Startseite Foren Halle (Saale) Nationalakademie Leopoldina fordert Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz

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  • #352442

    @fractus
    Die Idee bei der Zertifikatelösung ist doch, dass im Prinzip nur der Emissionen freisetzen darf, der dafür ein verbrieftes Recht, eben ein Zertifikat hat. Es wird dann eben genau so viel Co2 freigesetzt, wie es Zertifikate dafür gibt.

    #352445

    Anonym

    Die Idee bei der Zertifikatelösung ist doch, dass im Prinzip nur der Emissionen freisetzen darf, der dafür ein verbrieftes Recht, eben ein Zertifikat hat. Es wird dann eben genau so viel Co2 freigesetzt, wie es Zertifikate dafür gibt

    Wer mehr freisetzen will als er Zertifikate hat, der kann sich neue Zertifikate kaufen. Die Zertifikate sind auf dem Markt handelbar.

    #352448

    Aber es ist nur eine bestimmte Zahl in Umlauf. Wer eins kauft, nimmt anderen das Recht zu emittieren weg.

    #352449

    Die Vorstellung hinter den Emissionszertifikaten ist doch, dass durch Verteuerung CO2-emittierender Prozesse, diese Prozesse effizienter gestaltet werden oder durch andere Prozesse mit weniger CO2-Emissionen abgelöst werden.

    Die Frage ist also: Gibt es irgendwo eine Einschätzung der CO2-Einsparungen aufgrund von Emissionszertifikaten?

    Das UBA liefert sie nicht. Der dort aufgeführte Verlauf von CO2-Emissionen kann vielerlei Ursachen haben. Allgemeine Einschätzungen liefern Null-Effekte für die Perioden 1+2 und allenfalls schwache Einsparungen in der 3. Periode.

    Ein effektives Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels sind sie somit jedenfalls nicht.

    Man kann natürlich noch fragen, wem nützt der Zertifikathandel. Eine mögliche Anwort wäre sicherlich: Den Händlern (also den Brokern an der Börse)

    Ich zitiere das UBA:
    „Über einen längeren Zeitraum betrachtet, sind die ETS-Emissionen europaweit allerdings deutlich stärker zurückgegangen als in Deutschland: Während die Emissionen der Anlagen in Deutschland seit Beginn des Emissionshandels im Jahr 2005 um etwa 18 % gesunken sind, lagen die ETS-Emissionen europaweit um rund 29 % unterhalb des Ausgangswerts von 2005. Dabei hat sich der Rückgang der Emissionen im Zeitraum 2013 bis 2018 allerdings europaweit verlangsamt: Im Jahr 2018 lagen die Emissionen um etwa zwölf Prozent unterhalb des Werts von 2013.“

    Völlig wirkungslos?

    „Seit dem Beginn der dritten Handelsperiode 2013 sanken die Emissionen der (deutschen) Energieanlagen um 18 %. Der Rückgang der gesamten deutschen ETS-Emissionen seit 2013 ist damit ausschließlich auf den Emissionsrückgang der Energieanlagen zurückzuführen.“

    Seit Anfang 2015 hat sich der Preis für ein Zertifikat von etwas über 8 auf knapp an die 30 Euro/t verdreifacht. Der Energiesektor muß den auch fast vollständig zahlen. Die deutsche Stromerzeugung pendelte dabei um die 650 TWh,regenerative stiegen dabei von 188 auf 226, fossile sanken von 340 auf 317.

    Nochmal meine Fragen. Und was wäre bei Wegfall des Emissionshandels anders? Was macht eine zusätzliche Steuer besser?

    Daß man den Cap strenger faßt (das macht bisher die Politik, er wurde immer unterboten)), noch nicht dem Handel unterliegende Bereiche einbezieht (Heizung -> Wetterabhängigkeit!, Verkehr, Landwirtschaft), warum soll der Emissionshandel nicht funktionieren? Die Einnahmen fließen an die Teilnehmerländer. Wie werden sich die Kosten verändern, wenn eine Behörde statt einer Börse die Emissionen steuert?

    • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahren, 11 Monaten von rugby.
    #352452

    Aber es ist nur eine bestimmte Zahl in Umlauf. Wer eins kauft, nimmt anderen das Recht zu emittieren weg.

    Und der, welcher eins verkauft, verlangt einen Preis, der die eigenen Kosten seiner Emissionseinsparung deckt.

    #352495

    Anonym

    Und der, welcher eins verkauft, verlangt einen Preis, der die eigenen Kosten seiner Emissionseinsparung deckt.

    Nur sofern er nicht von vorneherein mehr Zertifikate bekommen hatte, als er verbrauchen würde. Ansonsten wird der Preis durch Angebot und Nachfrage geregelt.

    #352498

    Der Preis wird auf jeden Fall durch Angebot und Nachfrage geregelt, wenn nicht irgendein Regulator eingreift, was aber dem Zweck des Lizenzenansatzes widersprechen würde.

    #352635

    Und der, welcher eins verkauft, verlangt einen Preis, der die eigenen Kosten seiner Emissionseinsparung deckt.

    Nur sofern er nicht von vorneherein mehr Zertifikate bekommen hatte, als er verbrauchen würde. Ansonsten wird der Preis durch Angebot und Nachfrage geregelt.

    Hallelujah, @fractus hat das derzeitige Wirtschaftssystem begriffen!

    Was wäre bei Wegfall des Emissionshandels anders? Was macht eine zusätzliche Steuer besser?

    #352787

    Anonym

    Was wäre bei Wegfall des Emissionshandels anders?

    Einiges. Beim Emissionshandel gibt es zunächst Gratiszertifikate. Diese erlauben eine frei verfügbare, kostenlose Menge an CO2-Emissionen. Nur die Emittenten handeln untereinander.

    Wer unterhalb der Emissionsmenge CO2-Emittiert hat keinerlei direktes Interesse an zusätzlichen CO2-Einsparungen. Die Emissionen kosten ihn ja nichts. Bei einer CO2-Steuer wäre das anders. Sie würde flächendeckend wirken und jeden zur CO2-Einsparung nötigen.

    Der Emissionshandel benötigt den Sockel an freien Gratisemissionen um zu funktionieren. Der Nutzen liegt in der Größenordnung der frei verteilten Gratisemissionen. Er ist limitiert. Das Ziel einer Null-Emissionen Wirtschaft (was zweifellos als Ziel notwendig ist) ist mit dem Emissionshandel und seinem Gratissockel systemisch nicht erreichbar.

    #352795

    Beim Emissionshandel muss es im Prinzip keine Gratiszertifikate geben. Die kann man bei Einführung des Systems vergeben, wenn man die Emittenten nicht zu sehr belasten will, aber man kann eine bestimmte Menge von Zertifikaten auch versteigern, wie man es bei den Funklizenzen macht.

    Falls jemand Emissionszertifikate bekommt, die er gar nicht benötigt, wird er sie verkaufen an Unternehmen, die sie gebrauchen können. Auf dem Markt für Emissionszertifikate stellt sich ein Preis ein, bei dem Zertifikate-Angebot gleich Zertifikate-Nachfrage ist. Der Preis für ein Zertifikat, welches das Recht beinhaltet, eine Tonne CO2 zu emittieren, ist dann gleich den Kosten der Vermeidung einer Tonne Co2-Emission für alle Unternehmen (oder Haushalte), die emittieren.
    Wenn es statt des Lizenzensystems eine allgemeine CO2-Steuer gibt und die Steuer auf eine Tonne CO2-Emission so hoch ist wie der Gleichgewichtspreis der Lizenz für die Emission einer Tonne CO2, ist auch die Gesamtmenge der CO2-Emissionen genauso hoch wie bei einem Lizenzensystem.

    So ist das im Prinzip. In der EU gibt es ja schon ein Lizenzensystem, allerdings sind da wichtige Emittenten, insbesondere der Verkehr und die privaten Haushalte, gar nicht verpflichtet, Lizenzen zu erwerben, was die Wirksamkeit des Systems natürlich verringert.

    #352796

    Vielleicht um Missverständnisse zu vermeiden: Mit Emittenten meine ich
    Unternehmen oder Haushalte, die CO2 freisetzen oder emittieren, nicht etwa Agenturen, die Rechte auf CO2-Freisetzung veräußern (das wäre eine Emission ganz anderer Art).
    Die Emissionsrechte oder Lizenzen vergibt letztlich der Staat.

    #352849

    Anonym

    Der Emissionshandel benötigt als Voraussetzung einen Grundstock an handelbaren Emissionen. Damit steht er einem Null Emissionsziel diametral entgegen.

    Der Verkauf von Emissionsrechten als Voraussetzung von Emissionszielen ist faktisch nichts anderes als eine Emissionssteuer. Wenn die Emissionsrechte danach noch Handelbar bleiben, haben gering emittierende Unternehmen keinen direkten Anreiz auf Einsparungen, während hoch emittierende Unternehmen sich jederzeit aus der Emissionsreduktion herauskaufen können. (Das können sie bei einer Steuer aber letztlich auch).

    #352878

    Ein globales Emissionsziel von 0 könnte erreicht werden, wenn es einige Emissionen gibt (die wird es natürlich immer geben), anderswo aber Co2 der Athmosphäre entzogen wird. Dann könnte es auch noch Emissionsrechte geben. Davon sind wir natürlich noch meilenweit entfernt.
    Ein wichtiger Unterschied zwischen der Emissionsrechte- und der Steuerlösung ist, dass der Staat im ersteren Fall vorweg bestimmt, wieviel emittiert wird, es sich aber erst nachträglich herausstellt, wieviel die Emissionsvermeidung kostet. Bei der Steuerlösung ist es umgekehrt.

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