Nach Tötung von „Justin Biber“: PETA erstattet Strafanzeige und will Jäger Jagschein entziehen lassen

27. April 2020 | Umwelt + Verkehr | 7 Kommentare

Fehlende Fachkenntnis kostet streng geschützten Biber das Leben: Ein von der Stadt Halle (Saale) hinzugezogener Jäger hat Anfang April in einem Hinterhof der Altstadt trotz des Protests von Zeugen und Anwohnern einen völlig gesunden Biber erschossen, von dem er behauptete, dass es sich um eine kranke Nutria handele. Die Stadtverwaltung hat die Fehlentscheidung Medienberichten zufolge bereits eingestanden und ein Verfahren gegen den Jäger eingeleitet. Auch PETA hat nun wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Halle erstattet. Zudem fordert die Tierrechtsorganisation, dem Mann die Jagderlaubnis zu entziehen.

„Der Jäger war offensichtlich nicht in der Lage, einen geschützten Biber von einer Nutria zu unterscheiden. Leider hat der Biber die fachlichen Defizite des Schützen mit dem Leben bezahlt“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Es zeigt sich auch hier wieder, wie vorschnell Jäger oft bereit sind, Wildtiere zu töten, ohne weitere Wildtierexperten zurate zu ziehen. Damit sich ein solch tragischer Vorfall nicht wiederholt, appellieren wir an die Untere Jagdbehörde, dem Mann die Waffenbesitzkarte zu entziehen.“

 

Hintergrundwissen:

Der Biber ist in ganz Europa besonders geschützt und darf auch in Deutschland nicht willkürlich von Jägern getötet werden. PETA weist darauf hin, dass aus ökologischer Sicht grundsätzlich keine Notwendigkeit für die Jagd besteht und durch den Eingriff des Menschen in das Ökosystem Familienverbände zerstört werden. In der Folge pflanzen sich die bejagten Tierarten unkontrolliert fort und das natürliche Gleichgewicht wird empfindlich gestört. Der renommierte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf und weitere Experten bestätigen, dass eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet. [1] Ein Beispiel hierfür ist der Schweizer Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist. Dort reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen.

Auch der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd lediglich ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, sei ihm schnell klar geworden, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein habe. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist. [2]

[1] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW. (15.05.2014).

[2] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. TV-Beitrag WDR.

 

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