DB gnadenlos gegen Graffiti-Vandalen

12. Januar 2018 | Umwelt + Verkehr | 7 Kommentare

Graffiti-beschmierter Zug

Graffiti ist bei der Deutschen Bahn Schwerpunkt der Vandalismusdelikte. Betroffen sind vor allem S-Bahnen, Nahverkehrs- und Güterzüge, Brückenpfeiler, Bahnsteigzugänge und Lärmschutzwände. Die Größe der ebsprühten Fläche hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Oft sind ganze Züge mit Farbe überzogen. Dieses sogenannte „bomben“ eines Zuges ist in der Szene besonders angesehen. Der Ruhm (“fame“) der Sprayer entsteht dadurch, dass Züge mit dem gesprayten „Kunstwerk“ quer durchs Land fahren. Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden. Bislang gelingt das in Mitteldeutschland fast ohne Einschränkungen des Fahrplans. Eine schnelle Reaktion ist taktisch sinnvoll. Denn eine Fläche mit Graffiti befeuert immer auch den Wettbewerb unter den Sprayern, so dass im Lauf der Zeit immer mehr Graffitis hinzukommen. Die meisten Sprayer verlieren hingegen die Lust, wenn ihr „Kunstwerk“ schnell wieder verschwindet und suchen sich Flächen, an denen ihr Werk länger zu sehen ist. Die Sprayer-Szene zieht vor allem männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren an. Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Ironischer Hinweis der DB

 

Das Bemalen gilt als Sachbeschädigung und kann mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Bahn erstattet grundsätzlich bei jedem Vandalismusdelikt Strafanzeige. Alle Verschmutzungen werden dokumentiert: „tags“ und „pieces“ werden fotografiert, um sie den Tätern zuzuordnen und Schadensersatz fordern zu können. Was den wenigsten Tätern klar ist: Auch wenn sie strafrechtlich unter das Jugendstrafrecht fallen und oft sogar ohne Strafe davonkommen, kann die DB den materiellen Schaden als zivilrechtliche Forderung über 30 Jahre im Nachhinein geltend machen. Beträge von oft vielen Tausend Euro können so noch Jahre später eingefordert werden. Meist begehen die Täter dazu noch Hausfriedensbruch. Wird der Bahnbetrieb gestört, erfolgt eine Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Dabei vergessen Sprayer oft, dass sie sich bei ihren Aktionen in Lebensgefahr begeben. Berührungen mit Stromleitungen oder fahrenden Züge führen oft zu lebensgefährlichen Verletzungen.

Die Reinigung der Züge erfolgt in aufwändiger und zeitintensiver Handarbeit. Umweltbelastung und Kosten sind enorm. In einer Reinigungsanlage der DB in Halle-Diemitz demonstrierten Mitarbeiter die Vorgehensweise: Um die aufgesprühte Farbe vom Lack der Züge zu entfernen, werden stark reizende Chemikalien eingesetzt. Die Reinigung der Züge ist daher nur in speziell ausgestatteten Werkstätten unter Einhaltung von strengen Arbeits- und Umweltvorschriften möglich. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Dabei greifen die Chemikalien die darunterliegenden Lack- und Folienschichten der Züge an und müssen komplett erneuert werden. Über 34 Millionen EURO musste die DB bundesweit für die Graffiti-Entfernung im vergangenen Jahr aufwenden

Mit verstärkter Überwachung, konsequenter Strafverfolgung sowie Aufklärung in Schulen versucht die DB dem Sprayer-Vandalismus beizukommen.

Reinigungsanlage in Halle-Diemitz

Graffiti-Entfernung

Graffiti

 

 

 

 

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