BuchBerlin 2018

28. November 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Seit vier Jahren geht das schon so: Begeisterte Büchermenschen jubeln auf Facebook, wie toll es auf der BuchBerlin war. Selfies mit glücklichen Menschen lachen mir vom Monitor meines Laptops entgegen. Im fünften Jahr will ich es endlich wissen und mir selbst ein Bild von der Berliner Buchmesse machen. Gilt doch die BuchBerlin als Treffpunkt für kleine Verlage und Selfpublisher. Und Letzteres bin ich ja als verlagsunabhängige Autorin.

Routiniert zeigt mir das Navigationsgerät in meinem Corsa den Weg von Halle nach Berlin Moabit. Hier soll am letzten Novemberwochenende unter der Schirmherrschaft von Thriller-Autor Sebastian Fitzek sowie Politiker Dr. Klaus Lederer die 5. Berliner Buchmesse stattfinden. Auf der Messe präsentieren sich laut Veranstalter etwa 250 unabhängige Verlage und Selfpublisher aus ganz Deutschland.

Treffpunkt der unabhängigen Verlage und Selfpublisher

Am Veranstaltungsort, dem Mercure Hotel MOA Berlin angekommen, fällt mir zuerst der fehlende Massenansturm auf, den ich von der Leipziger Buchmesse kenne. Doch vor dem Messeeingang drängt sich eine ansehnliche Schlange aus Büchermenschen. Fröhlich schwatzend warten sie an der Kasse, bevor sie die Messe stürmen können. Zum Glück besitze ich ein Online-Ticket, weshalb ich ohne Wartezeit losstürmen kann.

Mit ihren gerade mal fünf Jahren ist die BuchBerlin ein Küken unter den Buchmessen. Dennoch soll sie laut Veranstalter die drittgrößte Buchmesse Deutschlands sein. In diesem Jahr nimmt die vom Verein Bücherzauber e.V. organisierte Messe zwei Hallen ein. Eine davon ist für Kinderbücher reserviert. Zahlreiche Fachvorträge und Lesungen teilen sich auf weitere Räume auf.

Ein Blick in die Messehallen zeigt viel Fantasy, viel Independent neben Krimis, Gegenwartsliteratur, Lyrik, Kinderbüchern und Dienstleistern rund ums Buch. Und es scheint geradezu von Autoren zu wimmeln. An den Ständen, unter den Messegästen, überall entdecke ich bekannte Gesichter aus den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter.

„Ich finde das kuschelig hier“, sagt Messebesucherin Daniela Rohr. Die Science-Fiction-Autorin ist zugleich Dienstleisterin für Buchsatz. „In Frankfurt ist alles eher anonym“, vergleicht sie die Buchmessen. Leipzig sei schon eine Spur entspannter und Berlin recht familiär. Beeindruckt vom Angebot auf der Messe ist der Berliner Designer und Künstler Marcel Röschert. Der Kontakt zu den Autoren sei leicht zu knüpfen. Dabei interessiert ihn vor allem das Coverdesign der ausgestellten Bücher. Ein bisschen schade finden beide, dass die großen Verlage auf der BuchBerlin fehlen.

Auch das Nornennetzwerk ist wieder dabei

Autorenselfie

Am Stand des Nornennetzwerkes, einem Netzwerk für Fantasyautorinnen, berichtet Autorin Paula Roose, dass sie auf der Messe den direkten Kontakt zu den Lesern schätzt. Auch die Nornen Elenor Avelle und Holly Miles schwärmen vom familiären Charakter der BuchBerlin, die ideal zum Netzwerken sei. Durch die offenen Messestände käme man im Vergleich zu anderen Buchmessen recht schnell mit Standnachbarn ins Gespräch.

Der Selfpublisher C. A. Raaven grinst verschmitzt, bevor er auf die Frage nach dem Unterschied zu anderen Buchmessen antwortet. Dann zeigt er auf ein Schälchen mit Schokolade für die Besucher seines Standes. Auf der Frankfurter Buchmesse wäre nicht nur die Schokolade alle, meint der Autor mit einem Augenzwinkern, auch das Schälchen wäre längst weg. „Das ist eine Messe, wie sie sich ein Autor wünscht“, fasst C. A. Raaven seine Eindrücke zusammen.

Mein Eindruck ist, die BuchBerlin lohnt sich für Leser, die gern in einem vielfältigen Bücherangebot stöbern, ohne sich dem Gedränge der großen Buchmessen auszusetzen. Zumal auf der Messe die Bücher oft direkt von den Autoren verkauft werden. Einen Besuch ist die Messe auf jeden Fall wert. Und im nächsten Jahr ganz sicher noch einen.

Klara Bellis

Weitere Besprechungen abseits des Büchermahlstroms:

  1. Ersticktes Matt
  2. Ein phantastischer Herrenausflug
  3. Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
  4. Namen sind Schall und Rauch
  5. Freibeuter der Systeme
  6. Irrlichtfeuer von Julia Lange
  7. Mord mit Schokolade und Kaffee
  8. Steppenbrand
  9. Im Bann der zertanzten Schuhe
  10. Poeamorie: Durchtrainierte Lyrikakrobatik fast gefühlsecht
  11. Die besten zehn Selfpublishing-Titel 2018
  12. Ausflug in eine dystopische Welt, die ihre Kinder frisst

P.S.: Ganz vergessen. Wir stellen am liebsten Autoren aus Halle vor, die in die Reihe passen, meldet Euch bitte bei uns und schreibt an die Redaktion.

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