Hollari und Zank um falschen Enzian

6. Mai 2024 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Das waren noch Zeiten, als unser Heino vor über drei Jahren in die Redaktion eingeführt wurde. Damals gab es ein ziemliches Trara um seinen Enzian und sein Alpengejodel, das er aus seiner Tiroler Heimat mitgebracht hatte. Mittlerweile hatte er sich etwas in den Redaktionsalltag eingefügt, und sich auch mit Elfriede zusammengetan. Und die wollte ihn an den Beginn ihrer Beziehungszeit erinnern – und hatte ihm ein hübsches Töpfchen vom Gartenmarkt mitgebracht. Und wirklich, der blühende Strauch war prächtig anzusehen. So ganz richtig kam das dann aber beim Beschenkten nicht an – denn der musste sein recht jung erworbenes Wissen loswerden und fing an, seine Freundin zu belehren. Wie denn dieser Gartenmarkt auf die Idee kommen konnte, hier von einem „Enzian“ zu sprechen bzw. das auch noch auf die Schildchen zu drucken.

Zumal das ja gefährlich sein könne: denn diese Pflanze sei, im Gegensatz zu seinem Alpen-Enzian, ziemlich giftig. „Stell Dir mal vor, wenn da jetzt ein Kind..“„Kinder essen doch keinen Enzian“, sagte Elfriede.  „Aber es ist trotzdem nicht korrekt“, und Heino ließ auch noch Wörter wie „Verbrauchertäuschung“ fallen. „Ich glaube kaum, dass man da juristisch vorgehen müsste“, beschied Elfriede ihm Spitzfindigkeit. Sie ließ dann aber auch einen Fachbegriff fallen: „allgemeine Verkehrsauffassung“.  „Ein Jägerschnitzel wird schließlich auch nicht aus toten Jägern gemacht“.
„Ganz schlechtes Beispiel“, fand Heino. „In meiner Heimat jedenfalls ist ein Jägerschnitzel wenigstens ein Schnitzel. Mit Pilzen. Das ist Verkehrsauffassung. Und nicht diese Scheibe aus gepresstem und paniertem Separatorfleisch. Und nicht mit glitschigen Spirellis und süßer Tomatensoße“.

Wir wollen lieber nicht erleben, wie die beiden vom Thema abweichen und uns lieber der Pflanze zuwenden, dem „Enzian“.

Um welche Pflanze handelt es sich, die Elfriede da gekauft hat ?
Kann man die essen?
Zu welcher Gattung gehört sie?
Nach wem ist sie benannt?
Und was bitte ist die richtige „Verkehrsauffassung für ein Jägerschnitzel?“

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Naschausflug mit Erik Can nach Rattmannsdorf): Prunus cerasifera, Kirschpflaume.

Das war natürlich einfach, wenn man nach „Erik Can“ googelte. Das ist die türkische Bezeichnung für unreife Kirschpflaumen, die sich inbesondere In der Türkei und Kleinasien gerne gegessen werden. Richtig, Nhu Dengh: und auch alles weitere stimmt: „In türkischen Obst- und Gemüsemärkten werden die unreifen Früchte als can eriği zum Frischverzehr verkauft. Kirschpflaumen sind nicht besonders wohlschmeckend, aber nicht giftig. Die Pflaume ist ein Additionsbastard – keine einfache Kreuzung – aus Kirschpflaume und Schlehe.
„Und in was hat Elfriede gebissen?“
Das muss ich mir noch in Ruhe überlegen“
,sagt NhuDheng.

Nur, was waren das jetzt für kernlose Früchte? Da hätten die kleinen Bilder und die Beschreibung des Schauspiels in Schloss Rattmansdorf (das es natürlich nicht gibt) weitergeholfen. Was schleppen da diese Narren für Taschen herum ? Die Früchte sollten mal zu Kirschpflaumen werden, aber leider wurde der Fruchtknoten von einem Pilz befallen, in diesem Falle die Pflaumen-Narrentasche, Taphrina pruni. Der Pilz hat dann das Regime übernommen, und statt Kirschpflaumen bilden sich kernlose „Narrentaschen“ aus.  Das macht der Pilz, indem er Wachstumshormone (Auxine) ausschüttet, die die Pflanzenzellen dazu veranlassen, wild drauflos zu wachsen. Die „Narrentaschen“  fallen dann, wenn der Pilz seine Sporen entwickelt, vom Baum ab, und so verbreitet er sich. Der Pilz befällt vor allem Pflaumen, Schlehen und eben unsere Kirschpflaumen. Für den Obstbauern oder Gartenbesitzer ist das ärgerlich, Narrentaschen können zu erheblichen Ernteausfällen führen.

Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr hier im Archiv.

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