Burg und Bauhaus. Gemeinsame Wurzeln, getrennte Wege?“

15. Dezember 2018 | Veranstaltungen | Keine Kommentare

Das Stadtmuseum Halle lädt am Mittwoch, dem 19. Dezember 2018, um 18 Uhr zum ersten Vortrag im Rahmen der neu eröffneten Sonderausstellung „Kleinwohnung, Modehaus, Kraftzentrale – Neues Bauen und neues Leben im Halle der 20er Jahre“ in die Große Märkerstr. 10 ein. Der Vortrag  „Der Werkbundgedanke – Burg und Bauhaus. Gemeinsame Wurzeln, getrennte Wege?“ mit der Kunsthistorikerin und Architektin Dr. Angela Dolgner bildet den Auftakt des umfangreichen Vortragsangebotes, der bis zum 16. Juni 2018 präsentierten Jahresausstellung.

Foto: Sven Osada

Auf 400 qm Ausstellungsfläche zeigt das Stadtmuseum, wie die wachsende und aufstrebende Industriestadt Halle nach den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren des 1. Weltkrieges einen eigenen Weg in die Moderne ging. Um den Anforderungen großstädtischer Entwicklung zu genügen, entstand eine Vielzahl von Gebäuden im Stil des Neuen Bauens, die das Stadtbild Halles bis heute prägen. Die Modernität zeigte sich nicht nur in der Architektur dieser Gebäude – auch das, was in ihnen passierte, war von Umbruch und Veränderung geprägt. Diesem Phänomen will die Ausstellung nachspüren: Baupläne und Fotos, zeitgenössische Kleidung, Möbel und Hausrat – auch vom Bauhaus in Dessau oder der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle – geben einen Eindruck vom Halle der 20er Jahre und der Modernität der in den Wohnungen befindlichen Einrichtungsgegenstände.

Hintergrund:

Der Deutsche Werkbund setzte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk“ zum Ziel. Zentrales Anliegen war die Suche nach einer neuen, durch Funktion, Material und Konstruktion bedingten Formgebung auf allen Gebieten, „vom Sofakissen bis zum Städtebau“. Diese Reformbestrebungen fanden auch Eingang in die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses: Die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle gehörte neben dem Bauhaus zu den bedeutendsten künstlerischen Bildungsstätten in Deutschland.

Wie Walter Gropius als Gründer des Staatlichen Bauhauses in Weimar 1919 in seinem Bauhaus-Manifest mit geradezu strategischer Offensive in alle Welt verbreitete, sah auch Paul Thiersch  – von 1915 bis 1928 Leiter der Kunstgewerbeschule Halle an der Burg Giebichenstein  – in der Architektur die Mutter aller Künste. Das Streben nach einem Gesamtkunstwerk stand dabei im Mittelpunkt der Ausbildung. Man kannte sich, tauschte sich aus, erkannte auch die gegenseitig erwachsende Konkurrenz. Man begegnete sich auf Messen und Ausstellungen, man feierte gemeinsame Feste. Mit dem Austausch von Lehrern und Schülern ergab sich manche personelle Vernetzung. Stilistisch lassen sich für beide Institutionen ganz ähnliche Phasen, eingebettet in die breite Bewegung der internationalen Avantgarde, aufzeigen: Expressionismus, Konstruktivismus, De Stijl, Neue Sachlichkeit, Neues Bauen. Die Produkte von Bauhaus und Burg fanden Eingang in das tägliche Leben, handwerklich individuell oder industriell in Serie gefertigt. Dabei beschritt man auch unterschiedliche Wege.

Die Referentin:

Dr. Angela Dolgner studierte Architektur in Weimar und promovierte 1989 im Fach Kunstgeschichte in Halle. Nach zweijähriger Projektierungstätigkeit in Weimar und vierjähriger Assistenz am Institut für Kunstgeschichte an der Martin Luther-Universität Halle Wittenberg wechselte sie an die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Hier leitete sie zwischen 1988 und 2016 Archiv und Kustodie. Seit 1990 ist sie auch Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale). Sie verfasste neben vielen anderen mehr als 100 Publikationen zur Geschichte der halleschen Kunsthochschule.

Gebühr: 3 Euro (inkl. Besuch der Sonderausstellung)

Stadtmuseum

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