Heino schwebte über allen Wolken. Seit er Veganer ist, hat sich seine Lebenseinstellung geändert, jedenfalls, seit er es behauptet. Und zwar genau gegenüber der jungen Sekretariatsassistentin von der Pflanzenredaktion. Seit fast einer Woche sind sie nun ein Paar. Ausgerechnet ihm, dem etwas kleinwüchsige Heino, war es gelungen, die spröde Schönheit aus dem Nachbarbüro zu erobern. OK, mit einer kleinen Schwindelei, denn das mit dem Veganismus, das stimmte nicht so ganz. Eigentlich kaum, oder: überhaupt nicht. „Aber als Veganer ist man heute einfach ein Alfa-Männchen, sogar ein doppeltes, ein Alfalfa-Männchen“, fand Heino. Heute mittag sah man das Pärchen wieder zur Pause in dem trendigen Veggie-Restaurant sitzen, schräg gegenüber von dem Redaktionshochhaus. Sie schaufelt lustvoll einen ordentlichen Haufen „Sojasprossen“ in ihr total veganes Sesambrötchen, er stochert noch etwas lustlos in dem konischen Gestrüpp aus schwarzen Kernen und ungesund aussehenden, weißen Keimlingen umher. „Schmeckt es Dir nicht?“, fragte sie. Doch, aber er habe Bedenken, entgegnete er: „Eigentlich ist es ja Pferdefutter. Wir essen den Tieren ihre Nahrung weg“.
„Quatsch, das sind Sojasprossen aus biologischem Anbau aus der Region, das isst doch kein Pferd“, entgegnete sie sanft, innerlich aber leicht genervt. Heiko wusste zwar – für einen Praktikanten – schon eine ganze Menge, aber noch mehr war er auf der Etage dafür bekannt, gerne etwas „vom Pferd zu erzählen“. So auch in der folgenden Geschichte, die er zum Besten gab, wo er von der Sprossenpflanze erzählte, die die alten Perser nach Griechenland geschleppt hätten, weil es als das beste Pferdefutter weltweit galt. Und da ja ständig Krieg zu führen war, brauchte man Futter für die Pferde der gefürchteten Reitertruppen. „Und heute pflanzen die es überall, bei uns wächst es ja sogar am Straßenrand“. Bevor er noch anhob, von Bienen zu erzählen, denen die violette Blüte immer mal wieder gerne einen fetten Kanthaken verpasst, gelang es ihr aber, vom Thema abzulenken. „Schatz, lass uns verreisen, ich war so lange nicht mehr weg von Halle“.
„Warst Du schon mal in der Schweiz?, fragte er. „Ich kenne da eine hübsche Stadt am See, mit einer uralten Holzbrücke, total romantisch… “
Wollen wir das turtelnde Pärchen nicht stören und fragen uns lieber:
- Wie heißt wohl die Pflanze, die das Turtelpärchen da auf dem Teller hatte?
- Und wohin soll die Reise der beiden gehen?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Gefährlicher Frühblüher“): Seidelbast, Daphne mezerum.
Ja, da hat sich das Rätsel dieses Mal versehentlich selbst enträtselt. Elfriede hat’s gemerkt. Aber Einbeck wusste wieder umgehend den korrekten .botanischen Artnamen der Pflanze. Das Rätsel zeigt mal wieder, wie nützlich die Kenntnis der griechischen Mythologie sein kann. (Hans Ferenz)
Lust auf mehr Pflanzen? in unserem Archiv gibt es alle vergangenen Pflanzen der Woche, seit 2016. Zum Stöbern: hier lang.
2 comments on “Pferdefutter im Trendy-Food”
Die Flanzendeile warn von dr Luzerne, die se jemamft hamm, un daderzu jeherrn ooch dier schwarzen Gullern, weil se enne H ü l e n fruchd is.
Se wolln nach Luzern fahrn un sich dort de Gabellbrigge bekneisten, die mer jeflecht off Hochdeitsch nadierlich Kapellbrücke beniem muss.
Im Momend sollden se liewer an dr Saale wejen Goronan durdeln, da jibbts ooch scheene Bauwergke ze bewundern. Wer von den beeden Liewesleiden e richtcher Hallenser is, also hier jeborn is, der weeß schon, wo se lankdabern gennten. Wenn nich, ruft mr an, ich weeß swcheene Egken..un Einbeck nadierlich ooch ( der is ooch efder hier, wa, Meiner? Neja, velleicht heide nich- wejen morjen. Jaha, ich weeß Meise!!)
Wenn Elfriede immer alles rauskriegt, muss sie in Zukunft Zusatzfragen beantworten 🙂