Blumenfarbe als Rauschzustand

31. August 2020 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Unsere Rätselpflanze ist in Europa sehr verbreitet. Sie wächst am Rande von Feldern, die offen und eher nährstoffarm sind. Auch an Brachflächen sowie im Ödland ist sie zu finden. Rheinländer vergleichen euphorisch das leuchtende Blau der Blüten unserer Rätselpflanze mit einem Zustand, der sich nach reichlichem Genuss von Rheinwein oder Kölsch einstellen kann. Willy Schneider besang einst das intensive Blütenblau in einem schnapsigen populären Karnevalslied. Der alternde „Mallorca-König“ Jürgen Drews besang vor ein paar Jahren in einem Musikvideo unsere Rätselpflanze als Indikator eines amourösen Abenteuers.

Unsere ziemlich bekannte Pflanze gehört zur großen Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae). Verwandt ist sie u.a. mit dem Löwenzahn, mit der Ringelblume oder dem Huflattich. Die Blätter unterscheiden sich von unten nach oben. Im oberen Bereich sind die Blätter meist schmal, lanzettlich, meist ganzrandig und größer, während die unteren Blätter eingeschnitten bis leicht gesägt sind. Auffällig ist die Blattbehaarung. Blütezeit ist Ende Mai bis Mitte September. Die Blüten bestehen meist aus etwa 30 Röhrenblüten. Im Zentrum befinden sich die deutlich violett gefärbten Hüllblätter. Ihre Blaufärbung erhalten die Blütenkronen vom Anthocyanidin und dem sehr empfindlichen Cyanidin. Letzterer Farbstoff ist eigentlich rot, erscheint hier aber auf Grund eines Eisen-Magnesium-Kalzium-Komplexes blau. Die Blütenblätter fluoreszieren unter Ultraviolettstrahlung und fallen dadurch schon von Weitem interessierten Insekten auf.

Zur Fruchtreife entwickeln sich aus den Korbblüten die für die Pflanzenfamilie typischen Achänenfrüchte. Jede Frucht besitzt ein behaartes Schirmchen, das der Verbreitung durch Wind dient. Die Frucht selbst ist weißlich bis gelblich und bis zu 5 mm lang.

Wie schon angemerkt ist sie ist ein typischer Begleiter von Getreidefeldern und war viele Jahrhunderte fest in unserem Landschaftsbild verankert. Zu üppiger Umgang mit Düngern und Unkrautvernichtungsmitteln haben der Pflanze jedoch stark zugesetzt und dafür gesorgt, dass die Bestände rapide abnahmen. Sie wird aktuell aber nicht als gefährdet angesehen.

Die Blüten sind grundsätzlich essbar. Die kleinen Einzelblüten haben ein leicht würziges Aroma. Gern verwendet werden die Blüten dekorativ auf Desserts, Kuchen oder Wildkräutersalaten. Die Blätter werden nicht verwendet wegen ihrer Bitterstoffe und Gerbstoffe.

In den Kräuterbüchern des Mittelalters galt die Blume als universelle Heilpflanze, die sowohl für äußerliche als auch innerliche Beschwerden angewendet wurde. Hauptanwendungsgebiete waren vor allem schlecht heilende Wunden, Fieber und giftige Insektenbisse durch Spinnen oder Skorpione.

Welche himmelblau-blühende Pflanze ist gesucht?

(H.J. Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Gras“):  Zypergras, Cyperus alternifolius.

Nun, in dieser Woche wurde mal wieder „Wer zuerst zu konkret wird, hat verloren.“ Gespielt und so hielten sich unsere Rater bedeckt. Gesucht war das Zyper(n)gras (Cyperus alternifolius). Auf Grund der engen Verwandtschaft sehen die Blüten schon aus wie die des Echten Papyrus, aber welcher stolze Besitzer eines Echten Papyrus würde schon davon sprechen, dass er da irgend so ein Gras aus der Gattung Cyperus hat – für mehr steht Zypergras eigentlich nicht. Ohne unsere „Geldkarte“ hätten Blätter und Blüten so ausgesehen:

Unsere Pflanze wäre hier auch noch „ganz“ gezeigt:

 

(F.H.)

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Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

 

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