Die rosa Freude hatte, gemessen an dem Aufwand, nun doch enttäuschend kurz gewährt. Beeindruckt von der prächtigen rosaroten Blütenfüle hatte Elfriede vor Jahren Freund Heino überredet, ihr doch dieses pinkfarbene Wunder in den Vorgarten zu setzen. Die Ausreden des Partners waren immer kurz, aber vielfältig gewesen: „Die erfrieren doch eh nur“, „Ich hasse rosa“, „ich will keinen japanischen Kitschgarten“, „Wer soll sich drum kümmern? Na ich immer“. Mit dem kümmern, da hatte er schon recht: langes Bangen, ob die Blüten nicht im zeitigen Frühjahr einfach abfrieren, der rosa Traum ausgeträumt und den Rest des Gartenjahres steht dann da das unförmige Ding mit langweiligen Blättern herum. Kurzum: wie fast immer hatte sich die Dame durchgesetzt. Ende Februar trieben die Knospen, ängstliche Nächte waren die Folge. Anfang April dann aber: was für ein Traum. Doch die Enttäuschung war schnell zur Stelle: schon Mitte April – und es lag nicht an den noch klarkalten Nächten in diesem Jahr– fiel der Schnee. Rosa Schnee. Große Flocken fielen vom Baum herab, legten sich auf den Rasen, und bald schon war der Baum kahl. Tot war er aber nicht: denn jetzt begann er, wieder seine langweiligen, grünen Blätter hervorzutreiben.
Sie hatte wenigstens noch versucht, die Blütenpracht mit der Kamera festzuhalten. Analog. Da war sie altmodisch. Bei Aufnahme 42 auf dem 36er Film schwante ihr die nächste Enttäuschung: die Perforation war gerissen. Dennoch gab sie den Diafilm zum Entwickeln: hoffnungslos mehrfach belichtet. Die Farben waren trotzdem gut herausgekommen, ärgerlich wollte Elfriede den Film in den Müll werfen. Heino rettete die Bilder, zerschnitt sie mit der Schere und warf die Schnipsel in ein Kaleidoskop. Das Ergebnis sieht man hier auf dem Bild. Ein wunderhübscher Traum in Rosa und Himmelblau. Aber erkennen kann man nicht viel – oder doch?
Unsere Blumenfreundin Frieda ist nicht die erste, die die Bekanntschaft mit der Gattung unserer Pflanz erfreute. Sie ist Namengeber einer großen Klasse von Pflanzen. Schon die Dinosaurier waren ihr begegnet. „Nacktsamer sucht Bedecktsamer zum Einsamen“ hatten manche von ihnen damals wohl schon gewitzelt (Saurier hatten damals einen recht einfältigen Humor). Aber den meisten Sauriern war dabei gar nicht zum Lachen zu Mute: denn die neuen Pflanzen verdrängten ihr altes Futter. Ob dies eine Mitursache des Aussterbens der Dinos war, wird gelegentlich diskutiert, aber gesichert ist das nicht.
Fragen über Fragen: von welcher Pflanze ist hier die Rede ?
Und warum erzählen wir hier die Sauriergeschichte?
Was haben Saurier denn sonst gefressen, wenn sie auf dem Veggie-Trip waren?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Balkanischer Wildling“): Balkan-Krokus, Crocus chryanthus.
Wir suchten den kleinen Krokus, auch Balkan-Krokus genannt. Das griechische Artepitheton chrysanthus bedeutet „goldblütig“. Crocus chrysanthus gehört zur Gattung Crocus in der Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Er ist in den Balkanländern und in der Türkei heimisch und trägt lebendig orange-gelbe, schalenförmige Blüten. Er hat kleinere Knollen und eine kleinere Blüte als der riesige niederländische Krokus (Crocus vernus), den wir schon einmal an dieser Stelle gesucht hatten. Er produziert dafür jedoch mehr Blüten pro Knolle als dieser. Der Balkankrokus blüht etwa zwei Wochen vor dem Riesen-Krokus und kommt oft im späten Winter oder frühen Frühling durch den Schnee hervor.
Zur Heinos „Farbenblindheit“: Wenn Heino wirklich farbenblind wäre, könnte er absolut keine Farben unterscheiden. Die meisten Betroffenen (5-10% der männlichen Bevölkerung) leiden jedoch „nur“ unter einer Rot- oder Grünblindheit oder der häufigen „Deuteranomalie“ (Rot und Grün werden fast gleich gesehen). Dies bedeutet, sie können rot und grün nicht oder nur kaum unterscheiden, auch nicht deren Mischfarben, wie beispielsweise gelb. „Rot-gelb-grün“ können sie jedoch von blau unterscheiden. Die „Ampelfarben“ heben sich auch deutlich von Grau und weiß ab, denn diese Töne enthalten ja auch noch einen blauen Anteil.
(HW)
4 comments on “Rosa Zeiten – aber nicht für Dinos”
Während ChatGPT nur Unsinn antwortet, antwortet Bing.com wenigstens dies: „Ich konnte keine spezifische Pflanze finden, die als Namensgeber für die Bedecktsamer diente. Der Name Bedecktsamer (Magnoliophyta) leitet sich von der Tatsache ab, dass ihre Samenanlagen von einem Fruchtblatt bzw. Fruchtknoten umschlossen und darin geschützt liegen. Es gibt jedoch keine spezifische Pflanze, die als Namensgeber für die Bedecktsamer diente.“
ob Bing sich da nicht irrt? Wie lang dauerte der 30-jährige Krieg?
Die Bilder erinnern mich an das Gefleckte Lungenkraut, Familie Raublattgewächse. Bei mir im Garten nehmen sie aber bei Frost keinen Schaden, deshalb bin ich am Zweifeln.
Einige Saurierarten, sie lebten im Jura, haben sich von Ginkgos, Farnen und anderen Nadelbäumen (Nacktsamer) ernährt. Blütenpflanzen, Bedecktsamer, verdrängten in der folgenden Zeit die Nacktsamer zum Teil.
Klar, auch das Lungenkraut blüht rosa und ist ein Bedecktsamer. Aber die Bedecktsamer heißen nicht Pulmonariophyta, sondern Magnoliophyta.
Nun hat Hei-Wu solange mit dem berühmten Zaunpfahl gewinkt und mir fällt das Trauerspiel mit den Magnolien in diesem Jahr ein. Eine Frostnacht genügte und die Pracht einer Tulpenmagnolie, an der ich beobachtend vorübergehe, war hin. In der Nähe steht eine rotblühende Magnolie, die hat es überstanden.