Über 600 Streikende demonstrieren für bessere Bezahlung im Öffentlichen Dienst

15. November 2023 | Politik | Keine Kommentare

Der Volkspark, traditioneller Treffpunkt der Arbeiterbewegung, kam heute wieder in seiner ursprünglichen Funktion zu Ehren.  Über 600 Mitglieder von ver.di, aber auch der GEW sowie gewerkschaftsungebundene Beschäftigte des Öffentlchen Dienstes des Landes waren dem Aufruf von ver.di zu einem eintägigen Warnstreik gefolgt. Der große Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, viele mussten stehen. Auf der Bühne erläuterten mehrere Redner kurz ihre Anliegen aus verschiedenen Perspektiven und erklärten ihre Forderungen nach mindestens 10,5% mehr Lohn, jedoch mindestens 500 Euro mehr  bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Denn auch in der zweiten Verhandlungsrunde hat der Arbeitgeberverband der Länder (TdL) kein Angebot für die Beschäftigten im Landesdienst vorgelegt und alle wesentlichen Forderungen und Erwartungen schlichtweg abgelehnt (über die Forderungen im Einzelnen s. Hallespektrum vom 13. November)

Dass es jedoch nicht nur um höheren Lohn geht, sondern auch um die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, schilderte eine Krankenpflegerin des Unikrankenhauses Halle. Neben dem Pflegenotstand kämen für sie auch noch die Teuerung vieler alltäglicher Dinge hinzu. Da sie aus Querfurt anreisen müsse, „kippe sie alle paar Tage mehrere Hundert Euro in den Tank“. Wenn sie mit dem ÖPNV fahren würde, hätte sie kein privates Leben mehr, bei den unmöglichen Fahrzeiten. Ein Student, der auf „Hiwi-Jobs“ an der Uni angewiesen ist, beklagte, dass die Universität ihm für seine teils anspruchsvollen Tätigkeiten lediglich 12 Euro pro Stunde zahle. Einige Feuerwehrleute demonstrierten aus Solidarität mit ihren Kollegen, obwohl sie Beamte sind. Sie hatten sich dafür Urlaub genommen.

Auch in den übrigen Räumen des Volksparks gab es ein vielfältiges Programm. Es gab einen Workshop zu Transparenten und Sprüchen sowie Austauschrunden und Informationsveranstaltungen über den Stand des Wissenschaftszeitarbeitsgesetzes und die Krankenhausfinanzierung. Es wurde ein „Ansprachetraining“ angeboten (wie spreche ich Kolleginnen und Kollegen an), sowie eine Ausspracherunde über die Situation der Mitarbeitenden in den verschiedenen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes des Landes.

Um 12:00 Uhr startete der Zug vom Volkspark aus, am Steintorcampus vorbei zum Steintor, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Der beeindruckend lange Zug war dabei – typisch für Streiks – unüberhörbar. Immer wieder wurden Forderungen skandiert, Fähnchen geschwungen und die üblichen Trillerpfeifen waren schon von Weitem zu hören.

„Der Druck durch Personalengpässe und dabei parallel stetig steigende Anforderungen an die Beschäftigten ist in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes spürbar“, kommentierte Johannes Mielke, zuständiger Gewerkschaftssekretär, die aktuelle Lage. „Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber die finanziellen Sorgen und Probleme der Kolleginnen und Kollegen derart ignorieren“, ergänzte er.

Ulrike Lorenz, zuständige Gewerkschaftssekretärin für das Universitätsklinikum Halle, führte aus: „Die Beschäftigten des Universitätsklinikum Halle (Saale) haben in den letzten Jahren den Laden am Laufen gehalten. Ihnen steht eine deutliche tabellenwirksame Einkommenserhöhung zu. Nette Worte, Schokolade und Klatschen bezahlen keine Rechnungen.“

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