Turbanblüte & güldene Zwiebel

20. Februar 2023 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Schön, aber selten ist die Blume, deren Blüten einer frühere türkische Kopfbedeckung, ähneln und Linne möglicherweise zur Namensgebung inspirierten. Aber wahrscheinlicher sahen die mittelalterlichen Alchemisten in dieser Pflanze eine mystische Beziehung zum Kriegsgott Mars, dem die Fähigkeit zur Metallumwandlung nachgesagt wurde. Das Wunschdenken stützte sich allerdings nicht auf die Blütenform, sondern auf die goldgelbe Farbe der Zwiebel dieser Pflanze. Man hoffte, mit der Zwiebel unedle Metalle in Gold umwandeln zu können. Das funktionierte bekanntlich nicht. Dass Kühe besonders schöne gelbe Butter produzieren, wenn sie mit diesen Zwiebeln gefüttert wurden, blieb ebenfalls ein Gerücht.  Verschiedene volkstümliche Namen der Pflanze erinnern an diese Wunschträume. 

Im Freiland ist die stattliche Pflanze selten zu finden. Sie bevorzugt nährstoff- und kalkreiche, feuchte Böden. Im nördlichen Deutschland macht sie sich rar. Ein ansehnliches Vorkommen findet sich bei Ballenstedt in Sachsen-Anhalt. Ansonsten bevorzugt sie kalkhaltige subalpine Regionen.

Die Pflanze hat Zugwurzeln. Die bilden sich an der Unterseite der Zwiebel und ziehen diese wenn nötig in geeignete tiefere Bodenschichten. 

Der rispige Blütenstand kann bis zu 20 fleischrosafarbene Blüten enthalten. In den sommerlichen Abendstunden geben die Blüten einen süßen, an Zimt erinnernden Duft ab. Mit dem sollen langrüsselige Schmetterlinge angelockt werden. Die können frei vor der Blüte schwebend den Nektar aufsaugen. Dabei wird mitgebrachter, am Körper anhaftender Fremdpollen  auf die Narbe übertragen und neuer Pollen von den Staubbeuteln übernommen.

Die Pflanze gilt in Deutschland als nicht gefährdet, ist aber geschützt und darf nicht gepflückt werden.

Welche Blume wird gesucht?

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Kann dieses süße Kätzchen gefährlich werden?“) Haselnuss, Corylus avellana

Elfriede schrieb vollkommen richtig: Wir suchten die gemeine  Haselnuss,  Corylus avellana. Das Art-Epithetonbeziehe sich auf die Stadt Avella  in der Nähe des Vesuvs, in der Antike Abella). „Das Schwänzchen der Katze zeigt eine männliche Blüte“ schrieb sie, das stimmt auch. „Und die weiblichen Blüten sind von einer Knospe umschlossen.“ So siehts aus, aber bei näherem Hinsehen entdeckt man die feinen, roten Blütenblättchen, die wie Fäden aus der Knospe hängen. Da scheint Elfriede richtig zu liegen.

Rugby bezweifelt jedoch den Vulkanausbruch: „Das mit der Zeitrechnung passt aber nicht so richtig. Vor 4000 Jahren, also im Jahr 1977 v.u.Z., gab es mit Sicherheit keinen Ort namens Avella/Abella mit Nussanbau, der in eben jenem Jahr zerstört wurde.“

Es wird ja langsam verrückt. Der eine glaubt nicht an den Klimawandel in Zukunft, der andere nicht an vergangene Naturkatastrophen.

Die Avellino-Eruption des Avellino-Vulkans in Kampanien, Italien, hat mehrere Siedlungen in der Umgebung zerstört. Diese Eruption war eine der größten in den letzten 10.000 Jahren in Europa und hatte einen VEI (Volcanic Explosivity Index) von 6. Dafür gibt es archäologische Befunde. Auch im späteren Pompeji, etwa 20 Kilometer nordwestlich des Vulkans liegt, hat man vulkanische Ablagerungen gefunden, die von der Avellino-Eruption stammen. Natürlich wissen wir nicht, wie die Siedlungen hießen, die bei der Eruption bei der heutigen (und auch antiken) Stadt Abella/Avella untergangen (und mit ihnen auch viele Menschen).

(HW)

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