„Grenzerfahrungen – Hommage zum 100.“

1. November 2021 | Rezensionen | Keine Kommentare

 

Über die Ausstellung der „Kunsthalle Talstrasse“ wurde auf Hallespektrum.de schon kurz berichtet. Die Ausstellung, die vom 25. September 2021 bis zum 27. Februar 2022 in die Talstraße einlädt, ist den Geburtstagen einiger bedeutender hallescher Künstler gewidmet, die sich in den Jahren 2021 und 2022 zum 100. Male jähren. Da sicher auch der Begleitkatalog zu dieser Ausstellung auf Interesse stößt, soll er hier kurz vorgestellt werden.

Die 100. Geburtstage der Maler Hermann Bachmann, Werner Rataiczyk, Willi Sitte und Hannes H. Wagner sowie der Bildhauerin Mareile Kitzel und des Bildhauers Gerhard Lichtenfeld waren der Anlass zu dieser Ausstellung, die durch Leihgaben aus den jeweiligen Nachlässen, von Sammlern und dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ermöglicht wurde. Die sechs Künstler*innen, die in den Nachkriegsjahren ihre Wirkungsstätte in Halle an der Saale fanden, prägten mit ihren künstlerischen Auffassungen wesentlich das kulturelle Klima der Saalestadt, die in den 1950er Jahren massiv in die Kritik der SED-Kulturpolitik geriet. Im Gegensatz zum verordneten Sozialistischen Realismus orientierten sie sich an der „Klassischen“ und westeuropäischen Moderne.

Alle sechs Künstlerpersönlichkeiten und ihr Werk werden in dem Katalog ausführlich vorgestellt – anhand von Essays renommierter Kunstwissenschaftler und zahlreicher Abbildungen von Ausstellungsstücken. So betont die Kunsthistorikerin Dorit Litt in „Zwischen Arkadien und Apokalypse“ die künstlerische Wandlungsfähigkeit des gebürtigen Hallensers Hermann Bachmann (1922-1995). Mit ihren sensiblen und zugleich tektonisch aufgebauten Plastiken wurde die Bildhauerin Mareile Kitzel (1922-2002) über Halle hinaus bekannt. Das künstlerische Thema des Bildhauers Gerhard Lichtenfeld (1921-1978) war immer die menschliche Figur und so präsentiert die Ausstellung einige Bronzefiguren aus den 1950er und 1960er Jahren.

Der Anfang des Jahres verstorbene Maler Werner Rataiczyk (1921-2021) hat ein vielgestaltiges Werk hinterlassen, dessen verschiedene Phasen in der Ausstellung präsentiert werden. Der Kunsthistoriker Thomas Bauer-Friedrich beleuchtet in „Gratwanderungen eines Malers“ Leben und Wirken des Malers Willi Sitte (1921-2013). Die Kunstwissenschaftlerin Eva Mahn gewährt dann einen Überblick in die Biografie und das Werk des Malers Hannes H. Wagner (1922-2010). Abschließend macht der Historiker Gerd Dietrich mit den kulturpolitischen Rahmenbedingungen der 1950er/1960er Jahre vertraut, die eine widerspruchsvolle Zeit mit Niederlagen und Erfolgen für die kreative Kunst waren.

„Grenzerfahrungen – Hommage zum 100.“, Hg.: Matthias Rataiczyk, Kunsthalle „Talstrasse“, ISBN: 978-3-948389-04-8, 176 Seiten, 29,90 EUR.

 

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