Das Gelbe vom Ei

2. April 2018 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Lizchen hatte sich dieses Ostern besonders viel Mühe gegeben. Heute, zu Gründonnerstag, war es mal wieder so weit. Der Streit ums Ei. Der alljährliche Streit ging dabei nicht – Grüße an Loriot – um die Härte des Eies  oder um die gefühlte Zeit, die ein Ei im siedenden Wasser zu wallen habe. Sondern: ums Eierfärben. Ein urdeutsches Kulturgut, dessen Ergebnis in den letzten Jahrzehnten in vielerlei Hinsicht ins Wanken geraten ist.

Gelbe Ostereier – ist es schwierig?

„Früher waren rote Eier rot, Blaue waren blau, und gelbe waren Gelb. Richtig kanariengelb“, hob Heinz an, und Lizchen war darauf vorbereitet, dass nun wieder eine allgemeine Debatte begann über die verteufelten industriellen Ostereierfarben, die früher halt besser waren („alles übertrieben Panikmache, mit den ganzen E-Nummern“, fand Heinz). Dann würde es um Bioprodukte im allgemeinen gehen („überteuerter Blödsinn, und gesunder ist es auch nicht) oder über vegane Ernährung („das Zeug kannste selber essen“).

Lizchen versenkte ein paar kleingeschnittene Knollen ins Wasser, die ihre Bio-Freundin neulich geschenkt hatte, einige davon waren so frisch, dass sie sogar schon grüne  Keime hervorbrachten. Auf deren Anraten hatte Lizchen auch welche der fingerdicken Rhizome im Blumentopf versenkt: „die werden eines Tages wunderschön blühen, mit etwas Pflege“, hatte sie gesagt.

Noch treibt sie aus der Knolle – doch vielleicht blüht sie eines Tages? Unsere Wochenpflanze wird gesucht.

Das Kochwasser färbte sich mittlerweile stumpf orangefarben, und Lizchen gab, wie sie das beim Eierfärben gewohnt war, einen Schuss Essig hinein, bevor sie die Eier vorsichtig im Süd versenkte. Der Essig hatte ein Wunder bewirkt: das Kochwasser war nun hellzitronengelb. „Heinz wird staunen“, dachte Lizchen, und wirklich, nach etwa 20 Minuten, als sie die Eier herausnahm, waren sie quietschegelb.
„Geht doch“ bemerkte Heinz. „Hättest du aber einfacher haben können, Färbetabletten mit E100“.

„Brauchst Du das Färbebad noch?“, fragte er.

„Nein, wieso?“ „Sieh mal ich kann zaubern“, sagte er, nahm eine Prise Waschsoda und streute sie in den Topf. Es schäumte, und auf einmal war die schöne gelbe Lösung in eine widerlich braunrote Brühe verwandelt.
„Du kannst Gold in braune Kacke verwandeln, was bist du doch für ein Genie!“, entfuhr es Lizchen.

Hallespektrum will wissen:

1. Zu welcher Pflanze gehörten die färbenden Wurzelknollen?

2. Außer zum Eier färben: wo kommt die Knolle sonst noch in der Küche vor?

3. Von welcher Wurst ist sie nicht wegzudenken?

4. Was ist die Ursache für die Farbumwandlung ? 

(HW)

Lösung des letzten Pflanzenrätsels (25. März – 1. April 2018, „Gesucht: Nektartäuschblume“).

Gesucht wurde das Purpurknabenkraut Ophrys purpurea. Diese recht große, auffällige Orchidee braucht zwar Insekten zum Bestäuben, belohnt diese aber nicht mit Nektar. Drei Viertel der Knabenkräuter tricksen so. Zwar lernen die Bienen z.B. rasch, sonst würden sie ja verhungern. Aber das Täuschungsmanöver gelingt hinreichend oft; nur etwa 10% des Bestandes werden befruchtet. Das reicht aber wegen der reichlichen Bildung winziger Samen zur Arterhaltung. Unsere heimische Fliegen-Ragwurz zum Beispiel, verfolgt die Strategie der Sexual- bzw. Insektentäuschung, um Wespen zur Bestäubung anzulocken. Sie imitieren durch ihr Aussehen eine Wespe und locken durch Aussendung des Duftstoffes paarungswilliger Weibchen männliche Grabwespen an. Beim Versuch, sich mit der Blüte zu paaren, findet die Bestäubung statt. Süßen Nektar als Belohnung für den getäuschten Wespenmann gibt es nicht.

(Hans Ferenz)

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