Die Schöne mit dem falschen Namen

26. November 2018 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Unsere gesuchte Pflanze. Blick auf die Geschlechtsteile.

Es kommt schon mal vor, dass sich volkstümliche Namen länger halten, als der Stand der Wissenschaft. So auch im Falle unserer Pflanze, der der gute alte Linné einen wohlklingenden Gattungsnamen verpasst hatte, der noch heute existiert. Aber unsere gesuchte Pflanze, beliebt bei Blumenfreunden um die Weihnachtsszeit, gehört schon seit 1821 nicht mehr in die wohlklingende Gattung, sondern in eine andere der selben Familie. Nun hat die deutsche Gattung einen typisch deutsch klingenden Namen, der sich aber nicht durchgesetzt hat, zu hart, zu viele Konsonanten. Also sowas in der Art: https://www.youtube.com/watch?v=2hTYWAARc94

Der falsche Name klingt halt so viel weicher, als dieses „Rttrstrn !“. Im Ernst: die Ursprungsart der in vielen imposanten Varianten gezüchteten Hybriden leiten sich von einer peruanischen Stammart ab, in die andere Arten der selben Gattung eingekreuzt wurden. Man kauft sie entweder als langstielige Schnittblumen, die dann in der  Vase einen imposanten Raumschmuck bilden. Beliebt ist aber auch, sie als Knolle zu kaufen, in einen Topf zu setzen, und innerhalb weniger Wochen wächst eine beeindruckende Blume heran… die man mit etwas Geschick, wenn man sie nach der Blüte abschneidet und weiterkultiviert, eines Tages wieder eine neue Blüte treibt. Aufpassen sollte man aber, besonders wenn Kinder oder Haustiere im Hause sind: die Pflanze ist in allen Teilen giftig, der Genuss von nur einem Teil der Knolle kann tödlich sein.

Also: welche Pflanze suchen wir?

Wie lautet der wissenschaftlich „korrekte“ Gattungsname?

Und wie der populäre Gattungsname, der aber zu unserer gesuchten Pflanze nicht passt?

(HW)

Auflösung der letzten Wochenpflanze („KO mit Hexenkraut“ ): Weißer Stechapfel, Datura stramonium.

Blüte des weißen Stechapfels, Datura stramonium. Dieses gefährlich-schöne Exemplar fanden wir letztes Jahr im Sommer auf der Peissnitz am Wegesrand..

Gesucht war der Weiße Stechapfel, Datura stramonium. Die dekorative Pflanze ist allerdings hochgiftig und hat in Gärten, in denen Kinder spielen, nichts zu suchen. Versuche, sich mit dieser Pflanze zu berauschen, sind riskant, da die Alkaloidgehalte starken Schwankungen unterliegen und es leicht zu einer Überdosierung kommen kann. Datura stramonium stammt wahrscheinlich aus Mittelamerika, genau weiß man es jedoch nicht, sie taucht jedenfalls erst in der frühen Neuzeit in Europa auf. Heute findet man die Pflanze oft auf nährstoffhaltigen Brachflächen.

Die Gattung Datura ist verwandt mit der Gattung „Brugmansia“, zu der die als Zierpflanze geschätzten „Engelstrompeten“ gehören. Beide enthalten ein sehr ähnliches Spektrum von hochgiftigen und berauschenden Alkaloiden (Vorwiegend Hyoscyamin (Atropin) und Scopolamin. Bekannt ist ein Fall aus Halle, bei dem sich ein 18-jähriger junger Mann sich mit einem Tees aus Engelstrompete berauschte hatte, und in einen wahnhaften Rausch geriet, dass er sich mit einer Heckenschere Penis und Zunge abschnitt: http://www.spiegel.de/panorama/drogenwahn-18-jaehriger-schneidet-sich-penis-und-zunge-ab-a-266845.html

 

(H. Ferenz)

 

 

 

 

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