Valerie im Glück

11. Juni 2018 | Bild der Woche | 7 Kommentare

Valerie nahm einen feinen Duft wahr, der  in ihr Ahnung lustvollen Begehrens hervorlockte. Woher kam dieser feine Duft? gleich hatte sie die Richtung ausgemacht, und so ging sie zielstrebig , wie ferngesteuert, magnetisch angezogen von der geballten Kraft der kurzkettigen Moleküle, die in Ihre Nase flogen und eine wahre Kaskade an Neurotransmittern auslöste,  in jene Ecke, wo der Duft zu einem Orchesterklang von  Lust und Begierde anschwoll.  Jemand hatte – nur für sie – wow! – die Lustwurzeln auf den Küchentisch gelegt. Valerie griff danach, steckte  ihre Nase immer tiefer in die wohlig riechenden braunen, staubigen, getrockneten Rhizome. Ein Überschwang der Freude überkam sie, die Klarheit ihres Herrn umleuchtete sie, und ein – ähem – unbändige Lust auf Sex entfesselte sich in all ihren Gliedern.  Valerie hätte jetzt eine Händel-Arie schreiben können, und es war ihr nach Singen in den höchsten Tönen ob Liebe, Lust und Vergänglichkeit zu Mute, Freund Georg Händel hätte ihre Stimme mit einem der einst wohlfeilen Kastraten besetzt: Doch Valerie war leider weder der italienischen Sprache, nicht einmal des Schreibens mächtig.  „Issas geil“, lallte sie stattdessen, während messianische Erwartungsfreude und  Glück in Erwartung des Höchsten  ihren Körper und Sinne gleichermaßen durchfluteten. Sie warf sich auf den Boden, überkugelte sich, und stieß Töne aus, die sonst noch nie jemand von ihr vernommen hatte.

„Valerie, ist alles in Ordnung?“ rief Hans erschrocken, als er zu ihr stürzte und ihr die Rauschdroge entriss. Verschämt scherte sich Valerie davon, der Rausch war so schnell dahin, wie er gekommen war. „Hoffentlich habe ich morgen keinen Kater“ fürchtete sie sich insgeheim…

Wir fragen:

Warum heißt unsere Figur Valerie?

Wie heißt unsere Pflanze ?

Was waren die Inhaltsstoffe, die Valerie so in Entzücken versetzten?

Welcher ehemalige SPD-Minister hieß nach unserer gesuchten Pflanze ?

Gibt es ernsthafte humanmedizinische Anwendungen dieser Glückswurzel?

 

Auflösung der letzten Wochenpflanze (I’m blue..)

Gesucht war der Acker-Rittersporn (Consolida regalis), ein hübsches, leuchtend blaues Acker-Wildkraut, das selten geworden ist. Die Fotos entstanden am Süßen See im Mansfelder Land.

(Hans Ferenz)


Nachtrag der Redaktion: Die Pflanze ist tatsächlich selten, aber ein Exemplar fanden wir auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Die Stadtwerke Halle hatten im Frühjahr Schutt aufgefahren, als Grundlage für einen Grünstreifen zwischen Straßenbahn und Autospuren. Auf Mutterboden und Rollrasen hatte man verzichtet – und so blüht hier das, was nicht geplant ist. Neben Klatschmohn, Kamille und allerhand „Unkräutern“ finden wir ein einzelnes Exemplar unserer Wochenpflanze. Wo?  Verraten wir nicht.

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