Toskana-Feeling im Böhmerwald

15. Januar 2024 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Vittorio war sich nicht sicher, ob die Gäste seinen kleinen Schwindel bemerken würden. Und wenn schon. Auf den Freisitz vor seinem kleinen Lokals hatte er gewaltige Kübel geschoben, und große Büsche, nein fast schon Bäume setzen lassen. So ausgewachsen, wie sie waren, trugen sie auch schon Früchte, und er war sich sicher, dass dies genauso wie das Dekor der Speisekarten den Gästen das typisch mediterrane Toskana-Feeling bereiten sollten. Eigentlich hatte er alles wohl überlegt, am gestrigen Abend hatte es schon eine kleine Eröffnungsfeier mit ein paar ausgewählten Honoratioren der Stadt gegeben, man musste sich ja mit dem mächtigen Oberbürgermeistern, Kämmerern und Ordnungsdezernenten gut stellen. Er drehte das Schild vor der Ladentür auf „aperto“ um und schielte in Richtung auf das Hochhaus der Hallespektrum Redaktion, in Erwartung, dass von dort die Scharen an Mitarbeitern kommen würden, vielleicht auf eine schnelle Pasta (alio olio ) in der Mittagspause. Ölfläschchen standen neben schmalen Weidenkörbchen auf dem Tisch, wo das frisch gebackene Brot lockte.

Auch Heino und Elfriede waren erschienen. Es gab „follio angusto“, eine Spezialität seiner Mama, behauptet Vittoria, spezielle in Blätterteig gewickelte sotierte Scheiben vom Angusrind, wie er erklärte. Heino fragte, was er mit so vielen dieser teuren Pflanzen im Winter mache. „Gehte nixe kaputt“, behauptete Vittorio. Hier steht: Vittorio nahm sein Handy, und las vor, was der Google-Übersetzer von der Webseite einer italienischen Baumschule vorlas: „Die Früchte sind reich an Vitamin C und Omega-3-Fettsäuren, was sie zu einem nahrhaften Essen macht. In der traditionellen Küche werden die Früchte oft im Spätsommer oder Frühherbst geerntet, wenn sie voll reif sind. Sie können frisch gegessen werden, werden aber auch häufig getrocknet, unter Essig konserviert oder zu Marmeladen und Gelees verarbeitet“.
Elfriede staunte nicht schlecht, als sie das mit den Marmeladen hörte: „Das wusste ich noch nicht. Könnte ich ja mal ausprobieren“.

„Kannst Du haben, wanne reif“, sagte Vittorio. „Brauchen Sie die nicht für Öl?“, fragte Elfriede. „Lohnte nixe“, meinte der Kellner.

Elfriede fand das etwas merkwürdig. Zumal das Zeug ja eigentlich eher in Essig und Salz eingelegt kannte. Und Heino bemerkte, er habe schon einen Namen für das Lokal: „Böhmerwald“. Von wegen, „nixe kaputt“. Heino grinste. Da hatte die italienische Baumschule wohl nicht an den deutschen Winter gedacht.

Und hier unsere Fragen:

– Um welche Pflanze (es ist ein kleiner Baum) handelt es sich?

– ist er in Halle ausreichend winterhart ?

– Fragen: Viel Dünger braucht sie nicht, man kann gut den teuren Stickstoffdünger aus Putingas sparen. Wie macht die Pflanze das?

– Die Früchte und sogar die Blätter sollen sehr gesund sein. Warum?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Lebt von Luft und Liebe„): Die blaue Tillandsie, Tillandsia cyanea

Nhu Deng hatte die Lösung für (fast) alles: nur den Artnamen hat er uns nicht verraten: Tillandsia cyanea, oder auch Wallisia cyanea. 2Tillandisen“, so schrieb er, „sind mit über 550 Arten die artenreichste in der Familie der Bromeliengewächse. Eine wichtige Bromelie ist noch die Ananas. In England verwendet man zu Ehren des deutschen Botanikers Gustav Wallis den Namen Wallisia. Die Gattung Tillandsia wurde 1753 durch Carl von Linné bezeichnet. Der wissenschaftliche Gattungsname ehrt den finnischen Botaniker Elias Tillandz (1640–1693). Es wird erzählt, dass Tillandz auf einer Reise seekrank wurde und er deshalb den weiten Rückweg zu Fuß bewältigte. Linné wählte den Gattungsnamen, da er dachte, dass auch die Tillandsien kein Wasser vertragen. „Elias Tillandz war Professor der Medizin an der Akademie zu Turku in Finnland. Er gründete dort 1678 den Botanischen Garten und führte das Botanikstudium ein. Er publizierte 1673 unter dem Titel Catalogus plantarum die erste Flora von Finnland.“
Warum man keine lange Freude an blühenden Tillandsien hat: dummerweise sterben die Pflanzen nach der Blüte ab. Die Pflanzen vermehren sich zwar vgfegetativ auch durch ableger („Kindel“), was aber nur in ausreichend großen Töpfen passiert. Die blaue Tillandsie, auch als „Luftpflanze“ bekannt, wächst in Erde oder als Epiphyt auf Pflanzen, Stämmen, Ästen und sogar auf Steinen oder Dächern. Ursprünglich beheimatet in den Regenwäldern Ecuadors und Perus, gedeiht sie vor allem auf Bäumen in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Tillandsien zählen zu den ältesten Pflanzengattungen der Welt und wurde von indigenen Völkern wie den Inka, Azteken und Maya für verschiedene Zwecke genutzt. Die Blätter verwendeten sie als Schutz vor bösen Geistern, als Fasern zum Nähen und als Nahrungsmittel.

Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr hier im Archiv

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