Grüne Spaghetti mit Porzellanblüte?

2. November 2020 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Vom Flur erschallte lauter Gesang: „ … was brauch’ ich rote Rosen, was brauch’ ich … “ Der 3. Untersekretär der Pflanzenabteilung schrak zusammen – Heino. Gerade erst wieder „im Amt“ konnte dieser das Provozieren nicht lassen. In der Hoffnung weiteren Ärger verhindern zu können, sprang er auf und eilte in das neueingerichtete Dachbüro des Praktikanten, in das dieser nach der Mittagspause gerade zurückkehrte.

Wie er sich nun anhören musste, hatte Heino nicht der Hafer gestochen, sondern ein halbstündiger Monolog des Chefs über Rosen und Mohn, der die ganze Pause gefüllt hatte und keinen Raum für sonstigen Austausch gelassen hatte. Dabei hatte es unter Heinos Nägeln gebrannt, von den grünen Algenspaghettis zu erzählen, die er gestern von seinem Pizzaservice bekommen hatte. Diese hatten nämlich extrem an die Pflanze erinnert, die er von der Per­sonal­referentin zum „Einzug“ in sein helles aber nun „unsonniges“, kühles Einzel- und „Fernab“-Büro aus deren Fundus bekommen hatte und die sie wohl vor ein paar Jahren „einfach bei Ikea“ gekauft hatte (oder war es nur die Ampel gewesen?).

Unser 3. Untersekretär befand, dass die Geschichte bizarr genug für ein Pflanzenrätsel wäre (und insgeheim, dass Pflanzenfamilie und Vorbesitzerin zumindest formal gut zusammenpassten) und machte schnell noch ein paar Fotos.

 

Aber Vorsicht: Auch wenn das Gewächs hier so appetitlich angerichtet auf dem Teller präsentiert wird: Die Pflanze ist giftig und keinesfalls zum Verzehr geeignet !

Und was sagt/schreibt nun die geschätzte Leserschaft dazu?

F.H.

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Wildkraut zum Aromatisieren und gegen Fieber“): Mädesüß, Filipendula ulmaria.

Gesucht war das Mädesüß, Filipendula ulmaria. Den lateinischen Namen Filipendula ulmaria trägt das Echte Mädesüß erst seit neuerer Zeit. Ursprünglich hieß die Pflanze Spiraea ulmaria und wurde den Spiersträuchern zugeordnet. Doch die alte Bezeichnung lebt heute noch auf ganz prominente Weise fort. Denn kein geringerer als  der Medikamentenname „A-spir-in“ leitet sich von „Spir-aea“ ab. Das berühmte Acetylsalicylsäure-Präparat wurde im Jahr 1899 nicht ohne Grund nach dieser Pflanze benannt. Im Mädesüß hatte man nämlich zuvor Salicylsäureverbindungen entdeckt (ähnlich dem Salicin in der Weidenrinde). Das „A“ im „A-spirin“ bringt zum Ausdruck, dass der synthetischen Salicylsäure in diesem bekannten Schmerzmittel noch eine Acetylgruppe beigefügt wurde. 

(Hans Ferenz)

 

Pflanze verpasst? Alle vergangenen Pflanzenrätsel, Woche für Woche, seit Juni 2016, findet Ihr hier in unserem Archiv:

Pflanze der Woche: Wildkraut zum Aromatisieren und gegen Fieber

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