Pflanze der Woche: Gefährlicher Frühblüher

23. November 2020 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Bei der Namensgebung für unsere neue Rätselpflanze  ließ sich Linné mal wieder von der griechischen Mythologie inspirieren:Apollon, Bogenschütze und Gott für Kulturelles, bezweifelte die Treffsicherheit von Amor beim Bogenschießen. Der ärgerte sich darüber und rächte sich für diese Schmähung, indem er einen Liebespfeil mit einer goldenen Spitze auf Apollon und einen mit bleierner (!) Spitze auf Daphne, einer höchst attraktiven Tochter des Flussgottes Peneios, abschoss. Das war ziemlich hinterhältig. Apollon verliebte sich nämlich unsterblich in Daphne, stellte ihr nach und belästigte sie. Die berührte dessen Werben, da bleivergiftet, überhaupt nicht. Sie bekniete schließlich ihren Vater Peneios, dass er ihre verführerische Gestalt ändern möge. Daraufhin verwandelte er sie in einen Lorbeerbaum. Der Lorbeer war Apollon seitdem heilig. Soweit die griechische Sage. An die erinnerte sich Linné, als er die lanzettlich, ganzrandigen, lorbeerartigen Blätter beschrieb. Die erscheinen erst nach der Blüte an dem ca. 1m hohen Strauch. Er gehört bei uns zu den besonders frühen Frühjahrsblühern. Schon im Februar drängen sich u.U. die kleinen 4zipfeligen, rosaroten Blüten an den. Zweigen. Sie duften intensiv. Im Hochsommer entwickeln sich daraus erbsengroße Steinfrüchte, die erst grün, dann leuchtend rot sind.

Die seltene, geschützte Pflanze bevorzugt Laub- und Mischwälder in hügeliger Landschaft Mitteleuropas. Ihr deutscher Name kommt vermutlich von dem seidigen Bastgewebe, aus dem man früher auch Schnüre herstellte. Vielleicht aber auch vom altdeutschen Wort zidal für Biene, da die Rinde (wie ein Bienenstich) Blasen erzeugt.  Die Pflanze ist ziemlich giftig. Die Gifte sind in allen Pflanzenteilen enthalten. Sie können auf der Haut Blasen und andere schwerheilende Wunden erzeugen. Das sollen Bettler früher ausgenutzt haben, um Mitleid zu erzeugen. Bei oraler Aufnahme, z.B der appetitlich aussehenden roten Beeren, kommt es zu schmerzhafter Reizung der Mundschleimhaut, Übelkeit, Atemnot, Nierenschäden oder Tod nach Kollaps. Schon 10 bis 15 Beeren können tödlich wirken. Daphnetoxin, ein Cumaringlycosid, und Mezerin  sind die wirksamen Substanzen. Bereits in der Antike waren die Wirkungen bekannt. Hippokrates, Galen, Dioscurides und Theophrast beschreiben die Pflanzen in ihren Schriften; sie wurden damals auch bei Wassersucht verwendet. Im Mittelalter nutzte man sie bei Rheuma, Gicht und Hautleiden sowie als Mittel gegen Läuse. Im „Kreutterbuch“ von Hieronymus Bock findet Seidelbast ausführliche Erwähnung. Er empfiehlt ihn bei Wassersucht, als schweißtreibendes Mittel sowie gegen Geschwüre. Wegen der Nebenwirkungen spielt die Pflanze aber keine Rolle mehr in der Phytomedizin.

(H.J. Ferenz) (Bilder pixabay)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Namensstreit: warum benennen wir das Planetarium nicht nach Ihr?„):  Zinnie, Zinnia elegans.

Der Korbblüter  stammt ursprünglich aus Mexiko, hat sich bei uns als beliebte Zierpflanze einen Namen gemacht. Hierzulande wächst sie nur einjährig, sie ist nicht winterhart. Ihre Pflege ist ansonsten einfach: die Samen im Frühjahr  (Mitte April) in die Blumenbeete aussäen, fertig.  Die Blüten erscheinen in allerlei Farbvariationen, von weiß über gelb, orange und Rot bis hin zu Magenta. Die Pflanze soll essbar sein, obwohl sie einen Giftstoff enthält:  Nicotin. Offenbar aber nur in ungefährlichen Mengen.

Die Zinnie wird vorwiegend dekorativ genutzt, ist aber durchaus auch essbar.  Anfang 2016 gelang die Aufzucht einer  Zinnie auf der Internationalen Raumstation ISS (Bericht bei Heise Online hier). Dies gehörte zum so genannten „Veggi-Programm“, einer Forschungsreihe, bei der es darum geht, Pflanzen für zukünftige längere Weltraumexpeditionen als menschliche Nahrungsquelle zu erproben. Während Salat bei dem Weltraumprogramm sich relativ problemlos aufziehen lies, war die Zinnie empfindlicher, sie reagierte bei der zu hohen Luftfeuchte ziemlich sensibel und dachte nicht daran, zu blühen. Erst als der Raumfahrer Scott Kelly eigenmächtig das vorgegebene Gießschema änderte, erblühte die Pflanze, und zwar in gelber Farbe (nicht weiß, @Elfriede).

(HW)

 

 

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