Ampelpflanze für Bienen: nützliches Wildkraut bei Atemwegserkrankungen

6. Juli 2020 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Schon früh im Jahr erfreut das rauhblättrige Wildkraut Mensch und Bienen mit seinen zarten Blüten an Wald- und Wiesenrändern. Die Blätter stehen wechselständig am silbrig behaarten Stängel, sind hellgrün bis weiß gefleckt und behaart. Sie sind zwischen 5 und 15 cm groß. 10 bis 20 Blüten bilden am Stängelende einen doldenartigen Blütenstand, ähnlich den Schlüsselblumen. Die Blütenfarbe ist braun-rosa bis blau-violett. Das Wildkraut wächst auf feuchtem Boden, auf Lehm- und Tonböden, bevorzugt kalkreiche und nährstoffreiche Böden in halbschattigen bis schattigen Laubmisch- und Auenwäldern. Aber auch im Garten ist die Pflanze leicht zu kultivieren.

Die Blüten haben eine bemerkenswerte Eigenschaft: Die Farbstoffe der Blüten, die Anthocyane wechseln von Rosa zu Blau. Die Farbe der Blüte verändert sich, sobald eine Biene oder Hummel die Blüte bestäubt hat. Zuvor sauer, reagiert der Zellsaft nach der Bestäubung basisch. Deswegen verfärbt sich die Blüte von rosa zu blau. Wir kennen das in der Chemie vom Lackmus-Test: Ist der pH-Wert einer Flüssigkeit kleiner als 4,5 – also sauer – färbt sich Lackmus rot. Liegt der pH-Wert über 8,3 – also stark alkalisch – wird das Lackmuspapier blau. Dazwischen werden verschiedene Violetttöne angezeigt. Für die Bienen und Hummeln ist dieser Farbwechsel eine gute Orientierung. Die Insekten können die nicht bestäubten Blüten über die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichtes gut wahrnehmen und fliegen so direkt und zielstrebig zur noch nicht bestäubten Blüte und sparen so viel Energie. Die Blüten sind roh essbar und eine wunderschöne Dekoration für jedes Gericht.

Die Vielfalt volkstümlicher Namen deutet auf die frühere Popularität der Pflanze auch als Heilkraut: blaue Schlüsselblume, Brunneschüsseli, Fleckenkraut, Güggelhose, Händschechrut, Hänsel und Gretel, Himmelschlüssel, Hirschkoze, Hirschkohl, Hirschmangold, Hosenschiffern, Königsstiefel, Schlotterhose, Schwesternkraut, Ungleiche Schwestern, Unser lieben Frauen Milchkraut. Der Name „Unser lieben Frauen Milchkraut“ stammt vom Glauben ab, dass Maria, die Mutter Gottes Muttermilch auf die Blätter des Krautes getropft hat.
Name der Pflanze weist darauf hin, dass sie in der Volksmedizin ein bekanntes Heilkraut ist. Nicht umsonst ist im botanischen Namen „officinalis“ enthalten. Es ist als Tee hilfreich bei Husten und Bronchitis und wurde in früheren Zeiten unter anderem bei Tuberkulose eingesetzt. Wirkstoffe sind Schleimstoffe, Saponine, Kieselsäure, Gerbstoffe, Allantoin und Flavonoide. Die enthaltenen Saponine wirken schleimlösend, die Schleimstoffe reizlindernd und die enthaltene Kieselsäure gewebestärkend. Aktuell unterstützend könnte der Tee bei der Rehabilitation nach Corona-Erkrankung eingesetzt werden.

(H.J. Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Die geschäftstüchtige Betschwester): Zitronenmelisse, Melissa officinalis

Das war ja einfach: Bei der gesuchten Pflanze handelte es sich um die Zitronenmelisse, Melissa officinalis. Unser User Kenia hat alle Fragen beantwortet. In der „Medizin“, „Klosterfrau Melissengeist“, einem hochprozentigem alkoholischem Destillat aus verschiedenen Kräutern und Gewürzen, sind anderem auch die Ätherischen Öle der Zitronenmelisse enthalten.  Es ist eine bios heute noch produzierte „Erfindung“ der  Nonne Maria Clementine Martin (* 1775, † 1843). Die Marke gehört heute der Klosterfrau Healthcare Group mit Sitz in Zürich. Verwaltet wird am alten Stammsitz in Köln, produziert in Zürich. Die Wirkung des Melissengesites, als „Nervenberuhigend“ angepriesen, beruht wohl weniger auf den Heilkräutern, sondern dem Alkohol.  Was es mit Bienen zu tun hat? „Melissa“ (attischer Dialekt: „Melitta“)  ist der altgriechische Name der Honigbiene. Die Pflanze, die aus dem Mittelmeerraum stammt, zieht Bienen magisch an, es ist eine Bienenfutterpflanze.

(H.W.)

 

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