Gesundheit von Schülern in Deutschland: Aktuelle Ergebnisse der HBSC-Studie

5. März 2024 | Bildung und Wissenschaft | 2 Kommentare

Kinder und Jugendliche an deutschen Schulen beurteilen mehrheitlich ihre Gesundheit als positiv, dennoch zeigt die bundesweite HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children) bedenkliche Trends. Veröffentlicht im Journal of Health Monitoring und präsentiert auf einer Satellitenveranstaltung des Kongresses Armut und Gesundheit 2024 in Berlin, hebt die Studie hervor, dass fast alle Schülerinnen und Schüler sich zu wenig bewegen, wobei die gesundheitliche Situation stark vom Wohlstand, Alter und Geschlecht abhängig ist.

Die HBSC-Studie, eine internationale Kooperation mit 51 teilnehmenden Ländern in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), führt alle vier Jahre repräsentative Umfragen an Schulen durch. Die aktuellen Daten für Deutschland wurden von einem Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM) und der Universitätsmedizin Halle gesammelt. Die Erhebung im Jahr 2022 umfasste 6.475 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet.

Einige Ergebnisse der Studie:

Bewegung und Sport:

  • Nur eine Minderheit erfüllt die WHO-Empfehlung von mindestens 60 Minuten täglicher Bewegung, wobei Mädchen, ältere Schülerinnen und gender-diverse Jugendliche besonders betroffen sind.
  • Die körperliche Aktivität bei Mädchen hat seit 2009 leicht abgenommen, während sie bei Jungen relativ stabil blieb.

Subjektive Gesundheit und psychosomatische Beschwerden:

  • Trotz einer überwiegend positiven Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands berichteten die meisten Teilnehmenden über psychosomatische Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen.
  • Mädchen, ältere Jugendliche und gender-diverse Heranwachsende berichteten häufiger über eine schlechte Gesundheit und niedrige Lebenszufriedenheit.

Mobbing und Cybermobbing:

  • Die Häufigkeit von Mobbing in Schulen ist seit 2017 weitgehend konstant geblieben, jedoch hat der Anteil der von Cybermobbing betroffenen Schülerinnen und Schüler zugenommen.

Gesundheitskompetenz:

  • Etwa ein Viertel der Schülerinnen und Schüler weist eine geringe Gesundheitskompetenz auf, wobei diese stark von individuellen Faktoren wie Geschlecht, Alter und sozioökonomischem Status abhängt.

Gesundheitliche Ungleichheiten:

  • Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Wohlstand berichten häufiger über eine niedrige Lebenszufriedenheit, und die gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen haben sich seit 2017/18 nicht verschärft, bleiben jedoch auf hohem Niveau.

Studienleiter Matthias Richter betont die Bedeutung, frühzeitig in Kindheit und Jugend in die Gesundheitsförderung zu investieren. Er ruft dazu auf, gezieltere Angebote zu schaffen, um psychosomatische Beschwerden zu reduzieren und die Bewegung von jungen Menschen zu fördern. Dr. Irene Moor von der Universitätsmedizin Halle betont die Notwendigkeit zielgruppenspezifischer Maßnahmen, um Mobbing, gesundheitliche Ungleichheiten und psychosomatische Beschwerden zu bekämpfen, wobei besonders auf die Bedürfnisse von Mädchen, älteren Jugendlichen und gender-diversen Heranwachsenden eingegangen werden sollte.

Der HBSC-Studienverbund Deutschland, bestehend aus sieben Standorten, wird gemeinsam von der TUM und der Universitätsmedizin Halle geleitet. Weitere Informationen zur deutschen HBSC-Studie sind unter www.hbsc-germany.de verfügbar. Eine internationale Einordnung der Ergebnisse im Vergleich mit anderen Ländern wird voraussichtlich im Sommer 2024 veröffentlicht.

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