Mit Grüntee Krebs die Rote Karte zeigen?

7. März 2020 | Natur & Gesundheit | 7 Kommentare

Als ein wahres Wundermittel wird Grüner Tee gepriesen. Neidisch schauen wir nach China und Japan, wo dieser Tee aus den jungen Blättern der Teepflanze Camellia sinensis hergestellt und reichlich konsumiert wird. Schwarzer Tee und Grüner Tee wird aus dieser Pflanze gewonnen. Im Unterschied zum Schwarzen Tee wird Grüner Tee allerdings nicht fermentiert, durchläuft also keinen Gärungsprozess, bei dem sich das Blatt und der Zellsaft durch Luftsauerstoff verändern. Eine starke Dampferhitzung bei der Produktion verhindert, dass sich der Tee kupferrot färbt. Nach dieser Behandlung wird der Tee leicht gerollt und dann sofort getrocknet. Der natürliche Blattfarbstoff bleibt damit weitgehend erhalten.
Grünen Tee gießt man mit heißem, aber nicht kochendem Wasser auf und lässt ihn je nach Qualität 2 bis 4 Minuten ziehen. Die abgetropften Blätter kann man für einen zweiten Aufguss mit weniger Wasser verwenden. Um den Teegenuss hat sich eine bemerkenswerte Trinkkultur entwickelt, die in der japanischen Teezeremonie ihren rituellen Höhepunkt findet.
Positive gesundheitliche Wirkungen werden dem Grüntee schon lange zugesprochen. Seine belebende Wirkung ist auf Coffein zurückzuführen. Grüntee enthält Catechine, die freie Radikale unschädlich machen können. Er kann den Cholesterinspiegel senken, die Fettverbrennung verbessern, den Blutdruck senken, die Insulinwirkung verbessern und damit einem Typ-II-Diabetes vorbeugen, das Arteriosklerose– und damit das Herzinfarkt– und Schlaganfallrisiko senken, einer Demenzerkrankung vorbeugen; er hilft auch beim Abnehmen. Mehrere nützliche Vitamine und Mineralien sind in ihm enthalten. Der hohe Fluoridgehalt des Grünen Tees wirkt sich positiv auf die Knochendichte aus und kann damit einer Osteoporose vorbeugen.
Bevölkerungsstudien wiesen bislang darauf hin, dass dort, wo viel Grüner Tee konsumiert wird, Prostatakrebs, aber auch einige andere Krebsarten wesentlich seltener auftreten als bei uns. In der Tat lassen Tierversuche darauf schließen, dass Catechine im Tee, insbesondere das Epigallocatechingalat (EGCG), dafür verantwortlich sein könnten. EGCG bindet Radikale, die in Zellen reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen erzeugen, durch die tumorfördernde DNA-Schäden entstehen können. EGCG hemmt noch weitere zelluläre Faktoren, die das Krebszellwachstum beeinflussen. In Tierversuchen ist die Antitumorwirkung überzeugend. Doch eine Nachprüfung und ein Vergleich der zahlreichen weltweiten Publikationen über Studien am Menschen bestätigt allerdings nicht oder nur eingeschränkt die Antitumorwirkung; manche Studien widersprechen sich sogar.
Die mögliche Wirkung scheint nicht nur von der Krebsart, sondern auch vom Konsumverhalten, Alter und Geschlecht sowie anderen individuellen Faktoren abzuhängen. Kritisch ist die Anwendung von Teeextrakten zu beurteilen. Es gibt sie auch in Kapselform. Überdosierungen und Lebervergiftungen können die Folge sein.
Vollmundigen Versprechungen der Grünteeanbieter sollte man mit Skepsis begegnen. Grüntee tut gut. Aber er ist kein Wundermittel, sondern scheint eher durch unspezifische Gewichtsreduktion eine Verringerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dadurch auch eine Reduktion von Krebsrisiken zu bewirken. – Quod erat demonstrandum.
(H.J. Ferenz)

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