Der König spricht: Brenner bleibt!

13. April 2019 | Kultur | 6 Kommentare

Großer Premierenbahnhof  mit Stadtprominenz und bewegender Moment am Schluß, all das bot die Erstaufführung von „The King´s Speech“ am Abend des 12. April 2019 im neuen theater in Halle. Das ungespielte Theaterstück wurde Film und das sehr erfolgreichreich (2011 mit vier Oscars) und kam nun wieder auf die Bühne, wo es hingehört. Wer die Handlung nicht kennt: Es ist die Geschichte eines Königs, der niemals auf den Thron kommen sollte und es auch nicht wollte. Es ist die Geschichte des englischen George VI., genannt Bertie, und seines Sprachtherapeuten Lionel Logue. Denn Bertie wird nur König, weil sein älterer Bruder wegen einer Affäre mit einer verheirateten Frau abdanken muß, fühlt sich dazu aber keinesfalls in der Lage. Denn die Zeit vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs ist bewegt und ein König muß Reden an sein Volk halten können. Aber Bertie stottert. Der australische Schauspieler und Sprachtherapeut aus Leidenschaft Lionel Loque soll es richten. Keine leichte Aufgabe!

Der König und sein Therapeut. Foto: neues theater

Die Messlatte durch den oscarpremierten Film liegt also hoch. Wir aber meinen, die Umsetzung durch das neue theater auf der Bühne spielt in derselben Liga, ohne die großartigen Möglichkeiten des Films zu haben. Das Stück beginnt mit vier Kindern auf der Bühne, fünf Kinder insgesamt lockern bis zum Schluss die Handlung auf. Das Bühnenbild besteht aus einer Drehbühne mit drei Treppen, die drei Räume abgrenzen. Die gute alte Drehbühne kommt zu besonderen Einsätzen, wenn sie sich bei emotionalen Augenblicken wie ein Karussell benimmt. Der Effekt wird verstärkt durch das „Drehen per Hand“ durch die Schauspieler. Eine rote Telefonzelle, ein Sofa, Hocker und Stühle, das war es auch schon mit dem Bühnenbild! Eine Hauptrolle spielte das historische Mikrofon für die Rundfunkaufnahmen des Königs.

Matthias Walter mimt den stotternden Herzog und späteren König mit größter Überzeugungskraft. Die gespielte Unsicherheit wird noch durch das zu enge Jackett verstärkt. Harald Höbinger als Lionel Logue ist als lässig agierender Sprachtherapeut dem Spiel von Walter durchaus gewachsen. Cynthia Cosima Erhardt, für die durch Helena Bonham Carter in der Filmfassung die Latte noch ein wenig höher hing, spielte sich frei und gab ihrer Rolle ganz eigene Akzente. Gut so!

Besonderer Augenblick nach dem Stück: Worte des Intendanten.

Gut gefallen hat uns auch die Swingtanzszene durch die Nebendarsteller Harald Horvath (als David, Bruder Berties) und Marlene Tanczik (als Wallis Simpson, die Frau, die ihm die Krone gekostet hat), die dem Stück zusätzlichen Schwung verliehen hat. Und wenn wir schon loben, loben wir die fünf Kinder, die der Aufführung besonderen Charme gaben. Es ist auch eine Spezialität des nt mit Kindern zu arbeiten und das sehr überzeugend.

Wenn man den minutenlangen und begeisterten Applaus für das Stück so werten möchte, ist alles mehr als richtig gemacht worden. Und Sonderapplaus gab es für das Auftreten des ganzen Ensembles neben den Schauspielern des Stücks und den Worten von Matthias Brenner (Regie) „Wir wollen hier für Euch Theater machen, jetzt und in Zukunft“ Es soll so richtig weitergehen! Mit oder ohne König!

AK und ToK, Fotos: neues theater und AK

Print Friendly, PDF & Email
6 Kommentare

Kommentar schreiben