Planetarium bleibt Planetarium – Diskussion beendet.

25. Februar 2021 | Politik | 7 Kommentare

Schon seit Langem wird in Halle darüber diskutiert und debattiert, welchen Namen das neue Planetarium am Holzplatz möglicherweise erhalten soll. Von Beginn an gab es hierzu seitens mehrerer Fraktionen im Stadtrat den Vorschlag, es zum „Sigmund Jähn-Planetarium“ zu taufen, benannt nach dem 2019 verstorbenen und 1978 ersten Deutschen im Weltraum.

Allerdings regte sich im Laufe der Zeit gegen diesen Vorschlag mehr und mehr Kritik. So sei der für die DDR strategisch wichtige Kosmonaut von der Geheimpolizei seinerzeit als Auskunftsquelle genutzt worden, erklärte etwa die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker.

Und auch die Stadtratsfraktion „Hauptsache Halle“, sprach sich zuletzt immer wieder gegen den vorgeschlagenen Namen aus: „Ein Planetarium von dieser Qualität sollte mit einem Namen bedacht werden, der ebenfalls über alle Kontinente hinweg einen hervorragenden Ruf genießt. Deshalb bringt die Fraktion Hauptsache Halle den Namen des ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong, in die Debatte im Kulturausschuss ein.“, hatte der Fraktionsvorsitzende Andreas Wels hierzu vor einigen Monaten erklärt.

Da dieser Vorschlag jedoch in der Bevölkerung wenig Begeisterung erfahren hatte und auch im Stadtrat mehrfach abgelehnt worden war, erklärte Wels auf der gestrigen Stadtratssitzung lediglich erneut, weshalb ihm eine Namensgebung nach Neil Armstrong zugesagt hätte. Dann zog er seinen Antrag zurück und verwies abschließend lediglich darauf, dass eine Benennung nach Sigmund Jähn aufgrund dessen Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit ein falsches Signal der Stadt sei.

Die Linken-Stadträtin Katja Müller kommentierte die Debatte um Jähn mit einem ihrer Meinung nach unverhältnismäßigen Vergleich des Kosmonauten mit Ex-Stasi-Chef Erich Mielke: „Ja, Sigmund Jähn repräsentiert auch das DDR-Regime, aber er war schließlich nicht Erich Mielke!“ Müller zufolge sollte Jähn deshalb nur aufgrund seines Mutes und seiner außergewöhnlichen Leistungen für die Raumfahrt geehrt werden.

Dass niemand diese Leistungen in Frage stellen wolle, erklärte anschließend Ulrike Wünscher von der CDU. Allerdings sei der Erfolg Jähns letztlich natürlich nur aufgrund seiner Tätigkeit im DDR-Regime möglich gewesen. Die Zukunft sollte daher nicht mit seinem Namen in der Öffentlichkeit belastet werden, da dies auch denjenigen, die in der DDR zu leiden hatten, nicht gerecht werde.

Die AfD schlägt im Anschluss die Namensgebung nach dem deutschen Astronomen und Astrophysiker Alfred Weigert vor, der seine akademische Karriere in Halle begonnen hatte. Der Grünen-Stadtrat Christian Feigl schlägt im Namen seiner Fraktion hingegen vor, das Planetarium aufgrund der andauernden und scheinbar nicht lösbaren Frage nach der Namensgebung schlichtweg ohne eine solche zu belassen. Auf diesen Vorschlag reagiert die Stadtratsvorsitzende Müller prompt, indem sie einen solchen Kompromiss als „mutlos“ bezeichnet.

Letztlich wird über den Vorschlag der Grünen abgestimmt. Das Ergebnis zeigt, dass insgesamt 28 Stadträte für den Namen „Planetarium“, ohne einen Namenszusatz stimmen, während nur 18 dagegen sind und sich 3 enthalten. Die Diskussion scheint damit zu einem Ende gekommen zu sein: Es wird keine Benennung nach irgendjemandem für das neue Planetarium in Halle geben. Inwiefern dies letztendlich nur einen – wie Katja Müller meinte – mutlosen Kompromiss, oder doch das beste Ergebnis einer seit Langem und sehr kontrovers geführten Debatte darstellt, sei jedem selbst überlassen.

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