Heino starrte trübsinnig in die novembergraue Landschaft. „Die Zeit ist um“, seufzte er. Elfriede versuchte ihn aufzuheitern: „Sieh mal, es gibt kaum einen Moment, wo nicht mindestens ein gelbes Blatt in der Luft ist“. Immerhin hatte es Elfriede geschafft, ihren leicht November-depressiven Heino zu einem Ausflug aufs Land zu überreden. In der sanften Hügellandschaft am Petersberg standen gelbe Bäume am Rande einer Pferdekoppel, ließen ihre goldenen Blätter sanft auf die Wiesen segeln.
„Was für ein geiler Hengst“, entfuhr es Elfriede beim Anblick des weißen Schimmels, der genüsslich unter den Bäumen im herabgefallenen Laub nach Essbarem nüsterte. „Saugefährlich“, fand Heino, dem klar war, dass er mit „Hengst“ nicht gemeint war. „Für Gäule ist sowas tödlich“, raunte er.
„Du hast keine Ahnung“, entgegnete sie, hob eines der gelben Blätter auf und hielt es ihm vors Gesicht. „Es gibt da Unterschiede, sowohl in den Fliegefrüchten, als auch in den Zacken des Laubes. Da musst Du einfach mal recherchieren, ich glaube nicht, dass die Pferdebesitzer so blöde sind“
Heino besah sich das Blatt, auch eine der halb zersetzten Früchte, die Elfriede unter dem modrigen, herabgefallenen Laub gefunden hatte. „Aus der Frucht allein wirst du nicht schlau werden, , du musst schon ein Pärchen finden“, meinte Elfriede. „Aber die Blätter sind eindeutig, finde ich“.
Wer hat recht? droht dem Pferd Gefahr, und wenn ja, welche? Und was kann man an den Früchten erkennen – wenn sie denn wie zusammen hängen?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Wunderkraut mit eisenharten Stängeln“): Eisenkraut, Verbena officinalis.
Das Echte Eisenkraut (Verbena officinalis), kurz Eisenkraut, auch Taubenkraut, Katzenblutkraut, Sagenkraut, Verbene (von lateinisch verbena) oder Wunschkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Verbenen (richtig, @Elfriede)
(Hans Ferenz)
6 comments on “Toter Gaul im goldenen Herbst ?”
Ach, so etwas Einfaches heute!
Das ist der NASENbaum! Davon standen 3 oder 4 auf dem Friedemann- Bach- Platz, früher Paradeplatz.
Wir nannten den so, weil wir seine Früchte teilten, eine Hälfte aufklappten und uns auf die Nase klebten. Sie hielten aber nicht lange. Aber wir machten es trotzdem
gerne, weil wir es albern fanden und albern sein ist
was Schönes, weil man lachen kann.
Dass er richtig Ahorn heißt, haben wir später erst gelernt und noch viel später seine lat. Bezeichnung Acer und dass es 200 Arten davon gibt ( wat denn- soo viele?) erst heute.
Für schlaue Pferde, also solche, die lesen können, sollte man in Augenhöhe für das Pferd eine Tafel an Ahornbäumen anbringen, mit der Aufschrift, um welche Art Ahorn es sich handelt. Und bei Bergahornbäumen einen toten Pferdekopf daneben malen, damit es weiß, dass es davon nichts fressen darf. Des Lesens unkundige Pferde müssen Vertrauen zu ihrem Halter haben, dass der sie nicht in die Nähe von solchen Bäumen lässt. Denn Pferde sind manchmal wie wir Menschen naschhaft und begehen Mundraub, was ja nicht strafbar ist.* Bergahornbäume enthalten den Giftstoff Hypoglycin A in den NASEN, die noch nicht geteilt sind und in den Keimlingen, also wenn schon etwas heraussprießt. Das hat man aber erst 2015 entdeckt, woher die atypische Weidemyopathie rührt.
Wenn wir noch ein paar Jahre warten, gibt es vielleicht eine Impfung für Pferde, dass ihnen der Guftstoff nicht mehr schadet. Wer weiß? Und so einen Pieks steckt doch ein Pferd weg wie nichts, ph, es ist doch nicht feige wie manche Menschen.
Das ist doch schön, liebe Leute, wahr?
Und bezgl. Mundraub muss ich mich daran erinnern, dass 4 erwachsene Menschen beim Pflaumenpflücken erwischt wurden vom Dorfpolizisten, ihr Tun als Mundraub erklärten, obwohl auch Behältnisse gefüllt wurden und Betty, die Klügste von uns allen, dies als Anlegen eines Mundvorrats erklärte. Das war wohl überzeugend, der Dorfpolzist entfernte sich, ohne eine Ordnungsstrafe zu kassieren. Und das war doch auch schön, nicht wahr? Das alles spielte sich den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zwischen Prenzlau und Templin ab, auf einer Anhöhe, neben der Straße, an einem Vormittag.
Heute, gleicher Ort, gleiche Zeit? Den VP- Angehörigen würde ich nicht wieder erkennen, die andern schon! 🙂 Unvergesslich!
OMG, das Pflaumenklauen ist 50 Jahre her?
Und das Spielen von Kindern auf dem Friedemann- Bach- Platz ist noch viel länger her und heute unmöglich, weil dort alles voll steht mit parkenden Autos. Und die Autos hizen sich an heißen Tagen
auf! Aber wie, denn auch unsere NASENBÄUME
gibt es nicht mehr. 🙁
Was bleibt?
Nur Erinnerung, aber schön.
Oh die „gute“ Weidemyopathie.
Der dafür verantwortliche Giftstoff Hypoglycin A, der als Auslöser für die atypische Weidemyopathie gilt, ist aber nicht in allen Arten von Ahornbäumen enthalten.
Der Gitftstoff ist bis jetzt nur in den Samen des in unseren Mittelgebirgen verbreiteten Bergahorns und in den Samen des Eschenahorns nachgewiesen worden. Eschenahorn ist eine aus Nordamerika stammende Ahornart.
In den Bäumen und Samen des üblichen Spitz- und Feld-Ahorn ist Hypoglycin A nicht enthalten.
Suchen wir hier also den Bergahorn?
Man sollte genau die Blattspitzen betrachten, denke ich.
Wenn ich auf die Blätter im Foto achte, sieht es aus wie Spitzahorn. Dann ist für Pferde keine Gefahr.
Soweit ich weiß, sind die Früchte des Ahorn Nüsschen.
Die geflügelten Samen des Spitzahorn sind paarweise und stumpfwinklig angeordnet. Die des Bergahorn zwar auch, aber eher im rechten Winkel, die des Spitzahorn sind links und rechts fast auf einer Linie gegenüberstehend.
Die Flügel des Samens des ebenso giftigen Eschenahorn stehen auch eher fast parallel nebeneinander.
Korrekt, @Gork. Übrigens: auch in Litschi ist das Gift enthalten: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-7-2017/litschi-kann-toedlich-sein