Der Mohnkuchen hatte einen Haken

5. Februar 2018 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Seit mehreren Stunden blätterte Georg Bauer nun schon in Gartenführern und auch sein altes (von ihm nicht sehr geliebtes – zuviel Systematik, zu wenig Leben, fand er) Botaniklehrbuch hatte ihm nicht weitergeholfen …

Dabei hätte er gern mit ein bisschen Wissen „geglänzt“. Gestern hatte ihn seine neue Nachbarin Silvia zu Kaffee und Kuchen eingeladen. So einen guten Mohnkuchen hatte Georg schon seit Jahren nicht mehr gegessen und sich insgeheim vorgenommen, selbst auch wieder Backerfahrungen zu sammeln.

Diese Pflanze wird gesucht….

Aber nach dem Kaffeetrinken kam es: Hatte Silvia von seiner „naturwissenschaftlichen Vergangenheit gehört, oder war es Zufall? Jedenfalls wollte sie ihm eine Pflanze zeigen, die ihre Vormieter stehen gelassen hatten.

Aber einen Namen hatte er für die Pflanze nicht parat gehabt. Mit seinem Handy hatte er schnell ein Foto gemacht und auch noch einen Pflanzenschild fotografiert und versprochen, dass er es herausfinden werde.

Sollte das nun Ana… dispersa heißen? Eine gewisse Neigung zur Sukkulenz war der Pflanze trotz ihres eher kümmerlichen Zustandes nicht abzusprechen. Vielleicht war es auch eher eine Steingarten als eine Zimmerpflanze – vielleicht gar ein Neophyt? Eine Internetsuche schien auch nicht zu helfen. Georg wurde zunehmend nervös. Können ihm die Ratefreunde vom Hallespektrum helfen?

(F.H.)

Auflösung der Pflanze der letzten Woche

Blumiges Gewand:die Septarie

Die gesuchte Blume, die wie versteinert wirkte, ist etwas Anorganisches: Eine Septarie, genauer einer Kalkseptarie aus Marokko, und dabei handelt es sich mineralogisch um weißen Faserkalk in schwarzem Tonstein. Manchmal ähnelt so eine Septarie einer versteinerten Blüte – aber es ist kein Fossil! Es handelt sich um eine rein anorganische Bildung, einfach ein Mineralgebilde in einem Stein.

Die Tonsteinknolle in der Größe eines (Wahlkampf-)Kugelschreibers wurde hier zersägt, geschliffen und poliert. Dennoch glänzt der schwarze Stein kaum, denn Tonmineral-Oberflächen bleiben selbst beim Polieren stumpft. Es handelt sich um sehr kleine (meist < 2 µm), plättchenförmige Minerale, die sehr schlecht zu glätten sind. Mehr Glanz zeigt dagegen der weiße Faserkalk, also Calcit in faseriger Wuchsform.

Die Tonsteinknolle in der Größe eines (Wahlkampf-)Kugelschreibers wurde hier zersägt, geschliffen und poliert. Dennoch glänzt der schwarze Stein kaum, denn Tonmineral-Oberflächen bleiben selbst beim Polieren stumpft. Es handelt sich um sehr kleine (meist < 2 µm), plättchenförmige Minerale, die sehr schlecht zu glätten sind. Mehr Glanz zeigt dagegen der weiße Faserkalk, also Calcit in faseriger Wuchsform.

Wie entsteht nun die Kombination der beiden Minerale? Der Tonstein enthält fein verteilten Kalk, der Konkretionen in Form der Septarien (von lat. septum, Scheidewand) bildet. Damit es dazu kommt, muss der Tonstein nach seiner Verfestigung von Schrumpfungsrissen durchzogen worden sein. In diese Risse ist dann Wasser eingedrungen. Genauer gesagt Lösungen, die die Gesteinsschicht im Untergrund durchflossen und dabei Minerale aus dem Gestein gelöst haben (z.B. den „Kalk“, also Calciumcarbonat). Das Wasser strömte zu den Rissen, und dort, im Hohlraum, konnten aus den übersättigten Lösungen neue Minerale auskristallisieren, z.B. als faseriger Calcit. Es gibt aber auch Septarien, die aus anderen Mineralen aufgebaut sind (z.B. Pyrit oder Siderit). Interessanterweise findet man im Kern, also im Zentrum einer solchen, meist aus radialen Rissen angeordneten Septarie Spuren von ursprünglich organischem Material. Dieser Kern war demzufolge Ausgangspunkt für die Rissbildung und –ausbreitung: Ein Organismus, der bei der Zersetzung den pH-Wert in seiner unmittelbaren Umgebung erhöht hat. Dadurch wurde Calcit aus der Lösung ausgeschieden, das bedeutet, es kam zum Mineralwachstum. Dieses Wachstum begann zuerst direkt am sich weiter zersetzenden Organismus, dann weiter weg, sodass die Septarien weiterwachsen konnten. Treibende Kraft für die Mineralausscheidung war also ein chemisches Ungleichgewicht in der Sedimentgesteinsschicht in der Tiefe, solange zersetzendes Material und kalkreiche Porenwasserlösungen nachgeliefert wurden.

Manchmal bilden sich so große Septarien, dass man daraus Tischplatten sägen kann, oder zumindest Buchstützen. Oftmals eignen sich Septarienfunde immerhin als Ausgangsmaterial für Schmuckanhänger oder Broschen, die dann an fossile Blüten erinnern. Septarien findet man weltweit, in der Regel muss man nach karbonatreichen Tonschiefern suchen. Im Zeitalter des (ehemaligen) Tertiärs zum Beispiel, genauer im Oligozän vor rund 30 Millionen Jahren, wurde ein septarienreicher Tonstein abgelagert, der daher von den Geologen Septarienton (oder Rupelton) genannt wird.

Rein esoterisch wird der Septarie nachgesagt, dass sie dabei hilft, Hoffnung und Vertrauen anstelle von Verbitterung und Enttäuschung entstehen zu lassen. Somit verkörpert sie, ähnlich wie Blumen, das Werden, das Erblühen. (Vielleicht noch die eine offene Frage für den Musikliebhaber: Konstantin Wecker sang von der Blume der Partisanen, die für die Freiheit stand.)

(A.S.)

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