Forderung nach Straßenbenennung für Anton Wilhelm Amo in Halle

6. Juli 2023 | Vermischtes | Keine Kommentare

Anton Wilhelm Amo, der erste promovierte afrikanische Philosoph in Europa, bleibt in Halle weiterhin ohne eine ihm gewidmete Straße, im Gegensatz zu Berlin. Die Forderung nach einer Straßenbenennung für Amo wird erneut laut, nachdem vor zwei Jahren die SPD im Stadtrat einen Versuch gestartet hatte und das Rektorat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg den Namen der Stadt vorschlug. Nun setzt sich der Studierendenrat der Universität für die Umbenennung des Universitätsrings ein und betont die Wichtigkeit, die philosophischen Leistungen Amos angemessen zu würdigen und ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.

Anton Wilhelm Amo, der um das Jahr 1700 in Axim im heutigen Ghana zur Welt kam, wird bis heute als erster afrodeutscher Akademiker gefeiert. Obwohl er eng mit den Universitäten in Halle und Wittenberg verbunden ist und die Martin-Luther-Universität selbst das Gedenken an ihn durch den Anton-Wilhelm-Amo-Preis und die Amo-Lectures aufrechterhält, ist seine Präsenz im Stadtbild von Halle und im Bewusstsein vieler Bürger bisher kaum spürbar. Dies soll sich ändern, da der Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Umbenennung des Universitätsrings zwischen der Straße Unterberg und der Kreuzung Harz/Weidenplan in Anton-Wilhelm-Amo-Straße fordert.

Die Verbindung von Anton Wilhelm Amo zur Stadt und zur hiesigen Universität ist unverkennbar: Er begann sein Studium 1727 an der juristischen und philosophischen Fakultät in Halle und widmete sich in seiner Disputation „De iure Maurorum in Europa“ der rechtlichen Stellung schwarzer Menschen auf dem europäischen Kontinent. Seine Dissertation „Über die Empfindungslosigkeit des menschlichen Geistes“, die er in Wittenberg verteidigte, beschäftigte sich mit der zentralen philosophischen Frage des Verhältnisses von Leib und Seele. Anschließend lehrte er in Halle und Jena, bevor sein weiterer Lebensweg aufgrund der Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion seiner Geschichte unklar ist. Es wird vermutet, dass er Deutschland aufgrund rassistischer Anfeindungen in Richtung Westafrika verließ.

Die Bedeutung von Anton Wilhelm Amo für die Stadt Halle wurde bereits im Jahr 2021 vom Rektorat der Martin-Luther-Universität betont, als es den Vorschlag einbrachte, Amo als Namensgeber für Bauwerke, Straßen, Wege oder Plätze in Betracht zu ziehen. Obwohl mittlerweile zwei Jahre vergangen sind, wurde bisher kein Ort in der Stadt nach Anton Wilhelm Amo benannt. Daher unterstützt der Studierendenrat den Vorschlag, einen Teil des Universitätsrings umzubenennen, und fordert die demokratischen Stadtratsfraktionen auf, diese Idee mit einem entsprechendenBeschluss in die Realität umzusetzen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine Straßenumbenennung allein nicht ausreicht, um das Gedenken an Anton Wilhelm Amo lebendig zu halten und auf die historische sowie aktuelle Marginalisierung afrodeutscher Personen aufmerksam zu machen. Dennoch kann sie ein bedeutendes Zeichen setzen, um die Gleichheit aller Menschen gegen jegliche Form von Diskriminierung zu verteidigen und die philosophischen Leistungen Amos angemessen zu würdigen.

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