Eigentlich schmückt unsere Ratepflanze unsere Feldraine. Für die Landwirte und auch Gärtner ist sie jedoch ein lästiges Beikraut. Entlang ihres langen, rankenden, ästig verzweigten Stängels wachsen pfeilförmige Blätter. Ihre ansehnlichen, hübschen Blüten sind trichterförmig und weiß-rosarot gefärbt. Insekten besuchen gern die Blüten dieser Pflanze, da sie reichlich Pollen und Nektar anbieten. Das macht sie eigentlich ökologisch wertvoll. Die Insekten müssen sich aber eilen, denn die Blüten welken bereits nach einem Tag. Spiralhornbienen sind auf diese Blüten besonders spezialisiert. Die Blüten sind verlässliche Wetteranzeiger: Ist es kühl oder regnerisch bleiben sie geschlossen.
Die Wurzeln der Kletterpflanze reichen tief und verzweigt in den Boden und ermöglichen dadurch das Überleben an trockenen Standorten. In Gärten und Feldern ist unsere Pflanze trotz der großen, schönen Trichterblüten nicht sehr beliebt. Dazu merkte Adamus Lonicerus in seinem Kräuterbuch (1679) schon an: … flechten sich um die Zäun und Weinstöck, tragen eins theils rothe Glocken, mit langen vielen dünnen weißen Wurzeln, so man Quecken nennet, und welche nicht wol zu vertilgen sein … Aus kleinsten Spross- und Wurzelresten wächst sie nämlich rasch nach und überwuchert flott andere Pflanzen. In Ackerkulturen kann sie Probleme verursachen. Vom Feldrain breitet sie sich rasch ins Feld aus.
Als Heilpflanze ist das Klettergewächs schon lange bekannt. Sie ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Sie enthält eine Reihe von Wirkstoffen. Herzaktivierende Glykoside helfen bei Herzinsuffizienz; Tees sind nützlich bei Verstopfung und Blähungen. Sogar psychoaktive Substanzen enthält sie, wodurch Halluzinationen herbeigeführt werden können. Vorsicht ist also bei Selbstmedikation angesagt.
Die Kletterpflanze ist ein Linkswinder. Werden die von oben betrachtet, bewegen sich die Linkswinder entgegen dem Uhrzeigersinn um ihre Stütze, also links herum.
Blickt man allerdings entsprechend der Wuchsrichtung der Pflanze von unten nach oben, so winden sich die Sprosse der Linkswinder mit dem Uhrzeigersinn in einer Rechtsschraube nach oben. Die Sprossspitze wächst sehr schnell. Durch ein ungleichseitiges Längenwachstum führt die Sprossspitze kreisende Bewegungen aus, um eine geeignete Stütze zu erreichen, an der sie sich dann in Schraubenlinien empor winden kann. Die Ranken ranken bei einer Berührungsreizung der Ober- oder Unterseite, wobei sie sich jedoch immer zur Unterseite hin durch ein verstärktes Wachstum der Oberseite krümmen. Die erste Reaktion auf einen Kontaktreiz ist ein Turgorverlust (Druck der Zellflüssigkeit) der konkav werdenden Flanke und eine Turgorzunahme auf der Gegenseite. Hinzu kommt eine Erhöhung der Zellwanddehnbarkeit durch das Pflanzenwachstumshormon Auxin. Der Reiz, der bei diesen Ranken zu einer Windung führt, muss spezielle Voraussetzungen erfüllen. Er darf nicht gleichmäßig und glatt sein, das heißt ein glatter Stab, der mit gleichmäßigem Druck gegen die Ranke gedrückt wird, würde nicht umwunden werden. Eine zeitliche und örtliche Veränderung des Druckes ist erforderlich. Das Leben der Pflanzen scheint also keineswegs so SINN-los zu sein, wie wir Menschen oft vermuten.
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Blumengrüße aus Wuhan“):
Unser User @Gork vom Ork hatte die richtige Lösung parat: wir suchten die Herbstanemone, Anemone hupehensis. Ihr „lateinischer“ Artnamen wurde von der mittelchinesischen Provinz Hubei abgeleitet. Hier wird ihre Wildform vermutet, die dort schon in Gärten gezüchtet wurde, als sie noch lange nicht in die Fänge der westeuropäischen „Nomenklatura“ von Botanikern geraten war. Im 19. Jahrhundert erweckte sie das Interesse westlicher, kommerzieller Blumenzüchter, die sie erst „Anemona japonica“ nannten, später setzte sich der Artname „hupehensis“ durch. Heute ist sie, bereichert durch Einkreuzungen verwandter Arten, eine beliebte Gartenpflanze mit einer Vielzahl von Schmuckvarianten.
(HW)
3 comments on “Pflanze der Woche: Macht sich nicht freiwillig vom Acker”
Ackerwinde, convulvulus arvensis
Über eine Windenart, weiß, im Grunde ein rotes Tüpfelchen, wurde uns folgende Geschichte in einer der unteren Klassen erzählt:
Maria, die Mutter Jesus‘, wäre lange zu Fuß unterwegs gewesen und schon sehr erschöpft und durstiig. Sie hätte um etwas zu trinken gebeten bei Leuten, die am Wege wohnten, und man wollte ihr Rotwein einschenken ( die müssens gehabt haben!! Wein für eine Unbekannte, sozusagen Bettlerin, und am Tage!!).
Aber es war kein Glas da ( bestimmt alle beim letzten
Saufabend bei der anschließenden Prügelei zu Bruch gegangen. Andere Trinkgefäße wahrscheinlich auch nicht, also haben sie immer Wein gesoffen! Oder hatten die noch nicht abgewaschen, oder war die Spülmaschine kaputt?) Maria, bescheiden und demütig, wie alle Verwandten dieser family, pflückte also so eine Windenblüte am Wegesrand, man goss sie ihr großzügig randvoll. Maria trank und erfrischte sich. ( Dabei weiß jeder, dass Alkohol müde macht und nicht erfrischt!!) Da aber ein klitzekleiner Rest IMMER im Glase bleibt, in diesem Falle in der Winde,
d e s t e r w e j e n is die e Häbbchen rot jans unden am Grund!e! Klaro?
Die Ackerwinde soll psychoaktive Substanzen enthalten. Vielleicht liegt es daran.