Beifall und Buuhs für Aida-Premiere in Halle

23. Januar 2018 | Kultur, Nachrichten, Rezensionen | Ein Kommentar

Verdi´s Aida bietet Tragik, großes Kino und jede Menge mitreißende Musik. Regisseur Michael von zur Mühlen versuchte, politische Entwicklungen zur Zeit der Entstehung der Oper durch Ereignisse der Jetztzeit auf der Opernbühne zu analysieren und dabei multimedial zu übersteigern, um eine gesellschaftliche Kraft wieder von der Oper ausgehen zu lassen. Das war aber keineswegs im Sinne vieler Aida-Besucher. „Nicht schon wieder“ kommentierte ein politikverdrossener Zuschauer hinter mir den Beginn des Anfangsvideo. Eine jüngere Dame vor mir langweilte sich zusehends und widmete sich ihrem Handy. Nach der Pause gab es einige freie Plätze bei der fast ausverkauften Premiere. Eine interessante Absicht, Politik in der Oper kam nicht oder nur mäßig an. Wenig verständlich für einige, zu überzogen für andere, deshalb zurückhaltender Beifall mit Buuh-Rufen am Schluss für die Regie.
Sehr wohl und zu Recht begeisterten die Musiker und Sänger. Ihnen galt nach 3 Stunden minutenlanger Beifall. Die Staatskapelle unter der hervorragenden Leitung von GMD Josep Caballè-Domenech brillierte beim Triumphmarsch, bei der Begleitung der exzellenten Sänger und bei den monumentalen, etwas zu lauten Chorpassagen. Insbesondere die Bläser einschließlich der Aida-Trompeten überzeugten. Große Spitzenklasse waren die Soli der Sänger. Überzeugend und stimmsicher vermittelten sie ausdrucksstark die inneren Konflikte der Akteure. Wiederholt gab es dafür begeisterten Szenenbeifall. Ihre Darbietung wirkte allerdings recht statisch, richtete sich immer wieder etwas hilflos wirkend an die Zuschauer. Gesungen wurde in italienischer Sprache, deutsche Übertitel unterstützten das Verständnis der Handlung. Das Bühnenbild war ziemlich sparsam eingerichtet. Die Kostüme der Sänger entsprachen der Kleidung in der Zeit der Entstehung von Verdi`s Aida. Der Chor stellte gleichzeitig das Volk in altägyptischer Kleidung dar. Die Geschichte der in Ägypten versklavten Königstochter Aida hatte man zwar verstanden, mit der politischen Message dieser Aida-Inszenierung taten sich viele Besucher aber doch schwer.

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