Die geschäftstüchtige Betschwester

29. Juni 2020 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Die Pflanze, die wir heute suchen, hat dem Namen nach etwas mit Honig und Bienen zu tun. Weitaus bekannter ist sie jedoch, weil sie Teil eines geistigen Mittelchens ist, an dem sie inhaltlich einen gewissen Anteil hat. Es soll eine gewissen Ordensschwester Namens Maria Clementine gewesen sein, die Ende des 18. Jahrhunderts in einem Coesfelder Kloster eine gewisse, bis heute als heilend angepriesene Zubereitung erfunden zu haben. Als sie dann später nach Köln ging, um den 86-jährigen Domvikar zu pflegen, nahm sie das Rezept mit. Ohnehin war sie sehr experimentierfreudig, wie viele andere Klosterdamen widmete auch sie sich dem Hobby des Destillierens von Schnaps und Kräuteressenzen. So versuchte sie auch, in Köln ein „echtes, sich selbst empfehlendes Cölnisch Wasser“ auf den Markt zu bringen – aber da war sie nur eine von vielen Kleinunternehmerinnen. Erfolgreicher war sie dann aber mit ihrem – dem Könisch Wasser durchaus im Prinzip nicht unähnlichen- Destillat, dessen Namensgeber unsere dieswöchige Pflanze ist.

Sie versuchte sogar, für ihr Wässerchen ein königlich-preußisches Monopol zu erlangen, was ihr jedoch versagt wurde. Dennoch wurde sie mit ihrem Mittelchen erfolgreich. Kurz vor ihrem Tod vermachte sie die Rezeptur einem jüngeren Mit-Hausbewohner, der sich offenbar im Alter liebevoll gekümmert haben muss. Dessen Familie ging jedoch mit der Produktion Pleite, das Rezept und die Marke wanderten wieder an Andere, usw. Das Unternehmen, das heute die Marke hält, sitzt in der Schweiz, der hauptsächliche Verwaltungssitz liegt nach wie vor in Köln, aber hergestellt und abgefüllt wird in Berlin.

Auf dem Beitragsbild sieht man links eine Werbung aus den 1950er Jahren. Da verabreicht eine Mutter ihrem Kind einen Löffel der Mixtur, die auch  als Schutz bei anrückender Grippe empfohlen wird. Heute würde wohl keine Mutter , wenn sie verantwortungsbewusst ist, ihrem Nachwuchs so etwas geben. Und die versprochene vorbeugende Wirkung gegen Grippe würde heute sicher (nicht nur in Corona-Zeiten) als irreführende Werbung untersagt.

Das Mittel, dessen Name unserer Pflanze entlehnt ist, enthält eine ganze Reihe weiterer Kräuter, denen eine „entspannende und nervenberuhigende“ Wirkung zugedacht ist. In der Tat kann die „Arznei“sehr beruhigend wirken, auch, richtig dosiert, die Nerven beruhigen. Dennoch warnen Ärzte immer wieder vor einer übertriebene Selbstmedikation, denn das Mittel enthält einen Wirkstoff in derart hoher Konzentration, dass es bei übermäßiger und regelmäßiger Einnahme zu Bewusstseinseintrübungen, Nerven- und Leberschäden führen kann. Außerdem besteht erhebliche Suchtgefahr.

An unserer Pflanze liegt das jedoch nicht.  Die stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, gelangte aber schnell auf dem Weg über die Klöster in mitteleuropäische Kräutergärten. Ihr Aussehen ist unscheinbar, sie erinnert etwas an Brennnesseln, mit denensie nicht verwandt ist, wohl aber  mit den Taubnesseln, mit den sie zu einer Familie gehört. An Inhaltsstoffen hat sie ein ätherisches Öl zu bieten, das unter anderem Citronellal und Citral enthält. Diese Stoffe verleihen ihren Blättern einen zitrusartigen Duft.

Unsere Fragen:

Um welche Pflanze handelt es sich?

Was hat ihr Name mit mit Bienen zu tun?

Das Mittelchen der Ordensschwester: wie heißt es?

Und was ist der schädliche Inhaltsstoff der Rezeptur?

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Perle vom Ackerrand„): Adonis aestivalis, Sommer-Adonisröschen.

Unter dem Gattungsnamen Adonis finden sich mehr als 30 Ranunculaceen. Hier helfen die deutschen Bezeichnungen zu unterscheiden. Blutströpfchen oder Teufelsauge nennt man auch das Sommeradonisröschen und kommt damit der Story aus der griechischen Sagenwelt nahe. Man kann es gerade jetzt in unserer Region blühend am Feldrain finden.

(Hans Ferenz).

 

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

 

 

 

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