Knollige Nahrungsmittelergänzung

13. Dezember 2021 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Heute geht es um ein Wintergemüse, das durch seine rote Farbe auffällt. Das Fuchsschwanzgewächs bildet eine sichtbare Verdickung der Sprossachse. Unmittelbar an der Knolle sitzen die langstieligen Blätter an. Die zweijährige krautige Pflanze haben die Römer nach Mitteleuropa mitgebracht. In seinem Kochbuch De re coquinaria erwähnt sie Marcus Gavius Apicius in folgendem Rezept: „Hacke Lauch, Koriander, Kümmel, Rosinen und Mehl und gib alles zum Mark der Pflanze, binde es und trage es so mit Liquamen, Öl und Essig auf.“ Alternativ empfiehlt er, die gekochte Pflanze mit Senf, ein wenig Öl und Essig zu servieren. 

Die tiefroten Knollen sind reich an Mineralien, Vitaminen, Folsäure und Eisen. Die rote Farbe verursacht Betanin. Das ist ein sekundärer Pflanzenwirkstoff mit nützlichen antioxidativen Eigenschaften. Er eliminiert nämlich schädliche freie Radikale, die im Stoffwechsel oder z.B. durch UV-Sonnenlicht entstehen und Zellen und Erbgut schädigen können. Man benutzte ihn früher zum Färben.  Deshalb empfiehlt es sich, bei der Zubereitung Gummihandschuhe zu tragen. Heutzutage dient er als Lebensmittelfarbstoff, z.B. im Heringssalat. In Norddeutschland ist die Pflanze essentiell für die Zubereitung von Labskaus. In Osteuropa bereitet man die Suppe Borschtsch damit zu. Überschüssiger Farbstoff wird wieder ausgeschieden. Da kann der Blick in die Kloschüssel auf die rotgefärbten Hinterlassenschaften schon mal irritieren.

Goldgelbe Zuchtform

Es gibt inzwischen Zuchtformen, die wenig oder gar keinen roten Farbstoff enthalten. Zwar gelten die Knollen als sehr gesundes Gemüse. Aber wegen des Gehaltes an Oxalsäure und Nitrat sollte man den Genuss jedoch begrenzen. Oxalsäure fördert die Bildung von Nierensteinen und Nitrit, das aus Nitrat entsteht, beeinflusst den Sauerstofftransport im Blut. Nachgewiesen ist die blutdrucksenkende Wirkung der Pflanze, wodurch sie Herz-Kreislaufleiden vorbeugen kann.  

Welche rote Knolle wird gesucht?

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Giftig wie 33 Kilo Spaghetti“): Niedrige Purpurbeere, Chenaults Schneebeere, Symphoricarpos x chenaultii

Gork vom Ork war ganz nahe dran: wir suchten einen nahen Verwandten der gewöhnlichen Knallerbse.   Die gesuchte, die man recht häufig als Bepflanzung zuweilen langweiliger Parkplätze und Grünanlagen findet, ist die „Chenaults Schneebeere“, auch „niedrige Purpurbeere“ und  „Bastardkorallenbeere“ genannt. Ihre purpurfarbenen Beeren, die viel kleiner ausfallen als die der gewöhnlichen Knallerbsen, fallen jetzt im Herbst/und Winter durch ihre Farbe auf. Die Pflanze ist ein „Bastard“, d. h. eine Kreuzung aus zwei Nordamerikanischen Schneebeerenarten, um 1910 im französischen Orleans durch den Gartenbaumeister Léon Chenault (1853-1930) erzeugt. Die Elternarten waren Symphoricarpos microphylla und Symphoricarpos orbiculatus.

Symphoricarpus chenaultii, Purpur-Schneebeere

Kann man die verlockend pinkfarben leuchtenden Früchtchen essen? Vielleicht besser nicht, zumindest leicht giftig sind sie wohl.  Über die Giftigkeit der eng verwandten Knallerbse heißt es bei Giftpflanzen.com: „Über die Inhaltsstoffe der Schneebeere liegen unterschiedlich Angaben vor. In einer Quelle wird Chelidonin, ein Alkaloid, das auch im Schöllkraut (Chelidonium majus) vorkommt, als Inhaltsstoff genannt, wobei der Gehalt jedoch lediglich bei 0,04% liegen soll und auf Wurzeln und Blätter beschränkt ist. Die LD50 (Maus) wurde mit 440 g/kg berechnet. Für einen erwachsenen Menschen mit 75 kg Körpergewicht bedeutet dies, dass er 33 kg Schneebeeren essen müsste. In dieser Menge sind sogar Spaghetti giftig.“

(HW)

Mehr Pflanzen gibt es in unserem wohlangefüllten Garten der Wochenpfanzen – angelegt seit 2016.

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