Startseite Foren Halle (Saale) Bühnen Halle verlassen Boden der Neutralität

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  • #235890

    Auf der Facebookseite der Bühnen Halle (https://www.facebook.com/BuehnenHalle) lese ich gerade folgendes:

    Liebe Facebook Freunde,
    der Erfolg der AfD ist für uns alle ein großer Schock. Jetzt gilt es, die Bestürzung vieler Bürger/innen in Engagement umzuwandeln.
    Anfang diesen Jahres hat sich deswegen ein breites Bündnis aus verschiedenen Organisationen und Gewerkschaften gegründet, die in den kommenden Monaten eine große Kampagne gegen die AfD starten werden. Herzstück ist dabei die Ausbildung von hunderten „Stammtischkämpfer*innen“, die fit gemacht werden für Aktionen vor Ort und mit schlagkräftigen Argumenten ausgestattet werden. Vielleicht unterstützt auch Ihr mit Eurer Unterschrift die Kampagne?
    Das Bündnis wird heute, am 16.03., um 12 Uhr den Aufruf auf der Homepage https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/ veröffentlichen.
    Zum Erfolg dieser Kampagne können Sie entscheidend beitragen! Bitte rufen Sie Kolleg/innen, Freund/innen und Bekannte auf ihrem Beispiel zu folgen und den Aufruf zu unterzeichnen.
    Wenn Sie die Sache unterstützen möchten, schicken Sie einfach eine E-Mail rassisten-mitmachen@aufstehen-gegen-rassismus.de.
    Herzliche Grüße,
    Ihr Team Kommunikation & Marketing der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle

    ———-

    „eine große Kampagne gegen die AfD“ – kann ja sein, dass sie geschockt sind, das liegt vielleicht am bisher zu sporadischen Bodenkontakt? Sind die Akteure in den letzten Monaten zu wenig „unter den Leuten“ unterwegs gewesen? Dann wäre es vielleicht kein Schock gewesen.
    Diese Aktion ist ja vielleicht gut gemeint, aber eine Kampagne gegen eine Partei, von den Theatern??? Dürfen die das – ich finde, nein.

    #235891

    Theater sollten nie neutral oder besonders staatstragend sein. Da hast Du was mißverstanden. Hier gilt gnadenlos die Kunstfreiheit. Basta.

    #235894

    Theater sollten nie neutral

    Doch kostenneutral.
    Sie können sich ja verpflichten, kein Steuergeld von AfD-Wählern zu nehmen.

    Hier gilt gnadenlos die Kunstfreiheit.

    Was hat diese Aktion mit Kunst zu tun?

    #235895

    Kunst ist nicht definierbar. Also brauchen wir uns darüber nicht zu streiten.

    #235896

    Anonym

    Die setzen doch nir das AfD-wahlprogramm um.
    Nach Duktus von Poggenburg und Co. sollten die Theater doch verpflichtet werden, ein positives Verhältnis zu Deutschland zu vermitteln.
    Wo also ist das Problem?

    #235902

    Ich könnte mich immer mehr mit der Idee zur Aktion „Wir nehmen keine Steuern von AfD-Wählern“ befreunden.
    Künstler macht mit!
    Das Verfahren ist ganz einfach, es wird so viel an staatlicher Alimentation zurückgegeben, wie der Anteil der AfD-Wähler an den Gesamtwählern ist.

    #235905

    Es ist davon auszugehen, dass auch einige (ehemalige?) regelmäßige Theaterkunden AfD gewählt haben. Somit schießen sie sich in gewisser Weise ins eigene Knie.
    Aber Theaterleute lebten schon immer in ihrer eigenen Welt und glauben, dass diese sich nur um sie selbst dreht.

    #235906

    Auf den Rängen sitzen weder Brote noch Brötchen.

    #235911

    Mist, ich bin auch gegen Rassismus. Und doch für Obergrenzen. Und ich denke, so denke ich nicht allein. Was nun?

    #235912

    Wenn wir schon bei Obergrenzen sind, warum begrenzen wir nicht die Zuwendungen für Bedürftige in Deutschland. Das will doch die AfD. Das tun wir nicht, weil wir ein demokratisches und solidarisches Land sind. Dieses Denken darf nicht an den Grenzen von Europa halt machen.

    #235914

    Doch, keule, das muß es sogar, weil sonst schon bald nichts mehr da ist für Zuwendungen

    #235915

    Erinnert irgendwie an leserbriefschreibende Kollektive zu DDR-Zeiten.

    #235924

    An das Team Kommunikation & Marketing der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle :

    Betreff Aufruf zur Beteligung an einer Kampagne gegen die AfD

    Jeder vierte Wähler hat sich für die AfD entschieden, damit ist diese Partei – ob wir es wollen oder nicht – zu einer nennenswerten Kraft im Landtag geworden. Auch die Wähler der AfD, so vielfältig ihre Gründe sind, sind in Ihrer Mehrzahl weder Rassisten noch Fremdenfeinde und sie sind auch Besucher unserer Kultureinrichtungen und sollen das auch bleiben.
    Dass die Bühnen Halle sich einseitig an einer Kampagne gegen eine politische Partei beteiligen ist neu und findet meine Zustimmung nicht. Das Theater hat andere Mittel, so vor allem die kulturelle Bildung, sich am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen. Die Bühnen Halle sollten ihre politische Neutralität gegenüber den Parteien nicht aufgeben, sie sollten sie dagegen sogar hüten, denn diese Unabhängigkeit ist ihr hohes Gut.
    Als Demokrat, Hallenser und CDU-Mitglied protestiere ich gegen den Aufruf auf Ihrer facebookseite.
    Wolfgang Kupke

    #235927

    Mist, ich bin auch gegen Rassismus. Und doch für Obergrenzen. Und ich denke, so denke ich nicht allein. Was nun?

    Bei so einer Obergrenze für Überweisungen in die Ukraine wäre ich sofort dabei, auch bei den Zahlungen an die kriegsführende Syrische Opposition wäre ich sofort dabei, ansonsten, jetzt MDR schauen.

    #235928

    Jetzt will man also damit beginnen, den Künstlern ihre Meinung zu verbieten!
    Künstler sind auch Leute und haben das Recht auf eine politische Meinung.
    Wolli sollte sich doch mal

    #235933

    @wolli, ich könnte Dir bei Deinem Aufruf eventuell ein klein wenig zustimmen, wenn es da nicht dieses Wahlprogramm gäbe.

    Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern. Die Bühnen des Landes Sachsen-Anhalt sollen neben den großen klassischen internationalen Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen.

    Das lese ich als einen klaren Angriff auf die Freiheit der Kunst. Erinnert mich an zwei Epochen in der deutschen Geschichte.
    1. Die Propagierung einer völkisch-nationalen Kunst unter den Nazis. „Nur durch die Rückbesinnung auf die Werte der deutschen Kunst und Kultur, auf die sogenannte „arteigene“ Kultur, wäre ein Wiederaufstieg Deutschlands und das Aufhalten des Kulturverfalls möglich.“ …
    Damit wurde „eine zentrale europäische Errungenschaft, die Autonomie der Kunst, wurde ausgehebelt. Kunst sollte im Dienst des NS-Staates, des Volkes und der Rasse stehen.“ (Zitate aus: http://www.europa.clio-online.de/site/lang__de/ItemID__679/mid__11428/40208214/default.aspx, übrigens ein sehr lesenswerter Artikel)
    2. Die wiederholten Eingriffe der POlitik in die Kunst in der DDR-Zeit, Stichwort Formalismusdebatte um 1950 und das 11. Plenum des ZK der SED 1965.

    Mag für manche das AfD-Programm auch noch relativ harmlos klingen, es spricht doch von einem „fehlenden Mut zu unserer deutschen Leitkultur“ und davon, dass dies und die „Internationalisierung aller Lebensbereiche, die Herausbildung einer multikulturellen Gesellschaft auf deutschem Boden“ „den gesellschaftlichen Zusammenhalt [schwäche] und auf lange Sicht die Demokratie selbst [gefährde]“. Dazu einfach mal den oben verlinkten Artikel (oder, wenn Dir das lieber ist, auch gern die Kampfbegriffe der SED lesen. Dann wird Dir vielleicht klar, warum Künstler so empfindlich reagieren, wenn es um die Autonomie der Kunst geht.

    Am Rande noch ein kleines Fundstück – ein Interview mit der AfD-Kandidatin Lydia Funke zum Thema „Mehr deutsches Theater?“
    http://www.zdf.de/frontal-21/die-denkzettel-partei-wofuer-steht-die-afd-42601822.html

    #235934

    wolli ist wahrscheinlich noch in einer anderen welt, als künstler staatstragend zu sein hatten… Neutralität ist nirgendwo festgeschrieben und Künstler müssen Stellung beziehen, jeden Tag, in jedem Stück.

    Das „wess Brot ich ess“ gilt schon lange nicht mehr… sollte sich auch ein Politrentner mal verinnerlichen…

    #235935

    Die Bühnen verteidigen die Angriffe auf die ihr zustehende Freiheit. Dazu haben jedes Recht.

    #235938

    Zitat aus dem Wahlprogramm der AfD Sachsen-Anhalt:

    “Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht,
    einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern. Die Bühnen des Lande
    s Sachsen-Anhalt sollen neben den großen klassischen internationalen
    Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszen
    ieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen.“ (Zitat Ende)

    Mir graut vor dem, was sich hinter „…so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen“ verbirgt.

    Schönes Beispiel: Händel wurde 1935 zum „Wikinger der Musik“ ernannt. Seine Oratorien wurden umtextiert. Da wurde z.B. aus dem Oratorium Judas Maccabäus einfach ein Oratorium namens „Der Feldherr“. Oder aus Israel in Ägypten wurde „Der Opfersieg bei Walstatt“.

    Bekanntermaßen bekam Kunst die nicht der Ideologie der Nazis entsprach, schnell den Titel „entartet“ angehängt. Und was wurde vielfach aus den Künstlerinnen und Künstlern selbst?

    Ich finde es nur folgerichtig, dass die Bühnen sich gegen die AfD wehren. Kunst unter Vorgaben – das geht gar nicht.

    #235941

    Da hätten doch eigentlich die Bühnen-Halle vor der Wahl unter Bezugnahme auf dieser Passagen im AfD-Wahlprogramm dazu aufrufen müssen, nicht die AfD zu wählen.
    Und unser OB verteidigt doch sicher auch die Freiheit der Kunst, da könnte er den Aufruf zur Kampagne auch auf die städtische HP setzen.

    #235944

    Sie hätten es machen können, nicht müssen.
    Und dass Dein Verweis auf die städtische HP Quatsch ist, weißt Du sicher selber. Konttest Du Dir halt nur nicht verkneifen, oder?

    #235945

    „Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern. Die Bühnen des Landes Sachsen-Anhalt sollen neben den großen klassischen internationalen Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen.“

    Diese Forderung erinnert nun ja auch wirklich an schlimme Vergangenheit und gegenwärtige Forderungen nach einer Quote für deutschsprachigen Schlager in Rundfunk etc.
    Da würde ja fast nur noch die Formulierung fehlen: „Entartete Werke sollen/dürfen nicht gespielt werden“.
    Dagegen müssten sich eigentlich nicht nur Künstler aussprechen.

    #235946

    Ja Der OB ist gescheiter als der Gescheiterte, das wird er nie verwinden.

    #235953

    Dann wird Dir vielleicht klar, warum Künstler so empfindlich reagieren, wenn es um die Autonomie der Kunst geht.

    Moment mal, Leute. Mit keiner Erwähnung lese ich im zitierten Aufruf im ersten Beitrag dieser Diskussion (und auf dieser komischen Kampagnenseite), dass es hier um die Verteidigung der Kunstfreiheit geht. Dies ist allein eine Diskriminierungsaktion „von der anderen Seite“. Diese Kampagne ist nicht besser als die Leute, die sie kritisiert. Auf vermeintliche Diskriminierung mit pauschaler Gegendiskriminierung reagieren, ist keine Aktionsform der Kunst und auch keine Verteidigung der Kunstfreiheit (und darum geht es offensichtlich auch nicht).

    #235962

    Herzstück ist dabei die Ausbildung von hunderten „Stammtischkämpfer*innen“, die fit gemacht werden für Aktionen vor Ort und mit schlagkräftigen Argumenten ausgestattet werden.

    Ist das nun Demokratie, oder doch eher Faschismus?

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