Mit den Wölfen heulen

24. April 2019 | Natur & Gesundheit | 5 Kommentare

Am 24. April 2019 stellten die Abgeordneten und Mitglieder der Arbeitsgruppe Umwelt und Energie der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Detlef Gürth und Bernhard Daldrup, zusammen mit dem renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Michael Stubbe von der Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung, die Ergebnisse der Umfragen #StadtLandWolf vor.

Wolf erreicht mehr Akzeptanz als die CDU

An der nicht repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich 5.308 Personen. 51 Prozent davon leben in Sachsen-Anhalt. An der, von dimap – das Institut für Markt- und Politikforschung GmbH durchgeführten, repräsentativen Umfrage nahmen 1.003 Personen aus Sachsen-Anhalt teil. Bei den Befragten hatten 94 bzw repr. 81 % großes Interesse am Naturschutz. Für Erhalt der Vielfalt unterschiedlicher Tier-und Pflanzenarten, Erhalt des natürlichen Gleichgewichts zwischen unterschiedlichen Tier- und  Pflanzenarten, Erhalt von heimischen Naturräumen mit gesunden Tier- und Pflanzenarten als Erlebnis – und Erholungsgebiete und für den Klimaschutz sprachen sich die Befragten mit Prozentzahlen weit über 90 % oder zumindest weit über 80 % aus. Bei der Wiederansiedlung des Wolfes waren die Befragten nicht so euphorisch, aber auch hier gaben bei der repräsentativen Umfrage noch 53 % bzw online 49 % ein positives Votum ab. Damit erreicht der Wolf mehr Akzeptanz als die CDU. Der Wolf sollte sich frei überall in Deutschland ausbreiten können, fand aber nur bei 39 bzw. 44 % der Befragten ein positives Echo. Viele Menschen, 78 bzw. 80 %, waren aber dafür, dass die Kosten des Wolfes von der öffentlichen Hand beglichen werden sollen.

Grünen wird die größte Wolfs-Kompetenz zugetraut

meinen die Grünen, die Sachsen-Anhalter sehen sie als Wolfspartei

Große Mehrheiten fanden auch die Aussagen „Die Ausbreitung des Wolfes in Deutschland sollte kontrolliert und gesteuert werden.“ und „Im Umgang mit dem Wolf sollte Deutschland von den Erfahrungen anderer EU-Staaten lernen, in denen Wölfe, Luchse oder Bären leben.“ Für den Erhalt der nach Meinung der CDU durch den Wolf gefährdeten Mufflons, Wildschafe, sprachen sich gleichfalls repr. 83 % bzw online 63 % aus. Die Partei, die nach Meinung der Sachsen-Anhalter lt. der repräsentativen Umfrage die größte Kompetenz beim Wolf hat, sind die Grünen. Bei der Online-Umfrage liegen die Grünen allerdings nur auf Platz 2. Hier führt leicht die CDU. Bei beiden Umfragen liegen der Prozentsatz der Gefragten gleichauf, die keiner Partei hier Kompetenz zutrauen.

Die CDU selbst bewertet ihre Umfragen positiv: „Die CDU-Landtagsfraktion wird den Kurs einer versachlichten Information der Bevölkerung fortführen und den Druck auf verantwortliche Entscheider erhöhen, um ein verantwortbares modernes Wolfsmanagement zu erreichen.“

Keinen Wahlkampf im Wolfrudel?

Es gibt auch erste Stellungnahmen einer anderen Partei dazu, wölfisch heult der umweltpolitische Sprecher Hendrik Lange der Fraktion DIE LINKE, der übrigens von der Bevölkerung nur 5 bzw 3 % Kompetenz in dieser Frage zugetraut wird (siehe unten):

„Die Fraktion DIE LINKE fordert die CDU-Fraktion auf, den Wahlkampf auf dem Rücken der geschützten Tierart Wolf einzustellen. Die selbsterstellte Umfrage ist tendenziös und populistisch. Sie dient eher dazu Ängste zu schüren, als Aufklärung zu betreiben. Hingegen ist die repräsentative Umfrage von Infratest zu begrüßen.

Dass der Schutzstatus überprüft werden soll, empfanden viele der Befragten als wichtig, allerdings kann diese Entscheidung nur auf europäischer Ebene getroffen werden. Für die Fraktion DIE LINKE ist der günstige Erhaltungszustand der Art entscheidend. Eine wissenschaftliche Herangehensweise, wie es die Leopoldina(„Biodiversität ‒ Die Rückkehr der großen Wildtiere“) z.B. Anfang April getan hat, halten wir für zielführend. Entscheidungen müssen ganz im Sinne der Aufklärung auf wissenschaftlichen Fakten statt auf Stimmungsbildern beruhen.

Gleichzeitig zeigt die Umfrage aber auch, dass für mehr als jeden zweiten Sachsen-Anhalter die Wiederansiedlung des Wolfs „eher wichtig“ bis „sehr wichtig“ ist. Eine Koexistenz von Mensch und Wolf ist möglich und auch gewollt, nicht undenkbar, wie es von der CDU immer wieder propagiert wird.

Die Ängste der Menschen vor Ort müssen ernst genommen werden. Dazu gehören auch Antworten und Informationen, Schutz, sowie schnelle, unbürokratische Entschädigungen.“

Der Jäger ist tödlicher als der Wolf!

Inzwischen wird die „German-Angst“ in Bezug auf den Wolf international beachtet, die „New York Times“ meint zynisch: Deutsche diskutieren über Wölfe wie über Flüchtlinge. Die größere Gefahr in Deutschland für den Menschen geht übrigens von den Jägern selbst aus. Lt. dem deutschen Jagdverband sterben 7 bis 25 Menschen jährlich bei Jagdunfällen. Der Verein Wildtierschutz e.V. bestätigt die Zahlen der Jäger: „Bei Jagdunfällen und kriminellen Gewalttaten durch Jäger kamen 2017 in Deutschland mindestens 31 Menschen ums Leben. Weit mehr, als beispielsweise durch den Wolf in ganz Europa in den letzten 70 Jahren.“ In Deutschland gab es nach Wiederbesiedlung durch den Wolf genau 0 Todesfälle.

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