Valerie nahm einen feinen Duft wahr, der in ihr Ahnung lustvollen Begehrens hervorlockte. Woher kam dieser feine Duft? gleich hatte sie die Richtung ausgemacht, und so ging sie zielstrebig , wie ferngesteuert, magnetisch angezogen von der geballten Kraft der kurzkettigen Moleküle, die in Ihre Nase flogen und eine wahre Kaskade an Neurotransmittern auslöste, in jene Ecke, wo der Duft zu einem Orchesterklang von Lust und Begierde anschwoll. Jemand hatte – nur für sie – wow! – die Lustwurzeln auf den Küchentisch gelegt. Valerie griff danach, steckte ihre Nase immer tiefer in die wohlig riechenden braunen, staubigen, getrockneten Rhizome. Ein Überschwang der Freude überkam sie, die Klarheit ihres Herrn umleuchtete sie, und ein – ähem – unbändige Lust auf Sex entfesselte sich in all ihren Gliedern. Valerie hätte jetzt eine Händel-Arie schreiben können, und es war ihr nach Singen in den höchsten Tönen ob Liebe, Lust und Vergänglichkeit zu Mute, Freund Georg Händel hätte ihre Stimme mit einem der einst wohlfeilen Kastraten besetzt: Doch Valerie war leider weder der italienischen Sprache, nicht einmal des Schreibens mächtig. „Issas geil“, lallte sie stattdessen, während messianische Erwartungsfreude und Glück in Erwartung des Höchsten ihren Körper und Sinne gleichermaßen durchfluteten. Sie warf sich auf den Boden, überkugelte sich, und stieß Töne aus, die sonst noch nie jemand von ihr vernommen hatte.
„Valerie, ist alles in Ordnung?“ rief Hans erschrocken, als er zu ihr stürzte und ihr die Rauschdroge entriss. Verschämt scherte sich Valerie davon, der Rausch war so schnell dahin, wie er gekommen war. „Hoffentlich habe ich morgen keinen Kater“ fürchtete sie sich insgeheim…
Wir fragen:
Warum heißt unsere Figur Valerie?
Wie heißt unsere Pflanze ?
Was waren die Inhaltsstoffe, die Valerie so in Entzücken versetzten?
Welcher ehemalige SPD-Minister hieß nach unserer gesuchten Pflanze ?
Gibt es ernsthafte humanmedizinische Anwendungen dieser Glückswurzel?
Auflösung der letzten Wochenpflanze (I’m blue..)
Gesucht war der Acker-Rittersporn (Consolida regalis), ein hübsches, leuchtend blaues Acker-Wildkraut, das selten geworden ist. Die Fotos entstanden am Süßen See im Mansfelder Land.
(Hans Ferenz)
Nachtrag der Redaktion: Die Pflanze ist tatsächlich selten, aber ein Exemplar fanden wir auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Die Stadtwerke Halle hatten im Frühjahr Schutt aufgefahren, als Grundlage für einen Grünstreifen zwischen Straßenbahn und Autospuren. Auf Mutterboden und Rollrasen hatte man verzichtet – und so blüht hier das, was nicht geplant ist. Neben Klatschmohn, Kamille und allerhand „Unkräutern“ finden wir ein einzelnes Exemplar unserer Wochenpflanze. Wo? Verraten wir nicht.
7 comments on “Valerie im Glück”
Über Valerie-Waleri-Bykowski-Jähn-Sigmund-Planetarium hätten wir einen Hallebezug. Kurzkettiger „Duft“ zieht allerdings auch den Begriff Fettsäure magisch an …
Fettsäuren sind ja eher langkettig. Ist aber eher Definitionssache, oder?
Hei-Wu, Mohammed Ali Fatih
Mit eher und später ist es so eine Sache … Die meisten sind wohl eher länger, aber dann nichts mehr für das Riechepithel.
Hatte der Heidelbeerwein in der Feuerzangenbowle nicht auch eine gewaltige Wirkung?
Also, fette Menschen riechen nicht nach langen Fettsäuren, und der Geruch unserer Pfanze wird so kurzkettig auch wieder nicht sein. Ameisen riechen nicht, nach Essig riecht keine Pflanze, die ich kenne..
Buttersäure.. hm. Da hatten wir schon einen Baum mit Stinkfrüchten, das war die Jotemes-Story…
Weiter komme ich nicht.
Welcher „Hobby-Olfaktoriker“ kann den Geruch der Valerie-Valera-Valeriansäure schon zuordnen?
Wenn es nur die alleine wäre.. Die Gesamtkomposition hat im Abgang etwas von unter der Gürtellinie, von schwarzen Johannisbeeren und Alteleute-Badezimmer.
Angesichts der durch hei-wu geschilderten Eindrücke drängt sich der Verdacht auf, dass er das Kraut schon mal in den Händen hatte. Ist Valerie vielleicht seines Nachbars Katze?