Debatte um Gasförderung in der Altmark: SPD fordert öffentliche Beteiligung, Grüne komplett dagegen
19. Dezember 2019 | Politik | 9 KommentareAm heutigen Donnerstag debattiert der Landtag über die Erlaubnis zur Erkundung von Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Altmark. dabei werden unterschiedliche Positionen in der Kenia-Koalition deutlich. Die SPD will durchsetzen, dass das Bundesbergbaugesetz geändert wird, wie dies auch schon der Niedersächsische Landtag verlangt hat. Bei Bergbauprojekten soll die Öffentlichkeit verpflichtend beteiligt werden, ähnlich wie bei Planfeststellungsverfahren soll auch eine verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfung bei allen Erdgas- und Erdölbohrungen angesetzt werden, fordert die SPD.
Grundsätzlich dagegen sind die Grünen: die Landtagsfraktion lehnt sowohl die Aufsuchung als auch die weitere Erdöl- und Erdgasförderung ab. Dorothea Frederking, energiepolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion, hat das heute im Landtag bekräftigt. „Es ist absolut unvernünftig, in Zeiten des Klimawandels noch Erdöl und Erdgas in der Altmark fördern zu wollen. Die Aufsuchung von fossilen Energien ist aus der Zeit gefallen. Dieser Wahnsinn muss abgelehnt werden“, forderte Frederking.
„Erdgas ist klimaschädlich und verursacht zudem bei seiner Förderung schwere ökologische und materielle Schäden. Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber, aber auch salziges Lagerstättenwasser kommen an die Oberfläche. Es birgt die Gefahr, dass Grundwasser kontaminiert wird. Es kommt zu Bodenabsenkungen, die durch die jahrzehntelange Erdgasförderung bis zu 25 Zentimeter in der Altmark betragen. Es kann zu Bodenhebungen kommen. Spannungsentladungen im Untergrund verursachen Risse und zum Teil tiefe Spalten an den Häusern“. Auch Umweltministerin Claudia Dalbert ist gegen die Gasförderung. Dumm nur: Ein Mainzer Unternehmen hat für einen Zeitraum von fünf Jahren die Erlaubnis bekommen, auf dem 172 Quadratkilometer großen Feld „Thielbeer“ in der Altmark für gewerbliche Zwecke nach Kohlenwasserstoffen zu suchen. Die Genehmigungsbehörde ist das Landesamt für Geologie und Bergwesen, Oberaufsicht über die Behörde hat das Wirtschaftsministerium, mit Armin Willingmann (SPD) an der Spitze.
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Das erinnert irgendwie an Pyrolix.
Waren die ostdeutschen Bodenschatzvorkommen nicht die am besten untersuchten überhaupt? Die Lagerstätte in der Altmark hatte ich als komplett erschlossen und mit zurückgehender Förderung un Erinnerung. Ist man hier vielleicht nur unrealistischen Interessen der Gasförderer auf den Leim gegangen?
Das ist nicht nur das Urproblem der Grünen, sondern sie spiegeln als wahrscheinlich bald größte Volkspartei die ungelösten Auseinandersetzungen der Gesellschaft ab: “ bitte nicht in meinem Vorgarten“
„grün“ zu sein hat schon seit langem nichts mehr mit Umweltschutz zu tun.
Es ist ein vom Steuerzahler bezahltes „Geschäft“, mehr nicht.
Ich selbst, als Guerilla Gardening, würde mich nie als Grüner bezeichnen.
Naja das ist das ur Problem der Grünen, es gibt Bürgerinitativen gegen Solarparks, Windparks, Biogasanlagen und in Bayern sogar gegen Pumpspeicherkraftwerke. In allen Bi`s sind ganz vorne die Grünen vertreten. Ist schon seltsam das man verlangt auf erneuerbare Energien umzusteigen aber bitte nicht vor der eigenen Haustür da verschandelt es die Aussicht oder führt zu Geruchsbelästigung. Wer Energiewende sagt muss auch diese Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.
Die Umweltbedenken kann ich auch nicht so recht nachvollziehen. Solange man noch auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, ist heimisches Erdgas, was die CO2-Bilanz betrifft, doch allemal besser als (Braun)Kohle oder importiertes Gas (gleich, ob aus den USA oder Russland).
Schade, dass die Grünen da so reflexhaft reagieren.
CO2-Bilanzen im Vergleich:
https://www.volker-quaschning.de/datserv/CO2-spez/index.php
Die haben Humor, lassen ne Pipeline quer durch die Ostsee bauen um russisches Erdgas nach Deutschland zu holen um es zu verbrennen, wenn man es aber direkt vor der Haustür oder im Vorgarten hat will man es nicht haben. Schon etwas Doppelmoral oder.
Zum Thema Hg: In der Altmark gibt es noch Permafrostböden?
Zum Thema Pb: In der Altmark Bleivorkommen wäre sehr neu.
Zum Thema Cd: Dieses gibt es in Sibirien, Kasachstan und der USA.
Wen Fossilien fossile Lagerstätten erkunden, sind sie etwas aus der Zeit gefallen.