Sanierung Riveufer

12. September 2018 | Politik | 3 Kommentare

Die SPD-Fraktion im Stadtrat sieht die Sanierung des Riveufers kritisch. Dazu sagt Johannes Krause, Vorsitzender der SPD-Fraktion Stadt Halle (Saale): „Die Überdeckung des Hauptsammlers, die Straße und die Promenade am Riveufer sind baufällig und müssen dringend saniert werden. Aber die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Sanierungsvariante sehen wir kritisch. Die Verwaltung fährt auf kurze Sicht und wenn der Vorschlag so umgesetzt wird, sprechen wir in wenigen Jahren über dieselben Probleme. Deshalb: Sanierung unbedingt, aber nicht so.“

„Selbstverständlich ist es schön, wenn trotz umfangreicher Baumaßnahmen möglichst viele Bäume erhalten bleiben. Allerdings sagt die Verwaltung selbst, dass sie keine Garantie geben kann, ob sie dieses Ziel erreicht. Denn selbst die behutsamste Baumethode wird weitere Schäden an den Bäumen verursachen. Faktisch bedeutet die vorgeschlagene Variante Flickschusterei. Wenn der Stadtrat dieser Vorlage zustimmt, müssen wir in wenigen Jahren wieder sanieren. Nur dann stehen keine Gelder mehr aus der Fluthilfe zur Verfügung. Dann muss die Stadt viele Millionen Euro, die sie nicht haben wird, aus der eigenen Tasche aufbringen“, ergänzt Eric Eigendorf, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion Stadt Halle (Saale).

Krause abschließend: „Dank der Mittel aus der Fluthilfe haben wir die einmalige Chance, die schönste Promenade unserer Stadt am Ufer der Saale so nachhaltig zu sanieren, dass für Mensch und Bäume optimale Bedingungen für die nächsten rund 100 Jahre hergestellt werden. Der Ball liegt im Feld der Stadtverwaltung, um einen ausgewogeneren Beschluss fällen zu können.“

Hintergrund

Die Beschlussvorlage „Variantenbeschluss Hochwasserfolgemaßnahme Riveufer“ (http://buergerinfo.halle.de/vo0050.asp?__kvonr=15065&voselect=15864) wird im Planungsausschuss am 11.09.2018 erstmals behandelt. Die Überdeckung des rund 100 Jahre alte Hauptsammlers sowie die Promenade und die Straße am Riveufer sind in die Jahre gekommen. Die Flut 2013 hat ebenfalls große Schäden an Pflanzen und Material hinterlassen. Zwei Baumgutachten sagen unabhängig voneinander aus, dass sich 66 bis 75 % der Bäume aufgrund von Pilzbefall (Phythophtore), Stigmina-Triebsterben, extremer Bodenverdichtung und zu geringem Abstand zum Hauptsammler und zur Straße in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand befinden (Vitalitätsstufen 2 und 3). Der größte Teil der Bäume weist Reststandzeiten von weniger als 15 Jahren auf – insofern sie bei den Bauarbeiten nicht noch mehr geschädigt werden, was aufgrund der Fülle an notwendigen Maßnahmen selbst bei wurzelschonenden Baumethoden nicht verhindert werden kann. Denn ein Teil der Bäume steht in einem Abstand zur Wand des Hauptwassersammlers von 25 bis maximal 40 cm, ein weiterer Teil nur im Abstand von 50 bis 120 cm. Zudem wurzeln die Bäume eher flachgründig (also oberflächennah), die einzelnen Wurzelwerke gehen sehr stark ineinander über und sie haben sich aufgrund der extremen Bodenverdichtung und des fehlenden Platzes stark zwischen der Überdeckung des Hauptsammlers und den Gehwegplatten ausgebreitet. Wer also an die Überdeckung will, um sie zu sanieren, muss durch das Wurzelwerk hindurch. Und spätestens die Sanierung von Straße und Kanal wird aufgrund des Platzmangels zu Schäden im Wurzelbereich führen. Dadurch müssen die Baumkronen wiederum beschnitten werden, damit die Bäume nicht umfallen.

Wenn die vorgeschlagene Variante umgesetzt wird, bedeutet das:

–          in die Wände des Hauptsammlers dringen weiterhin Wurzeln ein und das Mauerwerk wird weiter zerstört

–          die oberen zwei Ziegelreihen der Kanalwände, die erneuert werden müssen, um eine tragfähige Kanaldecke aufsetzen zu können, können nicht saniert werden

–          die Bauarbeiten dauern wesentlich länger und werden teurer als geplant

–          das Alleebild wird über Jahre stark uneinheitlich, weil nur sukzessive nachgepflanzt werden kann

–          die Lebensdauer der Bäume verkürzt sich, weil die Baumaßnahmen trotz aller Vorsicht Wurzelwerk zerstören werden

–          und nicht zuletzt: Künftige Maßnahmen muss die Stadt aus dem eigenen Haushalt finanzieren.

SPD-Fraktion im Stadtrat

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