Giftig wie 33 Kilo Spaghetti – Farbiges auf dem Aldiparkplatz

6. Dezember 2021 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Er hatte sie beim Einkaufen gefunden – auf dem Parkplatz vor Aldi, wo er schon zum zweiten mal diesen Samstag vorgefahren war. „Wieder die Hälfte vergessen!“ hatte ihn seine Frau gescholten, „Was hast Du nur alles in deinem vollen Gehirn?“. Die intensiv purpurfarbenen Beeren, das grüne Laub, das sich gelblich und rötlich färbte, hatten es ihm angetan. Dabei waren die Beeren eher klein, auch der Strauch, den die Grünflächengestalter neben die betongrauen Bordsteinkante n gesetzt hatten, wirkte eher unscheinbar. „Aber  wenn man das so fotografierte, am heimischen Rechner etwas aufpoppte, könnte man es doch ins Spektrum posten?“
Unser Freund alles Bunten fand Gefallen an dem Gedanken, hatten doch seine Bilder immer schon viele Freunde gefunden. „Obwohl Purpur eigentlich nicht zum Farbspektrum gehört“ – das hatte er mal gelesen. Andererseits gefiel ihm der Gedanke, sich zu Weihnachten in eine Toga zu hüllen – die ihm Cata ja versprochen hatte. „Eine Toga mit purpurnem Streifen“ – schon gefiel er sich als römischer Senator.
In der Pflanzenredaktion war das Bild aber tatsächlich willkommen. Heino und Elfriede waren im Urlaub, so eine richtige Idee für die nächste Pflanze der Woche hatte so niemand haben wollen – zumal jetzt, wo es in Halle gerade geschneit hatte, und die Vegetation nur spärlich wuchs. „Irgendwas mit Schnee hat die Pflanze schon zu tun“, befand der alte Rati, der sich daran gemacht hatte, die Pflanze zu identifizieren, was nicht ganz einfach war. Doch er schien auf der richtige Spur zu sein. „Es ist ein Bastard“ befand er, und die Sekretärin für die Kinderseite quiekte vor Vergnügen: „Hihi, ein Bastard !“.
„Bleib in Deiner Küche, von mehr hast Du keine Ahnung“, wurde sie von ihrer Kollegin Nixi angezischelt.
„Nein, mit Bastard ist eine Kreuzung ist gemeint“, warf Verkehrsexperte Geraldo ein.
„Kann man diese lecker pinkfarbenen Beeren eigentlich essen?“, fragte Joti.

„Die enthalten Gift, aber nur sehr wenig. Ungefährlicher als ein Sack Corona-Viren“. Professor Beetwobee als Experte für harmloses aller Art schaltete sich ein: „Hier, hab ich gelesen“ rief er, und las aus dem Standardwerk für Giftpflanzen vor: „Da ist Chelidonin drin. Ein Alkaloid, das auch in einem Mohngewächs vorkommt.  Aber der  Giftgehalt soll bei nur 0,04% liegen. Nach Berechnungen müsste ein erwachsener Mensch 33 Kilo Beeren essen.  In der Menge sind sogar Spaghetti giftig“.
„Apropos Essen: ich hab Hunger – bringt mir einer ne Bemme mit ?“. Jetzt wurde sogar Redhall wach.

Lassen wir die Experten also weiter ungestört fachsimpeln. Denn unsere Leser  werden bestimmt wissen, welche Pflanze diese Woche gesucht wird. Na, Nix Idee?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Beeren, schwarz wie der Schatten der Nacht“: Schwarzer Nachtschatten,solanum Nigrum.

Elfriede wusste es: wir suchten den Schwarzen Nachtschatten, Solanum nigrum. Nachtschatterngewächse – Solanaceen – sind weltweit verbreitet. Eine größere Zahl von Wildarten gibt es in Südamerika, darunter wichtige Kulturarten wie Kartoffeln, Paprika, Tabak und Tomaten. Sie wurden meist als exotische Zierpflanzen eingeführt. Ihren kulinarischen Wert erkannte man erst später. 

Nachtschattengewächse sind als Rauschmittel wohl schon lange dem Menschen bekannt, z.B.  Alraune, Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel. Den Namen Nachtschatten führt man darauf zurück, dass die Blüten nachts stark duften können und dadurch Kopfschmerzen verursachen.

(Hans Ferenz)

Noch mehr Pflanzen gesucht? In unserem Archiv findet Ihr alle Pflanzen der vergangenen Wochen der letzten sechs Jahre.

Print Friendly, PDF & Email
2 Kommentare

Kommentar schreiben