Fleischpflanzerl

31. Januar 2022 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Sonntags steht unser redaktionstechnischer Assistent Malik Hürliman selbst in der Küche. Es soll Hackbällchen geben, die er morgen  zur Redaktionssitzung mitbringen will. Natürlich fein gewürzt – so mit einem gewissen Hauch von Orient, hatte er sich gedacht.  Und neben Zwiebeln und Knoblauch dürfen natürlich grüne Kräuter als Zutat nicht fehlen. Vor allem eines nicht. Am liebsten frisch – aber im Winter geht es notfalls auch mit dem getrockneten Kraut. So stieg nun unser Sonntagskoch die schmale Bodenstiege hinauf, um ein paar Zweiglein des Krautes zu holen, das er über Sommer im Blumenkasten gezogen und dann unter den Balken des Dachstuhls zum Trocknen aufgehängt hatte. Die frische grüne Farbe hatten die vertrockneten Blätter nun nicht mehr, auch die ährigen Blütenstände, die dem Kraut ihre Artbezeichnung gaben, waren verblasst, das helle violett war kaum noch zu erkennen.

Aber – die Blätter zwischen den Fingern gerieben – entfalteten gleich dieses „orchestrale“ Aroma aus mehreren Komponenten ätherischer Öle. Nicht diese  einseitige, vordergründige Monotonie wie sie einige Artverwandten des Lippenblüters auszeichnet.

In den Hackfleichbällchen (die in manchen Gegenden ja „Fleischpflanzerl“ genannt werden, obschon sie kaum als vegan bezeichnet werden können) überzeugte das Gewürz die Kollegen nahezu durchgängig, und natürlich fragten sie nach allen den geheimen Zutaten.

Die wollte Hürliman nicht  so genau verraten, nur soviel, dass die Gewürzpflanze schon in der Antike eifrig verwendet wurde – zum Beispiel bei den Römern im Verbund mit vergorener Fischsoße, Liebstöckel und Pfeffer.

Heute ist das Würzkraut besonders im Orient und in den Balkanländern beliebt, in der Türkei würzt man sogar den schwarzen Tee damit. Überhaupt nicht wegzudenken ist das Kraut aus der marokkanischen Küche. In der „westlichen Welt“ findet man seine Aromen aber auch in bestimmten Sorten von Kaugummis. So in denen mit dem Grünen Pfeil. Das Logo hat übrigens mit der englischen Artbezeichnung der Pflanze zu tun.

Die Aromenvielfalt (die auch von Sorte zu Sorte stark variiert) kommt durch eine bunte Reihe von Substanzen zustande. Hier orchestrieren (R)-(−)-Carvon (39 bis 74 %), (R)-(+)-Limonen (3 bis 23 %), 1,8-Cineol (1 bis 9 %), aber noch eine ganze Reihe weitere Substanzen.

Sowohl in der Türkei wie auch in den arabischen Ländern klingt die Pflanze nach dem Vornamen einer einst populären griechischen Schlagersängerin. Die Griechen aber nannten die Pflanze wiederum „Süßgeruch“ (idiosmos). Im romanischen wie auch germanischen Sprachraum hat sich wiederum der Name einer griechischen Nymphe erhalten. Mit Mathematik, Naturwissenschaft und Technik hatte unsere Nymphe übrigens nie etwas am Hut.

Aber, ihr wisst sicher Bescheid:

Um welche Pflanze geht es?
Woher stammt der Pfeil auf der Kaugummipackung? Soll er nur anzeigen, wo man die Verpackung aufreißen kann?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Nicht für die Katz)“: Lilium oriental, die orientalische Lilie

Gesucht war die Orientalische Lilie, Lilium oriental.  Über 120 Lilienarten kennt man.  Der Name Lilie leitet sich aus dem altgriechischen λείϱιον lēīrion ab und wurde über das lateinische lilium in die europäischen Sprachen übernommen. Warum die Pflanze ausgerechnet für Katzen gefährlich ist, weiß man wohl noch nicht. Wegen der hineingeheimnisten Farbensymbolik verschenkt man die Blumen mit Bedacht. Man kann ja nie wissen ….

(Hans Ferenz)

 

Noch mehr Pflanzen der Woche gibt es in unserem Archiv – alle Pflanzen der Woche seit Juni 2016.

 

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