Umweltschützerin wehrt sich gegen planlose Baumfällungen im Trothaer Wäldchen

26. Januar 2020 | Natur & Gesundheit | 4 Kommentare
Nächsten Montag, am 27.01.2020 beginnen trotz Proteste von Umwelt- und Baumschützern die erneuten Fällungsarbeiten im Trothaer Wäldchen. Während die Umweltschützer wie Magda Riede darin ein planloses Abholzen von Bäumen sieht, spricht Oliver Paulsen, Grundsatzreferent des Oberbürgermeisters und verantwortlich für das Dienstleistungszentrum Klimaschutz, von einem Kompromiss in der Sache.
Die 15jährige Magda Riede, die mit Unterstützung anderer Umwelt-und Naturschützer die seit Monaten gegen die geplanten Fällungen kämpft, sieht auch in dem nun vorliegenden Kompromiss zwischen Deutscher Bahn und der Stadt Halle, keine akzeptable Lösung. „Zu Zeiten des Klimawandels und des Wäldersterbens, in denen jeder gesunde Baum gebraucht wird, müssen wir uns gegen Abholzungsmaßnahmen wehren. Es ist zudem sehr widersprüchlich, dass die Deutsche Bahn auf der einen Seite mit „mehr Klimaschutz“ wirbt und andererseits auf regionaler Ebene klimaschädigende, wenig sinnvolle Maßnahmen durchführt.“
Die Bahn möchte im Trothaer Wäldchen einen „ökologischen Umbau“ als Ausgleichsmaßnahme für frühere Baumaßnahmen durchführen. Die im Planfeststellungbeschluss von 2010 vorgesehen Eingriffe sahen die Ringelung und Fällung von Robinien und das Nachsäen von heimischen Bäumen, wie Eichen vor. Nach Protesten von Umweltschützern bei der Stadt, konnte zwar die Ringelung von 2000 Bäumen nicht mehr aufgehalten werden, es wurde aber ein einstweiliger Fällungstopp für die übrigen Bäume erwirkt. Der am 24.01.2020 veröffentlichte Kompromiss zwischen der Stadt Halle und der Deutschen Bahn sieht nun vorrangig nur noch die Fällung von bereits geringelten Robinien vor, um in den entstandenen Lichtinseln Eichen zu säen. Auch wenn die Schaffung von Lichtinseln prinzipiell zu begrüßen ist, ist die genaue Durchführung der Maßnahmen fraglich. So wurde auch nach mehrfachen Anfragen weder dem BUND, noch anderen Umweltschützern ein entsprechendes Konzept vorgelegt.
So werden wohl mindestens 20 weitere gesunde Bäume gefällt werden müssen, um Trassen für die schweren Fällungsfahrzeuge zu schaffen. Dass dabei auch andere, zum Teil schützenswerte Bäume und Gehölze betroffen sein können, zeigt die bereits bis dato erfolgte und nicht mir der Stadt Halle abgesprochene wahllose Rodung von Weiden, Ahornbäumen und weiteren heimischen Baum- und Gehölzarten. Andere Kritikpunkte sind zudem, dass die 2000 geringelten Bäume bis zu ihrem völligen Absterben noch 5 Jahre Schutz- und Brutstätten für Vögel wären. Zudem ist es sehr fraglich, ob die geplanten 2 x 20 L Trinkwasser pro angesätem Baum und Jahr unter dem aktuellen Trend zu extrem trockenen und heißen Sommern ausreichen werden, um das Anwachsen/Überleben der Eichensämlinge sicher zu stellen.
Soweit die Sicht der Umweltschützerin. Die Stadt Halle sieht den erzielten Kompromiss mit der Deutschen Bahn erwartungsgemäß positiver: 
Die Deutsche Bahn als Maßnahmeträgerin und die Stadt Halle (Saale) als Eigentümerin der Fläche haben sich auf kleinstmögliche Eingriffe beim ökologischen Umbau des Trothaer Wäldchens verständigt und damit einen Kompromiss erzielt, teilte uns die Stadt Halle mit:
Die Maßnahme wird am Montag, 27. Januar 2020, beginnen und voraussichtlich bis Ende Februar dauern. Oliver Paulsen, Grundsatzreferent des Oberbürgermeisters und verantwortlich für das Dienstleistungszentrum Klimaschutz: „Es werden acht Lichtinseln geschaffen, auf denen einheimische Eichen gepflanzt werden. Dadurch wird die ökologische Wertigkeit des Wäldchens erhöht.“
Die bereits im vergangenen Jahr in den Bereichen der vorgesehenen Lichtinseln geringelten Robinien werden gefällt. Alle anderen Bäume werden erhalten. Jeder Baum wird vor der Fällung, entsprechend den Anforderungen des Artenschutzes, auf Bruthöhlen untersucht. Gegebenenfalls wird er nicht gefällt. Das Holz der Bäume verbleibt zum großen Teil als Totholz im Wald. Die Fläche der neu zu schaffenden Lichtinseln beträgt 0,45 Hektar. Das entspricht 3,6 Prozent der insgesamt 12,5 Hektar großen Fläche des Trothaer Wäldchens. Die Zuwegung zu den zu schaffenden Lichtinseln erfolgt auf zwei Trassen. Dadurch wird der Flächenverbrauch auf ein Mindestmaß reduziert.
Die Aufwertung des Trothaer Wäldchen ist eine ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Zugbildungsanlage der Deutschen Bahn. Grundlage dafür ist ein Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2010, begründet Paulsen die Maßnahmen.
Meldungen der Umweltschützerin Magda Riede und der Stadt Halle
Print Friendly, PDF & Email
4 Kommentare

Kommentar schreiben