Großbrand in Flüchtlingslager – Was tun?

10. September 2020 | Politik | 5 Kommentare

 

In der Nacht zu Mittwoch zerstörte ein verheerender Großbrand das gesamte Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Es gilt mit seinen knapp 13000 Bewohnern als das größte Flüchtlingslager Europas. Verletzt wurde jedoch niemand. Die griechische Regierung geht von Brandstiftung aus, wenngleich unklar ist, wer das Feuer gelegt hat. Derweil beginnt das politische Tauziehen und das Diskutieren um die nunmehr notwendige Neuunterbringung der Flüchtlinge in ganz Europa.

Unter dem Motto: „Wir haben Platz – Evakuiert die Lager“ riefen bereits vor wenigen Tagen viele Organisatoren dazu auf, das Lager Moria sofort zu evakuieren und die Geflüchteten in Deutschland aufzunehmen. Mit einer spektakulären Protestaktion, bei der 13000 leere Stühle vor dem Reichstag in Berlin aufgestellt worden waren, wurde dabei auf das Schicksal der Geflüchteten hingewiesen. – Nun ist die Katastrophe, die sich schon seit Langem angekündigt hatte, also tatsächlich eingetreten.

Auch Sachsen-Anhalt wurde deshalb nun dazu aufgefordert, sich aktiver für die Aufnahme von Geflüchteten einzusetzen: „Es macht mich wütend, dass es in Sachsen-Anhalt noch immer kein Aufnahmeprogramm gibt, um Griechenland und den Menschen dort zu helfen“, sagte Susan Sziborra-Seidlitz von den Grünen gestern, während ihr Parteikollege Sebastian Striegel die CDU und SPD im Bundesland dazu aufrief, Menschen aus dem zerstörten Camp so schnell wie möglich zu holen und unterzubringen.

Aufgrund des Brandes in Moria hatten sich gestern Abend auf einer spontanen Kundgebung einige hundert Personen auf dem Hallmarkt versammelt. Zu der Aktion hatte die Lokalgruppe „Seebrücke Halle“ aufgerufen, die sich für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer engagiert und ein lokaler Ableger der bundesweiten Bewegung für Migration und Seenotrettung ist.

Neben der Kundgebung in Halle sind in den nächsten Tagen in 40 weiteren deutschen Städten Demonstrationen für die Evakuierung aller Lager auf den griechischen Inseln geplant.

Europa hat zu lange weggesehen, Griechenland und die Geflüchteten allein gelassen und an den Zuständen in Moria nichts geändert – trotz massiver Kritik seitens zahlreicher Akteure in den letzten Jahren. Erst im Mai dieses Jahres hatte beispielsweise Die Linke in Sachsen-Anhalt gefordert, die Menschen aus den katastrophalen hygienischen Verhältnissen zu evakuieren, da alles andere heißen würde, sie zum Sterben zurückzulassen. Diese Forderung war jedoch von Innenminister Holger Stahlknecht zurückgewiesen worden, weil ein Alleingang Sachsen-Anhalts oder Deutschlands seiner Meinung nach ein falsches Signale an Geflüchtete und Schlepper gesendet hätte. Der AfD-Politiker Ulrich Siegmund hatte Der Linken in diesem Zusammenhang gar vorgeworfen, sie wolle Geld für illegale Personen verbrennen.

Jetzt stehen tausende Kinder, Frauen und Männer ohne Bleibe da. Waren die Zustände bereits seit Jahren prekär, so gilt es jetzt erst recht, schnelle Hilfe zu leisten und über den eigenen bürokratischen Schatten zu springen. Europa, – Deutschland hat Platz und Geld, wer etwas anderes behauptet sitzt auf sehr hohem Ross und hat die humanitäre Notsituation offenbar noch nicht verstanden.

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