Auf-Bruch mit Bruch, Smetana & Matiakh

10. März 2020 | Rezensionen | Keine Kommentare

Das 5.Sinfoniekonzert der Staatskapelle Halle war dem Komponisten Max Bruch gewidmet. “Auf Bruch“ war es betitelt. In seinem 100. Todesjahr sollte an den vielfach unterschätzten, wenig bekannten Komponisten Max Bruch (1838-1920) erinnert werden. Max Bruch fiel schon in frühem Kindesalter in seiner Heimatstadt Köln durch seine künstlerische Begabung auf. Er malte und kopierte so gekonnt Bilder, dass man in ihm einen Kölner Raffael vermutete. Als er neun war komponierte er ein Geburtstagslied für seine Mutter und dann folgten zahlreiche Motetten, Klavierstücke, Violin-Sonaten, Streichquartette u.v.m.. Das „Wunderkind“ Max startete durch und heimste etliche Erfolge ein. Anders als zeitgenössische Größen wie Brahms, Wagner sah er sich zurückblickend als Bewahrer und Vollender, was er gekonnt und mit Fleiß praktizierte. Das Neue war ihm nicht geheuer. Aufbruch war nicht Bruch´s Sache. Große, aber kurzfristige Erfolge feierte er mit seinen Oratorien. Der Glanz verblasste aber wie ein Strohfeuer relativ rasch. Seinen konzertanten Werken mangelt es nicht an Qualität. Sie hätten mehr Beachtung verdient. Volksliedermelodien bedeuteten ihm sehr viel.

Das verdeutlichte die Werkauswahl für das 5.Sinfoniekonzert sehr schön. Mit der Suite nach russischen Volksmelodien op. 79b spürten Ariane Matiakh und die Staatskapelle erfolgreich der russischen Seele nach, erfüllt von Schwermut, endloser Weite der Natur und Sehnsucht. Ja, das konnte man hören, aber es berührte zu Konzertbeginn nicht mehr als eine Hubschrauberflug über Manhattan. Dann Wechsel zum Konzert für 2 Klaviere und Orchester op. 88a von Max Bruch. Die Geschwister Mona und Rica Bard kommunizierten am Piano virtuos mit dem Orchester, meist leise, harmonisch und sehr einfühlsam und das trotz der durch die 2 Pianos bedingten räumlichen Distanz auf der Konzertbühne.

Max Bruchs Konzert für Klarinette, Viola und Orchester op. 88 boten die Geschwister Sharon (Klarinette) und Ori (Viola) Kam lebhaft und mit großer Spielfreude. Aufregend und mitreißend das Zusammenspiel von dunkler Bratsche und flotter virtuoser Klarinette. Viel Beifall und Bravorufe waren die anerkennende Resonanz des Konzertpublikums.

Den Abschluss des 5.Sinfoniekonzertes bildeten Smetanas Werke „Die Moldau“ und „Aus Böhmens Hain und Flur“ – beliebt und oft gespielt. Das stimmungsvolle Wachsen und Fließen der Moldau quellfrisch, Stromschnellen-stürmisch und erhaben-majestätisch entlockte Dirigentin Ariane Matiakh dem Orchester mit sehr viel jugendlicher Frische. Das gefiel auch den Musikern, die wundervoll engagiert ihr Können dem begeisterten Publikum darboten. Vielleicht ein wenig „jetzt erst recht“ und in Auf-Bruchstimmung nach den Problemen der vergangenen Wochen.

(H.J. Ferenz)

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