Überstunden-Monitor enthüllt: Hallenser arbeiten oft unbezahlt für Unternehmen

2. November 2023 | Wirtschaft | 2 Kommentare

Ein besorgniserregender Bericht des Pestel-Instituts wirft ein grelles Licht auf die Arbeitswelt in Halle. Laut dem „Überstunden-Monitor“ haben die Bürger der Stadt im vergangenen Jahr insgesamt 3,63 Millionen Überstunden am Arbeitsplatz geleistet, wovon 1,75 Millionen Stunden ohne Bezahlung stattfanden. Dies ergab eine Untersuchung, die im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) durchgeführt wurde.

Besonders schockierend ist die Tatsache, dass die Hallenser Unternehmen durch diese unbezahlte Mehrarbeit etwa 25,24 Millionen Euro „geschenkt“ bekamen. Dieser Betrag wurde auf Basis des Mindestlohns berechnet. Christian Ullmann von der NGG Leipzig-Halle-Dessau betonte, dass diese Zahlen auch auf den „massiven Fachkräftemangel“ hinweisen.

Insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe war die Situation alarmierend. Allein in diesem Sektor leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr in Halle rund 42.000 Überstunden, von denen 14.000 Stunden unbezahlt waren. Das Pestel-Institut analysierte aktuelle Mikrozensusdaten und verwendete Branchen-Durchschnittswerte für die Berechnung der Überstunden.

Die NGG warnt vor den langfristigen Auswirkungen des Fachkräftemangels. Sie betont, dass Hotels und Restaurants attraktivere Löhne anbieten müssen, um das Problem zu lösen. Christian Ullmann schlägt vor, dass der Einstiegslohn für Köche oder Restaurantfachleute nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für eine Vollzeitanstellung liegen sollte. Dieses Ziel sollte die Branche schrittweise erreichen, um junge Menschen für eine Ausbildung in der Gastronomie zu gewinnen.

Die Gastronomiebranche in Halle erlebt derzeit einen „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Immer mehr ungelernte Arbeitskräfte werden eingesetzt, um die fehlenden Fachkräfte zu ersetzen. Inzwischen sind 39 Prozent der Gastro-Beschäftigten in der Stadt Mini-Jobber.

Der Fachkräftemangel und die angemessene Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch Schwerpunktthemen auf dem Gewerkschaftstag der NGG im November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.

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