Ende der Eiszeit

9. April 2018 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Gesucht wird also eine Pflanze, die fast jeder erkennt. Weniger an ihrem Blütenstand mit zahlreichen, kleinen gelben Blüten, sondern mehr an den verschieden farbigen Blättern. Ihre stark gestauchte Sprossachse verleiht ihr ein charakteristisch rundliches Aussehen. Die Pflanze entstammt einer Gattung mit etwas 100 Arten. Der deutsche Name der gesuchten Art, einer ein- bis zweijährigen Pflanze, leitet sich von einer seltsamen Art des Transportweges ab. Sie stammt aus Frankreich, beliebt war sie dann aber v.a. in Nordamerika.

Ihre Blätter enthalten bittere Inhaltsstoffe in einem Milchsaft. Das zielte wie üblich auf die Abwehr von Fressfeinden – gegen den größten Feind ist er aber, in Maßen, unwirksam, sogar ganz im Gegenteil….  Medizinisch findet der Bitterstoff bei Malaria ein Einsatzgebiet, zusätzlich spricht der Volksmund von schlaffördernder Wirkung.

Wir wollen wissen:

Welche deutschen Namen trägt unsere Pflanze? Woher rührt ihre Benennung?

Warum ist die spezielle, gesuchte Kulturform nicht so beliebt?

(A.S.)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („das Gelbe vom Ei“)

Agricola hatte den richtigen Riecher, zumindest scheint er gewusst zu haben, dass die gelben Eier sogar unter Schwarzlicht leuchten. Die gesuchte Pflanze war Curcuma. Sie ist eng mit dem ebenfalls im tropischen Raum heimischen Ingwer verwandt, gehört also zu den Zingiberaceae, den Ingwergewächsen. In der Küche werden, ähnlich wie beim Ingwer, die Rhizome (Wurzelknollen) genutzt. Die Knollen werden sowohl frisch als auch getrocknet verwendet, wobei man  in Europa vorwiegend das Curcumapulver kennt, also die gemahlene Wurzel . Am bekanntesten ist Curcuma hierzulande eher als Bestandteil des so genannten „Currypulvers“, und damit Bestandteil eines der wohl wichtigsten  neudeutschen „Nationalgerichten“, der Currywurst.  Dabei ist das „Currypulver“ eine britische Erfindung aus der Kolonialzeit, es ist eine Gewürzmischung, die aus vielen Komponenten besteht, die den Briten den „typischen“ Geschmack der schon im 19. Jahrhundert beliebten, „exotischen“ indischen Küche vermitteln sollte. Curcuma ist darin eine wesentliche Zutat, es hat hauptsächlich die Funktion,  den Gerichten eine intensiv gelbe Farbe zu verleihen. Dabei steuert Curcuma selbst durchaus auch  Geschmack bei: besonderes die frische Wurzel, die man mittlerweile durchaus in Europa in gut sortierten Asia-Läden kaufen kann, hat  ein charakteristisch süßlich-erdiges Aroma. Wenn man frische Wurzeln ergattern kann, lohnt es sich, einen Sproßabschnitt einzupflanzen. Es entwickelt sich eine hübsche Topfpflanze, die man im Sommer sogar in den Garten stellen kann. Mit etwas Glück entwickeln sich schöne, weiße Blüten.

Curcuma (c) Wikipedia

Curcumin (Keto-und Enolform)

Färben kann man mit der Abkochung der Wurzel (oder dem Pulver) nicht nur Lebensmittel wie etwa Reis, sondern auch Ostereier. Der Farbstoff der Wurzel (Curcumin) ist jedoch nicht besonders lichtbeständig, weshalb er zu Zwecken der Malerei oder Textilfärberei nichts taugt. Ältere Chemiker kennen aber noch das „Curcumapapier“. Das waren mit Curcumin getränkte Filterpapiere, die als pH-(Säure/Base)-Indikator funktionierten. Der im sauren und neutralen Medium gelbe Farbstoff schlägt zwischen pH 8-9  (also im leicht Alkalischen) in braunrot um. Mit Bor bildet er eine roten Komplex, deshalb wurde er auch zum Nachweis dieses Elementes benutzt. Und unter nahem UV-Licht leuchtet der Farbstoff tatsächlich gelborange auf. Ostereiersuche im Dunkeln mit einer  Schwarzlichtlampe wäre also eine interessante Kinderbespaßung.

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