Nach 20 Minuten abgebrochen: Tarifverhandlungen im Einzel- und Versandhandel gescheitert

3. November 2023 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Gestern kam es in Dresden zur sechsten Runde der Tarifverhandlungen für die mehr als 270.000 Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Verhandlungen wurden jedoch nach nur knapp 20 Minuten von den Arbeitgebern einseitig abgebrochen.

Ver.di-Verhandlungsführer Torsten Furgol äußerte sich empört über das Vorgehen der Arbeitgeber und bezeichnete deren Angebot als „Taschenspielertrick“. Die Arbeitgeber legten formal ein neues Angebot von 6 Prozent Lohnerhöhung im ersten Tarifjahr und 4 Prozent im zweiten Tarifjahr vor. Dieses Angebot wurde jedoch bereits bundesweit im Rahmen von Sondierungsgesprächen abgelehnt, was es nach Ansicht von ver.di unmöglich macht, ernsthafte Verhandlungen zu führen.

Die Arbeitgeber zeigten sich wenig kooperativ, da sie keinen neuen Verhandlungstermin festlegen wollten.

Die Tarifkommission reagierte auf die Abbruchentscheidung der Arbeitgeber mit scharfen Worten: „Weihnachten steht vor der Tür, und die Beschäftigten stehen ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft!“

Ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter ab Juni 2023 um 2,50 Euro pro Stunde. In der Eckgruppe der Eingruppierungen würde dies einer Erhöhung von etwa 14 Prozent entsprechen, während die niedrigeren Entgeltgruppen um bis zu 16 Prozent und die höheren Entgeltgruppen um ca. 12 Prozent steigen würden. Die Ausbildungsvergütungen sollen um monatlich 250 Euro erhöht werden.

Zusätzlich dazu fordert ver.di die Arbeitgeber auf, gemeinsam die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge in der Branche zu beantragen. Die Laufzeit eines möglichen Tarifvertrags soll 12 Monate betragen.

Die Abwanderung der Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in andere Branchen ist angesichts der ungelösten Tarifstreitigkeiten ein wachsendes Problem. Beide Seiten sind derzeit weit voneinander entfernt, und die Aussicht auf eine baldige Einigung ist unklar. Es bleibt abzuwarten, ob die Arbeitgeber und ver.di in naher Zukunft wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren werden, um eine Lösung zu finden.

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