Attilas Verhängnis

28. September 2020 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Attila war sich sicher:  das wird eine reiche Ernte, und jetzt, Ende September, ist die richtige Sammelzeit. Er hatte eine gute Stelle ausgemacht, hier am Kanal, wo viele Brennnesseln wuchern, und Hunde das Gebüsch fleißig düngen. Und so hatte er schon im Summer die weißen, doldenartigen Blüten an dem Buschwerk entdeckt, wie sie sich gen Himmel reckten, und nun hatten sie sich in dunkle, schwarze Fruchtstände verwandelt, die ihre Köpfchen trächtig schwer über dem grünen Laubwerk hängen ließen. Attila griff zu, und bald war die gesamte Obststiege voll von den saftigen Beeren. Noch am selben Abend sah man Attila in der Küche seines hippen Restaurants stehen, wo er die Beeren von den Stielen streifte, sie mit etwas Wasser aufsetzte, und dem siedenden Saft Zucker hinzu fügte. Morgen würde er seinen dunkelvioletten Saft als „Gruß aus der Küche“ servieren, vielleicht mit der Bemerkung versehen, es sei ein altes Hausmittel  gegen Fieber. Und vielleicht auch gegen Corona, würde er behaupten. Attila nahm eine kräftigen Schluck des heißen Gebräus. Wenige Stunden später rief er den Notarzt, sich vor Schmerzen krümmend, sich über alle Körperöffnungen entleerend. Die darauf folgenden Tage brachte unser Pflanzenfreund im Krankenhaus, eine schwere Durchfallerkrankung hatte wenigstens verhindert, dass der merkwürdige „Fiebersaft“ auch noch seinen Gästen serviert wurde. Dabei hatte unser Saftkoch wenigstens Glück, denn es sind bereits tödliche Vergiftungen mit den schwarzen Beeren vorgekommen.

Wir fragen:

-Welche Pflanze wurde Attila zum Verhängnis?

-Womit hat er sie verwechselt?

-Und wie hätte er die Verwechslung vermeiden können?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche ( „Goldige Blume mit Schlafmützchen“) : Kalifornischer Mohn, Eschscholzia californica

Gesucht war der Kalifornische Goldmohn Eschscholzia californica. Am 6.April ist immer im US-Bundesstaat Kalifornien California Poppy Day. Nach jahrelanger Dürre gab es nach ergiebigen Regenfällen in diesem Frühjahr in Kalifornien einen wahren orangeleuchtenden Superbloom, den NASA-Satelliten aus dem Weltraum fotografieren konnten. 2016 war sie bei uns die Giftpflanze des Jahres. Adelbert von Chamisso (1781- 1838) und dieser amerikanische Neophyt wurden 1981 von der Deutschen Post der DDR mit einer 50 Pfennigbriefmarke geehrt.

(Hans Ferenz)

Alle Pflanzen der Woche, seit 2016, findet Ihr hier in unserem Archiv.

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

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