Tenga, die eierlegende Wollmilchsau

11. Dezember 2023 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Winterzeit ist Lesezeit. Und so wollen wir uns dem ersten Kapitel eines Pflanzenbuchs aus dem 17. Jahrhundert widmen. Der Autor nimmt uns mit in eine exotische Gegend, die zuvor kaum ein Europäer gesehen hat. Schon im ersten Kapitel beschreibt er einen Baum in den „Gärten von Malabar“, der es ihm wohl besonders angetan hat. Lesen wir einfach ein paar Auszüge, der Text war  in Latein, aber ein Übersetzungsprogramm hat das alles in Windeseile aufbereitet. Er klingt möglicherweise etwas rätselhaft, aber Google ist unser Freund. Versucht nur nicht, nach „Tenga“ zu googeln. So heißt zwar der Baum, aber….

Los geht es:

Tenga, in der Sprache der Bramanen Modo genannt, ist ein Baum mit einem aufrechten Stamm, der hoch aufsteigen kann. Er wächst in sandigem Boden.
Wenn die Pflanze jung ist und eine Höhe von einem Meter hat, hat sie einen süßen und angenehmen Geschmack. Mit zunehmendem Alter wird der Geschmack weniger angenehm, wird adstringierender und verliert seine Süße. Es ist besonders begehrt als Nahrung und von Elefanten, die aufgrund ihres Appetits diese Bäume ausrotten.  Die innere, dichte und weiße Masse der Frucht ist in einem zarten Netz noch weich und leicht schneidbar. Im Inneren wird sie mit zahlreichen holzigen und steifen Fasern verhärtet, die für die Herstellung von Seilen geeignet sind und eng an die äußere holzige Abdeckung gebunden sind.

Bezüglich ihrer äußeren Form sind die Früchte in ihrer zartesten Phase rund, im Alter jedoch länglich-rund. In alten Früchten erscheint am unteren Teil innerhalb des harten Markkerns ein oval-runder, weißer Keim, der später gelblich wird. Dieser Keim ist der zarte Spross der Frucht, der durch den Boden gesendet wird. Er schiebt sich durch die obere Seite des Deckels, weniger hart oder breiter, wie eine neu gewachsene Gabel, und gibt von unten einen „Pongo“ genannten kegelförmigen Teil frei. Dieser wächst weiter, während das Wasser verdunstet, und füllt die gesamte Höhle aus. Der neu gewachsene Spross tritt aus dem Auge heraus, ragt aus der Abdeckung heraus, durchsticht leicht die äußere Rinde und sendet von unten Wurzeln aus, die sich schräg durch die äußere Rinde bewegen und sich schließlich in der Erde verankern.

Aus diesem Baum stammt auch der Suri-Likör, der getrunken wird, um eine berauschende Wirkung zu erzielen. Der Geschmack ist angenehm, leicht süß, leicht salzig und leicht sauer. Nach dem ersten Auffangen ist er süßer, mit zunehmendem Alter wird er saurer. Die Farbe geht von weiß zu hellblau und blass über, auf der Oberfläche gibt es Blasen oder Schaum, der sich schnell bildet und während der Gärung ein Zischen und dünnere Tropfen erzeugt, ähnlich wie bei frischem und lebendigem Wein. Der Likör wird auf diese Weise von den sogenannten Chegues gewonnen: Sie schneiden die Spitze der blühenden oder fruchtenden Blume, die sie den „Mamma-Baum“ nennen, und hängen einen Topf darunter. Unterhalb der Spitze schneiden sie den Rindenmantel in einem Abstand von vier Fingern schräg ein und heben den Schnitt in Richtung Spitze an, um einen Bart zu erzeugen, der den aus dem geschnittenen Punkt heraustretenden Likör auffängt und in den darunter hängenden Topf gießt. Der Likör, der in dieser Weise gesammelt wird, ist ein wirksames Mittel zur Herstellung von brennbarem Wein, der wie berauschender Wein wirkt, sowie Essig und Zucker, die sie „Lagra“ nennen.“

Dieser Baum ist sehr fruchtbar, besonders an felsigen Orten in der Nähe des Meeres. In den Bergen ist er weniger fruchtbar und trägt kleinere Früchte, deren Wasser weniger süß und weniger angenehm ist. Der Suri-Likör fließt auch in geringerer Menge, ist jedoch stärker. Zwischen dem fünfundzwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr ist er am kräftigsten. Der Baum trägt reichlichere und größere Früchte sowie größere Mammas oder Kapseln, die sie enthalten, und gibt auch mehr Suri-Likör ab. Ab dem Zeitpunkt, an dem er Früchte trägt, produziert er kontinuierlich neue Früchte, obwohl sie in fortgeschrittenem Alter kleiner und von geringerer Menge sind. Der Suri-Likör, den ältere Bäume abgeben, fließt ebenfalls in geringerer Menge, ist jedoch süßer und stärker. Diese Bäume leben normalerweise hundert Jahre.

Und hier kommen die Fragen:

Um was für einen Baum handelt es sich?

Wer war der Autor des Buches, das den exotischen „Garten“ beschreibt, und wie hieß der Titel des Werkes?

Der Baum hat sich rund um die Tropen der ganzen Welt verbreitet, ohne dass Menschen nachhelfen mussten und hat dabei weite Strecken über die Weltmeere zurückgelegt. Wie hat er das geschafft? (Vögel können die Samen jedenfalls unmöglich verschleppt haben).

Der Baum ist eine eierlegende Wollmilchsau: Neben „Likör“ und Branntwein liefert er auch sonst so ziemlich alles, was man braucht. Was zum Beispiel?

In einem populären „Jugendschlager“ der 1950er Jahre werden Primaten besungen, die um den Samen des Baums streiten. Na?

Vor was laufen die Pictogramm-Mennschen da weg ?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Bier unn Appelkorn“): Apfeldorn, Crataegus x lavallei

NhuDeng hatte Elfriedes „Vogel“ (Vogelbeere) abgeschossen. Hier kam er mit seiner Lösung um die Ecke: „Kein Malus! Der berühmte Mitarbeiter “ Lavallee“ erwähnt ja einen Kern. Es wird sich um einen Weißdorn handeln. Weißdorn hatte ich anfangs ausgeschlossen, da ich nur Büsche mit gezahnten Blättern kenne. Aber es gibt auch den „Apfeldorn Crataegus x lavallei ‘Carrierei’“, mit ledrigen Blättern. Die Kreuzung entstand um 1870 in Frankreich und ist eine Kreuzung aus Hahnensporn-Weißdorn (Crataegus crus-galli) und Crataegus pubescens fo. stipulacea. Die Elternarten stammen aus Kanada und den USA beziehungsweise aus Mexiko.
Diesen Baum nutzt man gerne zur Straßenbegrünung und für Parkanlagen, da sich das Gehölz als sehr robust gegenüber Stadtklima erwiesen hat.
Die Früchte sind essbar, also nicht giftig.
Apfelkorn= Apfeldorn Schalalalala!“

Und Rugby hat so etwas wie den Generalschlüssel für viele (nicht alle) Pflanzenrätsel gefunden. Manchmal muss man auf die Namen der agierenden Personen achten:  „“Mr. Hawthorn (englisch für Weißdorn) war ja schon ein Wink mit ’nem ganzen Zaunfeld“

So ist es.

Alle anderen Pflanzen der Woche, seit 2016, findet Ihr hier im Archiv

 

 

 

 

 

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