsus (1493-1541) meinte u.a. : „Wer das Gift missachtet, der weiß nicht was im Gift ist. Gibt es überhaupt etwas das nicht giftig wäre? Alle Dinge sind Gift – und nichts ist ohne Giftigkeit. Allein die Dosis macht, das etwas giftig wird.“ Allerdings kann die Anwendung eine riskante Gratwanderung sein. Denn schon geringe Überdosierung wirkt nicht mehr aphrodisierend, berauschend oder narkotisierend. Statt dessen können sich Drogenpsychosen, Delirium, Kreislaufkollaps und andere lebensbedrohende Wirkungen einstellen. Die therapeutische Breite dieser Pflanze ist sehr gering.

Welches Gewächs suchen wir?

(H.J Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Toter Gaul im goldenen Herbst“): Spitzahorn, Acer platanoides.

Elfriede und Gork vom Ork hatte richtig gelegen: wir suchten den Spitzahorn, Acer platanoides. Was das mit toten Pferden zu tun hat? Da haben wir unsere  Leser bewusst in die Irre geführt. „Gork vom Ork“ sprach ihn an, den „Doppelgänger“, der Pferden gefährlich werden kann: Acer  pseudoplatanus, der Bergahorn.
Die Samen und Keimlinge enthalten den Giftstoff Hypoglycin, ein Stoff, der bei Pferden die so genannte „Atypische Weidemyopathie“ hervorruft, woran die Tiere qualvoll verenden können. Der Stoff ist auch in unreifen Litschifrüchten enthalten, und führt regelmäßig bei Kindern in Indien zu schweren Vergiftungen. Auch Kühe können das Gift über die Milch weitergeben – wie jüngst Studien der MLU zeigten. Der Spitzahorn enthält dieses Gift nicht.

 

Will man die beiden Ahorn-Arten unterscheiden, so braucht es Übung. Vielleicht am besten geht es an den Blättern: beim Spitzahorn laufen die Lappen zu deutlich ausgezogenen Spitzen aus. Auch an den Früchten kann man die Arten unterscheiden – was aber nur geht, wenn sie noch am Baum hängen. Beiden ist gemein, dass die „Flügelnüsschen“ paarweise am Baum hängen, bevor sie sich nach der Reife davon machen und einzeln als Schraubenflieger vom Wind davon getragen werden. An die Bezeichnung „Nasenbaum“ erinnerte sich Elfriede und daran, wie sie sich als Kind die Früchte auf die Nase gesetzt hat – spaltet man sie auf, kann man sich die Flügelchen  auf die Nase setzen, dank eines klebrigen Saftes, der darin enthalten ist.

Beim Spitzahorn spreizen sich beiden Samen etwas flacher von einander ab, beim Bergahorn stehen sie enger zusammen.


Gelbes Herbstlaub

 

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